Ausstellung in Berlin
Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau
Ausstellung Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau, Deutsches Architektur Zentrum DAZ, Berlin 2024, © Tarek Effat
Wie kann Architektur dazu beitragen, soziale Gerechtigkeit und Diversität zu fördern? Antworten liefert das Deutsche Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin mit der Ausstellung „Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau“. Sie zeigt, wie wegweisende Projekte der Vergangenheit – etwa der Wohnkomplex Block 2 der Internationalen Bauausstellung (IBA) – sowie die Geschichten heutiger Bewohnerinnen und Aktivistinnen Ansätze für bezahlbaren und gerechten Wohnraum liefern.
Ausstellung Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau, Deutsches Architektur Zentrum DAZ, Berlin 2024, © Tarek Effat
Im Fokus steht der Wohnkomplex Block 2 in der Dessauer Straße in Berlin-Kreuzberg, ein Projekt, das soziokulturell diverse Lebensmodelle sowohl konzeptionell als auch baulich berücksichtigt. Als Teil der IBA 1984/87 realisiert, wurde es durch das Engagement progressiver Initiativen wie der Feministischen Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA) ermöglicht. Diese forderte seit 1981 die gleichwertige Beteiligung von Frauen an Planungs- und Bauprozessen. Das Projekt wurde schließlich von renommierten Architektinnen wie Zaha Hadid, Myra Warhaftig und Christine Jachmann gestaltet und gilt bis heute als beispielhaft. Es umfasst innovative Ansätze wie flurlose Wohnungen, barrierefreie Zugänge und kindgerechte Innenhöfe.
Pınar Öğrenci: „Gurbet artık bir ev / Gurbet is a home now“, Videoinstallation, Ausstellung Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau, Deutsches Architektur Zentrum DAZ, Berlin 2024, © Tarek Effat
Die Kuratorinnen Océane Vé-Réveillac und Silja Glomb haben eine Vielzahl von Geschichten und Perspektiven zusammengetragen – von damaligen wie auch heutigen Akteurinnen und Bewohnern. Die Präsentation setzt auf eine beeindruckende Ausstellungsarchitektur: Ein maßstabsgetreuer Nachbau zentraler Wohnungsgrundrisse von Christine Jachmann bildet das Herzstück. Ein großer rechteckiger Raum aus leichten Holzmodulen wird durch einen schwebenden Textilraum ergänzt, der Jachmanns Atrium, das „Grüne Zimmer“, repräsentiert. An den Wänden der Konstruktion verweben sich Zeichnungen, Modelle, Schriften und Korrespondenzen mit Interviews und Bildkunst zu einem erzählerischen wie räumlichen Erlebnis.
Marisa Reichert, „Block 2 Ein Porträt“, Fotoessay, Ausstellung Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau, Deutsches Architektur Zentrum DAZ, Berlin 2024, © Tarek Effat
Doch die Ausstellung beleuchtet mehr als nur die Geschichte des Block 2. Die Ausstellung verbindet architektonische und kulturelle Dimensionen des Wohnens. So wird etwa die Geschichte der Ostberliner Aktivistin Christiane Seefeld thematisiert, deren Wohnung in den 1980er-Jahren zu einer zentralen Institution queerer politischer und künstlerischer Arbeit wurde. Mit einem Film von Pınar Öğrenci „Gurbet artık bir ev“ werden die Migrationserfahrungen von der Türkei nach Deutschland aus Sicht von Berliner und Berlinerinnen mit Migrationsgeschichte verdeutlicht. Die Ausstellung wirft auch ein Blick auf heutige Fragen: Wie können pluralistische, sozial gerechte und bezahlbare Wohnformen geschaffen werden? Die ausgestellten Ideen und Geschichten machen deutlich, wie Architektur eine entscheidende Rolle in der Gestaltung einer gerechteren Gesellschaft spielen kann.
Ausstellung: Dessauer Straße und andere Geschichten vom emanzipatorischen Wohnungsbau
Ausstellungsort: Deutsches Architektur Zentrum (DAZ), Wilhelmine-Gemberg-Weg 6, 2. Hof, Eingang H1, 10179 Berlin (DE)
Ausstellungsdauer: 6. Dezember 2024 bis 16. Februar 2025
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 15–20 Uhr
Weitere Informationen: www.daz.de