11.12.2024 Jakob Schoof

gmp Architekten sanieren Hyparschale

Grün und doch zentrumsnah: Die Hyparschale steht auf einer Flussinsel gegenüber der Altstadt von Magdeburg. © Markus Bredt

Im Juni 2024 war es soweit: Nach fünfjähriger Sanierungszeit öffnete die Hyparschale in Magdeburg wieder ihre Pforten. Der Betonschalenbau, den der Ingenieur Ulrich Müther 1969 als multifunktionale Messehalle schuf, stand zunächst 20 Jahre lang leer. Nun wurde er von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) grundlegend umgestaltet. Künftig sollen hier Kulturveranstaltungen und kleinere Kongresse stattfinden.

Mehr als 20 Jahre Leerstand

Die Hyparschale, am östlichen Ufer der Elbe gelegen, gehört mit einer stützenfreien Dachfläche von 48 x 48 m zu den größten Bauten ihrer Art. Sie basiert auf vier hyperbolischen Paraboloiden, einer Technik, die Müther in der DDR perfektionierte. Als wichtiges Werk der ostdeutschen Nachkriegsarchitektur steht die Halle seit 1998 unter Denkmalschutz, war jedoch bereits stark baufällig und wurde 2001 gesperrt. 2017 entschied sich die Stadt Magdeburg, die Sanierung selbst in Auftrag zu geben. Der Entwurf von gmp überzeugte durch die Kombination aus behutsamer Modernisierung und einem neuen Raumkonzept, das sich harmonisch in die originale Architektur einfügt.

Statt der alten Strukturglasfassaden erhielt das Gebäude nun eine Ganzglasfassade. Die Fassadenteilung wurde beibehalten. © Markus Bredt

Saniert mit Carbonbeton

Die Modernisierung umfasste mehrere Phasen. Zunächst wurde das markante Dach der Halle saniert und seine Tragfähigkeit deutlich erhöht. Dabei kam Carbonbeton zum Einsatz, ein moderner Verbundwerkstoff aus Feinbeton und Carbonmatten. Diese verstärken die filigrane Schalenkonstruktion, die ursprünglich nur 7 cm dick ist, ohne die Proportionen des Daches zu verändern. Innen und außen wurden bestehende Betonflächen gereinigt und aufbereitet, dann das Dach millimeterweise abgeschliffen und schließlich neue Carbonmatten und Feinbetonschichten zur Stabilisierung aufgetragen. Zwischen den vier Dachschalen wurden überdies die Oberlichter wieder geöffnet. Ursprünglich waren sie mit Glasbausteinen ausgefacht, wurden jedoch wegen Undichtigkeiten schon kurz nach der Eröffnung des Bauwerks verschlossen.

Der Innenraum nach dem Umbau: Vier Einbauten in den Gebäudeecken umgeben einen großen, frei bespielbaren Zentralraum. © Markus Bredt

Raum für 500 Personen

Im Innenraum orientierten sich die Architekten an Müthers quadratischem Grundriss. An den Ecken der Halle wurden vier Kuben mit einer Grundfläche von je 15 x 15 m eingefügt. Diese Kuben, die durch Galerien und Brücken verbunden sind, schaffen neue Räume für kleinere Veranstaltungen, Seminare und Ausstellungen. Gleichzeitig geben sie dem großen zentralen Veranstaltungssaal für bis zu 500 Personen einen architektonischen Rahmen. Die Raumstruktur bietet somit flexible Nutzungsmöglichkeiten für unterschiedlichste Anlässe und lässt die Hyparschale als lebendigen Kulturraum wieder aufleben.

Neue, transparente Fassade

Die Gestaltung der Außenfassade wurde ebenfalls angepasst, wobei die Architekten auf den industriellen Charakter des ursprünglichen Entwurfs Rücksicht nahmen. Statt der alten, lichtdurchlässigen Industrieverglasung ermöglicht nun eine neue, transparente Glasfassade freie Blicke auf den benachbarten Rotehornpark und schafft eine stärkere Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Gleichzeitig bleibt die originale Fassadengliederung mit ihren vertikalen Elementen bestehen.

Fünf Jahre dauerte die Sanierung insgesamt. Dabei wurde das Gebäude völlig entkernt, das Dach verstärkt und die Fassaden erneuert. © Markus Bredt

Für die Nachwelt gerettet

Ulrich Müther, der Schöpfer der Hyparschale, war einer der führenden Ingenieure der DDR im Bereich der Betonschalenkonstruktion. Er entwickelte mehr als 70 Bauten, oft in Zusammenarbeit mit anderen Architekten. Zu seinen berühmtesten Bauwerken zählt auch das „Ahornblatt“ in Berlin, das jedoch im Jahr 2000 abgerissen wurde. Der Hyparschale war gottlob ein anderes Schicksal beschieden. Mit seiner gelungenen Sanierung bleibt der größte noch erhaltene Müther-Bau als wichtiges Erbe der Nachkriegsarchitektur erhalten. Durch das neue Nutzungskonzept erhält die Hyparschale eine tragfähige Zukunft.


Architektur: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Bauherr: Landeshauptstadt Magdeburg, Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement
Standort: Heinrich-Heine-Weg 7, 39114 Magdeburg (DE)


Tragwerksplanung: Rühle, Jentzsch & Partner
TGA-Planung: Haupt Ingenieurgesellschaft, Ingenieurbüro Elektrotechnik
Bauphysik: Ingenieurbüro Kriegenburg, ITG Energieinstitut
Carbonbeton-Technologie: Carbocon

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