07.03.2010 Kim Ahrend

Gottfried Böhms Bauten im Saarland

Kohlezeichnungen, Fotos und Modelle veranschaulichen Gottfried Böhms saarländisches Werk vom 7. bis 28. März 2010 im Historischen Museum in Saarbrücken. Am 7. März war die feierliche Eröffnung mit dem 90-jährigen Architekten als Ehrengast.
Eigentlich wollte Gottfried Böhm, der im Januar seinen 90. Geburtstag feierte, nicht mehr reisen, doch für die Ausstellungseröffnung »Gottfried Böhm – Bauten und Projekte im Saarland« machten er und seine Frau Elisabeth eine Ausnahme. Sein Besuch wurde von zahlreichen interessierten Museumsgästen honoriert – insbesondere aus der saarländischen Politik und der Architekturszene. Auch wenn der Veranstaltungsraum nicht genügend Platz für
Ausstellung und sitzendes Publikum gleichzeitig bot,
war er dennoch mit Bedacht und absolut nachvollziehbar gewählt: Denn auch der Architekt des Historischen Museums Saar heißt Gottfried Böhm.

Elisabeth und Gottfried Böhm

Dem beeindruckenden Gesamtwerk des einzigen deutschen Pritzker-Preisträgers würde eine einzelne Ausstellung nicht gerecht werden. Die Initiatoren, der Deutsche Werkbund Saar, der Regionalverband Saarbrücken und die Aufbaugesellschaft Saarbrücker Schloss konzentrierten sich in Kooperation mit dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt und dem Historischen Museum Saar bewusst nur auf die saarländische Bauten und Projekte Böhms.
Das Historische Museum befindet sich direkt neben dem Saarbrücker Schloss, dessen Wiederaufbau das wohl bekannteste saarländische Bauwerk Böhms ist und nun 20-Jähriges Bestehen feiert. Bekannt wurde es zunächst durch einen regelrechten Kulturkampf, den Gottfried Böhm mit seinem Entwurf auslöste. Denn die Gestaltung des Mittelrisaliten entsprach so gar nicht der ursprünglichen Architektur des barocken Baumeisters Friedrich Stengels. Diese Diskussion für oder gegen eine Rekonstruktion kann die gegenwärtige Architekturdebatte nur allzu gut nachvollziehen.
Heute, 20 Jahre später, lieben die Saarbrücker Bürger »ihr« Schloss. Davon ist Peter Gillo, Regionalverbandsdirektor überzeugt. Das Saarbrücker Schloss stehe jederzeit und jedem offen und werde auch dementsprechend genutzt. Im Festsaal finden nahezu jedes Wochenende Veranstaltungen statt. Bei der plastischen Gestaltung der Decke zeigt sich sowohl das bildhauerische als auch das malerische Talent des Architekten, der hierfür wunderbar farbige Handskizzen anfertigte. »Betrachten Sie diese Zeichnungen – Sie werden Entdeckungsreise machen« forderte Marlen Dittman, die Vorsitzende des Deutschen Werkbundes Saar, die Ausstellungsbesucher auf.

Neben dem Schloss kann man im kleinen Saarland nahezu jede Etappe des großen Böhmschen Schaffens nachvollziehen: von Schalenbauten der früheren Kirchen über die skulpturalen Betonkirchen der 60er-Jahre bis zu öffentlichen Bauten, Geschäfts-, Wohn- und Siedlungsbauten der 70er und 80er-Jahre. In Fotos und Zeichnungen dargestellt sind z.B. St. Albert auf dem Rodenhof in Saarbrücken, St. Ludwig in Saarlouis, die Stadtmitte Dudweiler mit dem Bürgerhaus und der Umbau des Staatstheaters.

Historisches Museum Saar

Ausstellungsbesucher

Begleitend zur Ausstellung erschien die Broschüre »Gottfried Böhm im Saarland« herausgegeben vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland und ein von Böhm signierter Druck von der Originalzeichnung für das Deckenbild im Festsaal des Schlosses.

Ausstellung: 7. bis 28. März 2010

Begleitveranstaltung: Donnerstag, 25. März 2010, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Wolfgang Pehnt aus Köln spricht über das Werk Gottfried Böhms, eine Diskussion zur jüngsten Geschichte des Saarbrücker Schlosses schließt sich an.

Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr, So 10–18 Uhr
Do 10–20 Uhr
Sa 12–18 Uhr

Historisches Museum

Zeichnung Saarbrücker Schloss

Modell Saarbrücker Schloss

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