Hamburger im Volksmund: Neues Nationalstadion von Tokio
Foto: Arne Müseler, Wikimedia
Nach den Olympischen Sommerspielen 2020 soll das neue Nationalstadion von Kengo Kuma hauptsächlich als Rugbystadion weitergenutzt werden. Angelegt ist es als Fußballstadion mit einer umgebenden Leichtathletikkampfbahn. Entsprechend sind die Zuschauerränge weniger steil angeordnet als gemäß dem heutigen internationalen Fifa-Standard üblich. Der im November 2019 eingeweihte Neubau ersetzt am identischen Standort seinen Vorgänger aus dem Jahr 1958.
Der Neubau war im Zuge der Bewerbung Tokios 2012 als olympischer Austragungsort beschlossen worden. Den Wettbewerb gewannen Zaha Hadid Architects (ZHA), allerdings sprengte deren amorpher Entwurf den ursprünglich gesetzten Kostenrahmen von 2,33 Mrd. Euro erheblich. Als die japanische Regierung im November 2015 die neue Kostenobergrenze auf rund 1,3 Mrd. Euro festlegte, standen nur noch zwei Entwürfe zur Wahl: einer von Toyo Ito, der andere von Kengo Kuma.
Hölzernes Dachtragwerk
Bis Mai 2017 dauerte der Aushub, an den sich dreimonatige Tiefbauarbeiten anschlossen. Der folgende Rohbau ist von zwei Lagen stählerner Rundstützen geprägt. Von denen steht nur die untere senkrecht, die obere neigt sich stark nach innen. Darauf ruht ein hölzernes Dachtragwerk, dessen Zugbalken und Pfetten aus Zedernbalkenschichtholz bestehen. In der Untersicht ist die Konstruktion mit auf Lücke liegenden Lärchenholzbohlen beplankt. Das Dach wiegt insgesamt 19.000 t, es teilt sich in 108 Segmente auf, die kreisförmig die mittige verschließbare Dachöffnung umgeben. Die tortenstückartigen Dachelemente sind bis zu 60 m breit, 15 m lang und bis 180 t schwer. Aufgrund des Platzmangels an der innerstädtischen Baustelle konnten maximal 14 dieser Bauteile gleichzeitig montiert werden.
Die Firstlinie des vorgespannten Daches liegt bei gut 47,40 m über Grund. Die Stadionränge sind von drei Ringen einer außen liegenden Erschließung umgeben, die mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt sind. Zusätzlich entsteht um das Stadion herum eine baumbestandene Parklandschaft. Seine begrünt-offene Fassade dient zudem als Belüftung des 68.089 Zuschauer fassenden Innenraums. Beim Bau wurde auf den Einsatz natürlicher Materialien, insbesondere einheimisches Holz, geachtet. Neben der Fassade und der Dachunterkonstruktion kommt dieses auch beim Innenausbau der Umkleiden und Logen zum Einsatz.
Nach nur dreijähriger Bauzeit wurde der Neubau im November 2019 eröffnet. Mit 1,21 Mrd. Euro überschreitet er geringfügig die ursprünglich veranschlagten Kosten von 1,18 Mrd. Euro.