DETAIL Nachbericht
Gebäudehüllen im Wandel – Innovative Sanierungskonzepte
© Zoey Braun
Lorem Ipsum: Zwischenüberschrift
Im Mittelpunkt des Architekturtags „Gebäudehüllen im Wandel – Innovative Sanierungskonzepte“ der Verbände A|U|F, dem BF Bundesverband Flachglas, dem ift Rosenheim, Rewindo und dem VFF Verband Fenster + Fassade stand die Frage, wie bestehende Gebäude fit für die Zukunft gemacht werden können. Expertinnen und Experten aus Architektur, Forschung und Recht präsentierten Lösungsansätze, die nicht nur energetische und funktionale Verbesserungen, sondern auch nachhaltige Materialkreisläufe in den Fokus rücken. Die vier Vorträge und die abschließende Podiumsdiskussion griffen zentrale Herausforderungen auf: Wie können bestehende Fassaden effizient modernisiert werden? Welche Möglichkeiten bieten sich bei der Umnutzung von Gebäuden und welche Rolle spielen Recyclingfähigkeit und Sekundärrohstoffe? Und nicht zuletzt: Welche Stolperfallen bieten die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Vertragsgestaltung für die Planenden? Dass innovative Sanierungskonzepte nicht nur technisches Know-how, sondern auch interdisziplinäre Ansätze und kreatives Umdenken erfordern, zeigte die Veranstaltung eindrucksvoll. Die Mischung aus Praxisbeispielen, zukunftsorientierter Forschung und konkreten Handlungsempfehlungen machte deutlich: Nachhaltiges Bauen im Bestand ist eine Aufgabe, die weiter an Relevanz gewinnt - und eine, die lösbar ist und Spaß machen kann.
© Jens Willebrand
Alles nur Fassade?
Florian Danner von Danner Yildiz Architekten aus Tübingen spannte in seinem Vortrag den Bogen von Sempers Theorie der Fassade als Bekleidung eines Bauwerks über die Analogie der Funktionen der Haut bis hin zu den vielfältigen funktionalen, aber auch ästhetischen und kommunikativen Anforderungen an eine Gebäudehülle. Mit seinem Projekt „Haus der Planer” zeigte er eindrucksvoll, wie ein unscheinbares Verwaltungsgebäude aus den 1960er Jahren mit Aufstockung und Erweiterung zu neuem Leben erweckt werden kann. Angefangen von den großflächigen Verglasungen nach Norden, der Trennung der Fassade von der Primärkonstruktion, um einen weiteren Materialkreislauf zu ermöglichen, bis hin zum gestalterischen Kniff, die Entwässerung wie die Adern unter der Haut in die Fassade zu legen und das Dach als fünfte „grüne” Fassade nutzbar zu machen.
Florian Danner von Danner Yildiz Architekten aus Tübingen. © Vcam4
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Maßnahmen im Bestand verlangen Aufmerksamkeit bei der Vertragsgestaltung
Bauen im Bestand ist nicht nur eine Zukunftsaufgabe, sondern mit einer Quote von 70% Sanierungsaufgaben zu 30% Neubau bereits heute Realität. Ein Grund mehr, bei der Gestaltung von Architekten- und Ingenieurverträgen die besonderen Anforderungen des Bauens im Bestand zu berücksichtigen, wie der Baurechtsexperte Matthias Hilka von der SMNG Rechtsanwaltsgesellschaft mbH in Frankfurt am Main erläuterte. Das beginnt bei der Zielfindungsphase und den möglichst umfassend formulierten Planungs- und Überwachungszielen im Vertrag und reicht bis zu den Honorarrisiken für Architekten und Ingenieure, wenn die in der HOAI als im Bestand anrechenbare Mehrkosten für die mitzuverarbeitende Bausubstanz sowie der Zuschlag zum Honorar (Umbau- und Modernisierungsvorschlag) nicht klar formuliert sind.
Matthias Hilka von SMNG. © Vcam4
Zirkuläre Wertschöpfung für Fenster
Der Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme von der FH Münster blickte zunächst in die Zukunft, um die Hemmnisse der Gegenwart zu adressieren. Denn das Ziel, der von ihr vorgestellten Forschung zur Roadmap zirkuläre Wertschöpfung, ist die Entwicklung eines nachhaltigen (technisch, ökonomisch, ökologisch) Ansatzes zur Wiederverwendung von Materialien. Während bestehende materialübergreifende Initiativen im Fensterbereich bereits auf einem guten Weg sind, Rohstoffe im Kreislauf zu halten, liegt noch großes Potenzial im Wissensaufbau bei den Akteuren im Prozess einer zirkulären Wertschöpfung. Dabei geht es nicht nur um die Sensibilisierung bzw. frühzeitige Planung des Rückbaus oder die Einführung neuer Geschäftsmodelle und Rücknahmesysteme, sondern auch um eine digitale Infrastruktur. Konkret im Rahmen von digitalen Materialpässen, ohne die - mangels Wissen - die urbane Mine nicht gehoben werden kann.
Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme von der FH Münste. © Vcam4
Von der Textilfabrik zum gemischten Quartiersbaustein
Die Transformation einer ehemaligen Fabrik als Impulsprojekt für ein benachteiligtes Quartier in Wuppertal stand im Mittelpunkt des Vortrags von Ragnhild Klußmann von raumwerk.architekten aus Köln. Das Entwurfskonzept setzt auf einen ressourcenschonenden Umgang mit dem Bestand und einen gleichberechtigten ästhetischen Dialog zwischen Alt und Neu. Gebrauchsspuren wurden erhalten und Neues angemessen ergänzt. So wurde u.a. aus einer viergeschossigen Fabrikhalle aus den 1970er Jahren ein Hybridgebäude mit Schulwerkstätten, Kindertagesstätte, Bürolofts sowie einer Nachbarschaftsetage mit Stadtteilbibliothek und Stadtteilküche. Sichtbarer Ausdruck des Neuen ist die neue Fassade mit einer Verkleidung aus gelben Streckmetallplatten. Diese ist zugleich Teil des mit einem Kybernetikbüro entwickelten Lowtech-Klimakonzepts, das eine klassische Wärmedämmung überflüssig machte.
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Ragnhild Klußmann von raumwerk.architekten aus Köln. © Vcam4
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Die anschließende Podiumsdiskussion, zu der zusätzlich Michael Vetter, Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service, zugeschaltet wurde, bot Gelegenheit, die Diskussion auf verschiedenen Ebenen fortzusetzen. Der Bogen spannte sich von der Frage der Rohstoffverfügbarkeit über Anreize zur Akzeptanz von Rezyklaten bis hin zur erweiterten Produktverantwortung und damit zu rechtlichen und normativen Aspekten. Aber auch die Frage nach dem Mindset und der Wertschätzung des Vorhandenen, aber auch der Wiederverwendung in einem neuen Kontext - womit die Klammer zum Beginn des Architektentages und der Theorie der Fassadenverkleidung von Semper geschlossen werden konnte.
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