Hangar für die Weinkultur: Domaine Les Béliers in Ancy-Dornot
Frank O. Gehry, Santiago Calatrava, Steven Holl, Herzog & de Meuron – die Reihe sogenannter Stararchitekten, die in den letzten 20 Jahren Weingüter in aller Welt entworfen hat, ist lang. Wie wohltuend bodenständig mutet verglichen damit der 670.000 Euro teure Neubau an, den das Architekturbüro Gens aus Nancy für die Winzerin Ève Maurice auf der Domaine Les Béliers entworfen hat. Das rund 6 Hektar große Weingut liegt auf einer Anhöhe über dem Moseltal südlich von Metz. Im Werkverzeichnis der Architekten firmiert der Entwurf unter dem passenden Codenamen „Hangar“: ein langer, parallel zum Hang orientierter Riegel mit Pultdach, am nördlichen Ende aufgeständert und am südlichen leicht ins Terrain eingegraben. Dach und Obergeschossfassaden sind mit Wellblech verkleidet, das Untergeschoss erhielt Ton in Ton damit eine Verkleidung aus grauen Faserzementschindeln. Hier unten befinden sich die Maischebottiche und – in einem auf der Westseite in den Hang gegrabenen Seitenflügel – der Fasskeller. Eine Etage höher wird gewohnt und gearbeitet, es werden Gäste beherbergt und verköstigt. Am Südende des Gebäudes befindet sich hier ein großer Schuppen für das landwirtschaftliche Gerät. Nördlich davon schließt sich die großflächig verglaste Probierstube mit weiten Blicken tal- und bergwärts an. Es folgen die Wohnung der Hausherrin und schließlich zwei Richtung Weinberge orientierte, je 35 m2 große Gästezimmer.
Das Haus ist ein Stahlskelettbau, wobei die beheizten Räume von einer gedämmten Sekundärkonstruktion aus Holz umschlossen werden. Die Materialpalette der Innenräume ist ähnlich robust wie jene der Fassaden: Sichtbar verschraubte Mehrschichtplatten an Decken, Böden und Wänden, Innentüren aus dem gleichen Material und verzinkter Stahl ohne weitere Beschichtung sind die dominierenden Materialien. Die bergwärts orientierten Balkone der beiden Gästezimmer sind ringsum von grün lackierten Gitterrosten eingefasst.