Hans-Walter Müllers pneumatische Architektur

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„Warum aufblasbare Architektur? Weil sie uns in eine andere Welt entführen, uns zum Nachdenken anregen, uns vergessen lassen, was wir in der Schule gelernt haben. Damit wir wieder wir selbst werden können.“ So resümiert Hans-Walter Müller sein Lebenswerk, das er der pneumatischen Architektur verschieben hat. Seit mehr als 50 Jahren beschäftigt sich der deutsche Ingenieur, Architekt und Künstler mit aufblasbaren Räumen. Sein Atelier samt Werkstatt und Wohnhaus hat er 1971 in La Ferté-Alais bei Paris in einer seiner Luftstrukturen bezogen. Seitdem arbeitet Müller ohne Unterlass an den „Gonflables“, wie sich die peumatischen Architekturentwürfe auf Französisch nennen.

Lufthäuser

Es gibt kaum eine Nutzung, die Hans-Walter Müller ausgelassen hat. Seine einwandigen Tragluftstrukturen entwirft er für Ausstellungs- und Theaterprojekte, als temporäre Einkaufszentren oder Anlaufstellen für Geflüchtete. So entstanden aufblasbare Räume für die Comédie Française, für die Pariser Opern oder für Ballett-Aufführungen von Maurice Béjart.

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1969 entwickelte Müller für die Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence ein Theater mit 800 Plätzen, das regelmäßig bespielt wurde. Selbst eine Kirche ist im Werkverzeichnis des Ingenieurs, sie wiegt gerade mal 40 kg und ist in 10 Minuten aufgeblasen – die Église der Pfarrei Montigny-lès-Cormeilles.

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Im Lauf der Jahre entstanden neuartige Befestigungssysteme und ausgeklügelte Lösungen für den Luftaustausch sowie den Druckverlust an den Türen. Mit Hochfrequenzschweißmaschinen verbindet Müller die Schnittmuster der dünnen Kunststoffbahnen zu Räumen und Ensembles. Seine leichten Konstruktionen sind aus gefärbten, opaken und transparenten Materialien und können ihren Standort wechseln. Sie sind vergänglich wie sein eigenes Atelier: „Mein Haus muss vergehen. L’architectur doit mourir avec son utilisateur“, meint Müller und lehnte ab, als das Gelände vor zwei Jahren unter Schutz gestellt werden sollte.

Hommage an ein Lebenswerk

Heute sind die Kuppeln, Dächer und luftigen Räume Hans-Walter Müllers weltweit verstreut. Sie erzeugen besondere Raumatmosphären, die temporär und flüchtig sind. Mit der Ausstellung „ich habe die schwerkraft schon verlassen“ würdigt das Architekturzentrum Tirol (aut) noch bis 18. Juni den rastlosen Erneuerer der Tragluftvolumen.

„Klangstruktur mit Resonanzkugel“, La Ferté-Alais 2019, © Hans-Walter Müller

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Die zur Ausstellung erschienene Publikation von Robert Stürzl ist bei Spector Books erschienen und zeigt erstmals auf Deutsch einen detaillierten Überblick seines Lebenswerks. Im Zusammenhang der Ausstellung entstand auch ein Film von Lukas Schaller, der Müller in seiner Werkstatt in La Ferté-Alais porträtiert.

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