21.11.2013 Florian Maier

Green Building Award FrankfurtRheinMain 2013 für fünf Gebäude

Den Green Building Award FrankfurtRheinMain loben Frankfurt, Darmstadt und der Regionalverband gemeinsam aus. Er ist neben dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis der bundesweit einzige Architekturpreis, der Nachhaltigkeit am Bau in Gesamtheit würdigt und darüber hinaus allen interessierten Planern und Bauherrn offensteht.

Preisträger 2013
Wohnhaus in Frankfurt am Main
Architekt: Jo. Franzke Architekten
Bauherr: ABG Frankfurt Holding

In der Frankfurter Hansaallee ist es gelungen, die rund 200 Neubauwohnungen an die Anforderungen des Klimawandels und einer älter werdenden Bevölkerung anzupassen. Eine energieeffiziente Bauweise wird hier mit dem Einsatz erneuerbarer Energien und einer flexiblen Nutzung kombiniert. Die generationenübergreifende Planung drückt sich in der offenen Grundrissgestaltung aus. Mit wenigen baulichen Eingriffen können die Wohnungen von "Standard" zu barrierefreien und behindertengerechten Wohnungen umgewandelt werden.

Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe erzeugt die Heizwärme. Die Fußbodenheizung kann an warmen Tagen auch zum Temperieren genutzt werden. Das Wasser wird über Fernwärme erwärmt, wobei eine thermische Solaranlage die Warmwasseranlage unterstützt und circa 30 % der benötigten Energie erzeugt. Zusätzlich sind die Dachflächen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die theoretisch den Primärenergiebedarf für die Wärmepumpe decken können. In der Hansaallee wird das Warmmietenmodell umgesetzt, das heißt, der Verbrauch für Heizung in den Wohnungen wird nicht gesondert abgerechnet.

Foto: Jean-Luc Valentin

energy+ home in Mühltal
Architekt: Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann, TSB Ingenieurgesellschaft in Zusammenarbeit mit LANG+VOLKWEIN Architekten und Ingenieure
Bauherr: privat

Mit dem energy+ home ist es erstmals gelungen, ein Gebäude aus den 1970er Jahren zu einem Plusenergiehaus umzubauen. Durch die Umstellung des Einfamilienhauses auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe konnte der Energieverbrauch reduziert und hochwertige Wohnfläche dazu gewonnen werden. Die Photovoltaik-Module bilden die zentrale Energiequelle des Gebäudes. Sie erzeugen mehr Energie, als für Haushaltsstrom und Heizung benötigt wird. Der Energieüberschuss macht das Haus zur "Tankstelle" eines Elektroautos, das mit dem selbst gewonnenen Strom ca. 20.000 km im Jahr fahren kann. Durch die Umstellung auf die Wärmepumpe konnten der nicht mehr benötigte Öltank und die Ölbrenner-Anlage entfernt und die Fläche in Wohnraum umgewandelt werden. Weiterhin wurde der überdachte Teil der Terrasse geschlossen, wodurch ein weiterer Wohnraum mit Blick ins Tal gewonnen wurde. Der effektive Zugewinn an Wohnfläche beträgt ca. 26 m².

Der Energieverbrauch des Hauses wird extrem reduziert durch eine hocheffiziente Wärmedämmung der Außenhaut, das Energiekonzept mit der Wärmepumpe, einer optimierten Tageslichtversorgung und energieeffizienten Haushaltsgeräten.

DETAIL Bericht »energy+ Home« in Nieder-Ramstadt

Deutsche Börse in Eschborn
Architekt: KSP Jürgen Engel Architekten
Bauherr: Groß & Partner Grundstücksentwicklungsges. mbH, Lang & Cie. Real Estate AG
Betreiber und Nutzer: Deutsche Börse AG

Die Zentrale der Deutsche Börse AG ist ein Beispiel für ein zukunftsweisendes Bürohochhaus. Der kompakte Kubus ermöglicht nicht nur kurze Wege innerhalb des Hauses, sondern schafft durch seine minimierte Hüllfläche ideale Voraussetzung für ein energieeffizientes Gebäude. Das offene Architekturkonzept macht die Aktivitäten der Menschen erlebbar und schafft Gelegenheiten zum Informationsaustausch. Zum Nutzerkomfort tragen speziell entwickelte Produkte wie emissionsfreie Kleber und Lacke bei. Die Temperierung des Gebäudes erfolgt über eine Heizkühldecke, die Zugfreiheit durch niedrigen Luftwechsel sicherstellt.

Die Gebäudehülle mit den charakteristischen Kastenfenstern erzeugt ein transparentes Erscheinungsbild. Der Verglasungsanteil mit lediglich 40 % trägt zur Reduzierung der Kühllasten im Sommer bei. Die zentrale Lüftungsanlage mit hoher Wärmerückgewinnung schafft ein angenehmes Arbeitsklima für die Mitarbeiter. Zu den Besonderheiten der Deutschen Börse zählen zwei hausinterne Biogas-Blockheizkraftwerke, ein Wasserschichten-Wärmespeicher, eine hoch effiziente Wärmerückgewinnung sowie eine effektive Gebäudeautomation. Hinzu kommen der Einsatz erneuerbarer Energien und Baustoffe aus der Region mit einem hohen Recyclinganteil.

