15.12.2016 Insa Thiel

Geheilte Wunden: Umnutzung und Erweiterung eines alten Krankenhauses in Meursault

Der seit 1926 unter Denkmalschutz stehende Baukörper glich schon seit Jahren einer Ruine und prägte den Ort als Überbleibsel aus vergangener Zeit. Eine alte Kapelle und ein Pförtnerhaus bilden die historischen Eckpfeiler des Blocks. Zwischen ihnen spannt sich ein länglicher Raum auf, der damals als Haus für die Heilung bedürftiger Kranke genutzt wurde. Zusammen bilden die Kapelle und der längliche Bau heute zweierlei Ausstellungsflächen mit historischer Kulisse. Das damalige Pförtnerhaus schafft Raum für eine Touristeninformation und den Haupteingang des Kulturbaus. Ein neuer, an die alten Gemäuer anschließender Gebäudeflügel ergänzt dabei den Altbestand um Räumlichkeiten zur Weinverkostung und bildet mit seiner metallischen Zinkfassade einen bewussten Kontrast zum steinernen Bestand. In seiner Kubatur schließt er nicht nur den rechteckigen Gebäudeblock, er gibt dem Komplex auch eine neue Bedeutung. Neben Ausstellungen und Verköstigungen sollen dort, wo damals Kranke geheilt wurden, nun städtische Veranstaltungen stattfinden. Mit eingestellten Servicebereichen und einer eigenen Öffnung zum Innenhof rahmen ihn die historischen Mauern, die an die Geschütztheit einer Klostermauer erinnern und den Räumlichkeiten mehr Intimsphäre und die Orientierung zum gemeinsamen Innenhof verleihen.

An der Grenze des Ortes und als Schwelle zu den angrenzenden Weinfeldern symbolisiert das ehemalige Krankenhaus auch heute noch eine gewisse Isoliertheit. Die steinerne Umzäunung markiert dabei nicht nur die Grenze des Grundstücks, sie bildet auch die Markierung des Übergangs der Berge zum flachen Grund des Ortes. Nach wie vor die Kontur des Ensembles bildend, wurde sie repariert und mit neuen Steinen wieder aufgefüllt. Diese Intervention der Architekten folgt dem natürlichen Lauf der Geschichte von Gebäuden und ihren nutzungsbedingten Veränderungen. Vereinzelte Restaurierungsarbeiten sollen dabei an ihren Ursprungszustand erinnern ohne den Anschein von Originalität zu vermitteln. So bleiben signifikante Elemente erhalten und werden in ihrer Logik in systematischer Manier reorganisiert und umgenutzt. Mit den Anbauten folgen die Architekten einer bewusst abstrahierten Form der vorhandenen Satteldächer. Bestehende Fensteröffnungen wurden teilweise wieder geöffnet und erweitert und ermöglichen so eine überwiegend natürliche Belichtung.

Ein Obstgarten inmitten der Umfriedung lässt die Hoffläche weitgehend unbebaut und bietet die Möglichkeit weiterer zukünftiger archäologischer Ausgrabungen. Der Eingang im Westen wird von den Architekten als Entree in die historische Stadt beschrieben, der die Besucher wie ein steinerner Teppich willkommen heißen und an die Historie des Ortes erinnern soll.

Minimalistisch und nüchtern gelingt es den Architekten behutsam mit der vorhandenen Struktur umzugehen und langlebige Materialien wie lokale Steine, Holz und Zink zu verwenden. Die neue, monolithisch erscheinende Hülle wurde in »Azengar Zink« ausgeführt, der in Wechselwirkung mit den vorhandenen Steinen aus Burgund durch natürlich wirkende Unebenheiten und leichte Reflexionen überrascht. Die Fensteröffnungen werden in ihrer Anzahl und Größe stetig dichter und offener. So entsteht eine Reise von dunklen zu hellen Räumen, in denen sich die Ausblicke in die Landschaft vervielfachen und die historische Architektur immer wieder aus einer neuer Perspektive erscheint. Der massive Bestand wechselt sich mit einer leichten Holzkonstruktion ab, die auf die historischen Formen reagiert, diese aber bewusst nicht imitiert und so den konzeptuellen Kreis schließt – Addieren und Heilen statt Rekonstruieren.

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Foto: Martin Argyroglo

Lageplan, Grafik: Jung Architekten + Simon Buri

Ansicht und Schnitt, Grafik: Jung Architekten + Simon Buri

Ansicht und Schnitt, Grafik: Jung Architekten + Simon Buri

Grundriss, Grafik: Jung Architekten + Simon Buri

Konzeptdiagramm, Grafik: Jung Architekten + Simon Buri

Weitere Informationen:

Projektleitung:
Jean-Claude Calédonien

Kosten: 2.800.000 €
Fläche: 450 m² + 3000 m² Garten

Fotos: Martin Argyroglo
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