Stadt, Land, Fluss
Gebäudeensemble in Neuenburg am Rhein von Mono Architekten
Das Areal Am Kronenrain erhält sein markantes Erscheinungsbild durch das Zusammenspiel von drei Baukörpern. © MONO, Gregor Schmidt
Mono Architekten schlagen in Neuenburg am Rhein einen Bogen zwischen Alt und Neu: Ihr Gebäudeensemble Am Kronenrain verbindet das Stadtzentrum mit den Rheinauen und verknüpft dabei Tradition und Moderne.
Das neue Gebäudeensemble verbindet das Stadtzentrum mit den Rheinauen. © MONO, Gregor Schmidt
Farbe bekennen
Neuenburg sieht Rot – jedoch nur beim Anblick des neuen Stadteingangs. Als Bindeglied zwischen den Rheinauen und dem Stadtzentrum haben Mono Architekten ein dreiteiliges Ensemble aus Stampfbeton umgesetzt, das sich farblich und formal als Landmarke präsentiert. Sein markantes Erscheinungsbild erhält der Bau durch das Zusammenspiel der einzelnen Baukörper: einem Parkhaus mit einer geschwungenen 155 m langen Außenwand, einem Turm mit Aussichtsplattform sowie einer Brücke, die beide miteinander verbindet. Als Fassadenmaterial wählten Mono Architekten rot eingefärbten Stampfbeton. Die teils verdichteten, teils rauen Oberflächenstrukturen betonen den schlichten, robusten Charakter der monolithischen Gebäudehülle.
Zusätzliche Strukturierung erhalten die einheitlichen Außenmauern durch eine quadratische Perforierung: Dieses Gestaltungsmotiv gewährleistet einen ausgewogenen Öffnungsanteil in Turm und Parkhaus. Dadurch wird eine natürliche Belüftung sowie gleichmäßiges Tageslicht im Inneren garantiert. Mit einfachen Mitteln ist es den Berliner Architekten gelungen, Form mit Funktion in der Fassadengestaltung miteinander zu verbinden. Zugleich schlagen sie mit der Materialwahl eine Brücke zwischen traditionellem Handwerk sowie der von rötlichem Sandstein geprägten Baukultur der Region.
Landmarke in den Rheinauen: der monolithische Aussichtsturm. © MONO, Gregor Schmidt
Gut verbunden
Einen weiteren Bezug zur Geschichte stellt der Verlauf der bis zu 35 m hohen, lediglich auf Druck belasteten Stampfbetonmauern dar, die auf den Spuren der ehemaligen Stadtmauern hochgezogen wurden. Mit dieser gestalterischen Entscheidung interpretieren Mono Architekten ein Stück Geschichte neu. Gemeinsam mit dem im Hang eingebetteten Parkhaus bildet die Mauer einen Sockel aus, der ein neues Plateau schafft – den Münsterplatz. Im Anschluss an diesen autofreien Stadtbalkon führt die neu erstellte Zähringerbrücke aus Cortenstahl-Elementen die Wegführung fort und überspannt die stark frequentierte Bundesstraße B 378. An deren Ende nimmt der Bertholdturm als gut sichtbare Landmarke die vertikale Erschließung auf und garantiert die komplett barrierefreie Verbindung hinab zum flussnahen Wuhrlochpark.
Die Aussischtsplattform ermöglicht weitläufige Blicke in die umliegende Landschaft. © MONO, Gregor Schmidt
Die Aussichtsplattform des Turms ermöglicht einen Blick auf die weitläufigen Rheinauen über den Schwarzwald bis hin zum Dreiländereck. Infrastrukturell schließt der neue Gebäudekomplex somit die bisherige Lücke zwischen der Flusslandschaft und der Stadt, rückt das urbane Leben näher ans Wasser und transformiert zugleich Fragmente der Stadtgeschichte in die heutige Zeit.
Die quadratische Perforierung sorgt für eine gleichmäßige Belichtung. © MONO, Gregor Schmidt
Mit dem Roller über die vielbefahrene Bundesstraße: Auch das ist nun gefahrlos möglich. © MONO, Gregor Schmidt
Brücken schlagen
Den Startschuss für die Neugestaltung des 1,7 ha großen Areals initiierte die Landesgartenschau, die 2022 den Wuhrlochpark bespielte. Im Rahmen dieser eröffnete sich für die Stadt Neuenburg die Möglichkeit, historisch bedeutsame, innerstädtische Flächen neu zu ordnen sowie die Flusslandschaft mit dem Zentrum zu verbinden. Neben einer räumlichen Neuinszenierung forderte die Stadt insbesondere eine Fuß- und Radwegüberquerung über die Bundesstraße sowie eine Lösung der bisherigen Parkplatzsituation. 230 zentrumsnahe Abstellplätze sowie die geforderte Wegführung vereint nun das prägnante Ensemble von Mono Architekten, die mit ihrem Entwurf den offenen, zweiphasigen Planungswettbewerb für sich entscheiden konnten.
Identitätsstiftend und historisch verwurzelt: Durch das Areal Am Kronenrain entsteht ein nachhaltiges Bindeglied im urbanen Kontext von Neuenburg. © MONO, Gregor Schmidt
Identitätsstiftend und historisch verwurzelt präsentiert das Gebäudeensemble eine angemessene und langlebige Übergangslösung. Tradition trifft hier auf Moderne und Natur auf Urbanismus, sodass der Neubau auf mehreren Ebenen ein nachhaltiges Bindeglied im umgebenden Kontext Neuenburgs darstellt.
Architektur: MONO Architekten
Projektleitung: Daniel Schilp
Bauherr: Stadt Neuenburg am Rhein
Standort: Am Kronenrain, 79395 Neuenburg am Rhein (DE)
Tragwerksplanung: WTM Engineers
Projektsteuerung: Drees & Sommer
Landschaftsarchitektur: Planorama Landschaftsarchitektur
Fassadenplanung: wh-p Ingenieure
Technische Gebäudeausrüstung: Sütterlin & Partner
Brandschutzkonzept: Brandschutzbüro Eisenbraun
Brückenbau: Schmees & Lühn Holz- und Stahlingenieurbau