Foto: Jean-Luc Valentin

Schule am Kiefernwäldchen in Griesheim
Architekt: Ramona Buxbaum Architekten
Bauherr: Da-Di-Werk Eigenbetrieb Gebäudemanagement des Landkreises Darmstadt-Dieburg

Die Schule am Kiefernwäldchen zeigt, wie ein Gebäude harmonisch in seine Umgebung integriert werden kann. Das Entwurfskonzept war ein sanfter Eingriff in die Natur, denn es wurden drei Baukörper in Form von Baumhäusern entwickelt, die sich zwischen die Bestandsbäume des Wäldchens einfügen. Die durch Stege verbundenen Pavillons beherbergen die Schule für Sprachheilförderung. Das Material Holz, die fröhliche Farbigkeit und die enge Verbindung zur Natur fördern die Sinne der Kinder.

Sowohl hinsichtlich der Bauweise als auch der Nutzung wurde ein innovatives Gebäude geschaffen. Holz als nachwachsender Rohstoff ist bestimmendes Baumaterial bei Tragwerk, Fassade und Innenausbau. Mit der gewählten Bauweise wurde Passivhausstandard erzielt, sodass die Energiekosten niedrig gehalten werden. Hervorzuheben sind die hohe Recyclingfähigkeit der eingesetzten Materialien sowie der gute Komfort in den Klassenräumen.

Die Sprachheilschule verfolgt das Ziel der Inklusion. Den Schülern soll mit der qualifizierten Sprachförderung zügig der Wechsel in eine Regelschule ermöglicht werden. DETAIL Bericht Sprachheilschule in Griesheim

Foto: Ramona Buxbaum

Energetische Sanierung Bürohaus in Darmstadt
Architekt: planungsgruppeDREI
Bauherr: Bauverein AG

Beim Bürohaus in der Darmstädter Rheinstraße wurde ein leerstehendes Verwaltungsgebäude aus den 1950er-Jahren zu modernen Arbeitsräumen umgestaltet. Hoher Nutzerkomfort wird hier mit geringem Energieverbrauch kombiniert. Durch die Sanierung von Bestandsgebäuden werden zudem Baustoffe wiederverwendet und Ressourcen gespart.

Die Sanierung erfolgte auf Grundlage des Passivhausstandards. Die Rahmenbedingungen wie exzellente Dämmung der Gebäudehülle, hohe Luftdichtheit sowie gute Wärmerückgewinnung bei der Be- und Entlüftung waren damit festgelegt. Die Planungen der Gebäudehülle wurden durch eine kontinuierliche Berechnung der Wärmebrücken begleitet und Optimierungsmöglichkeiten genutzt.

In den Büros werden stromsparende PCs eingesetzt, bei denen ein Strombedarf von 80 Watt für Rechner und Bildschirm angestrebt wird. Zur Beleuchtung wurden hocheffiziente Leuchtstoffröhren eingesetzt, die durch Helligkeits- und Anwesenheitssensoren gesteuert werden. Der Nutzer kann jedoch zu jeder Zeit eine individuelle Schaltung wählen. Diese Maßnahmen sind Teil eines Energiekonzepts, das die Aufwendungen für Wärme, Kälte, Lüftung, Beleuchtung und Strom auf neue energiesparende Standards bringt und den Mitarbeitern einen hohen Komfort bei der Arbeit bietet.

Nordansicht

Südansicht

Jury
  • Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch und Dipl.-Ing. Susann Gräff TU Braunschweig, Institut für Gebäude und Solartechnik
  • Prof. Dipl.-Ing. M. Sc. Econ Manfred Hegger und Dipl. Architekt ETH Andrea Georgi-Tomas TU Darmstadt, ee concept GmbH
  • Dr.-Ing. Monika Meyer und Dipl.-Phys. Michael Hörner Institut Wohnen und Umwelt GmbH

Alle ausgezeichneten Projekte beweisen, dass Energieeffizienz und Nachhaltigkeit mit ausdrucksvoller Gestaltung und hohem Nutzungskomfort vereinbar sind. Unter den Bewerbungen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet hatte es die Fachjury nicht leicht, die besten Projekte auszuwählen. Die Schwerpunkte der Bewertung lagen auf technischen, gestalterischen und sozio-kulturellen Aspekten.

Die Preisverleihung fand im Rahmen des 14. Mainova Energy Talks statt, einer regelmäßigen Gesprächsrunde der Frankfurter Hochhausbetreiber. Es gilt als das wichtigste Branchentreffen in Frankfurt für Experten aus den Bereichen Energie, Architektur, Gebäudetechnik und Umweltschutz. Der Green Building Award zeichnet Bauherren und Planer gemeinsam aus. Die prämierten Gebäude werden der Öffentlichkeit präsentiert und sollen so anderen Bauherren als Vorbild dienen.
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