Fünf Giebel für 200 Kinder: Primarschule in Azmoos
Foto: Georg Aerni
Es war gewissermaßen der Schnellstart in die gemeinsame Karriere, als das kurz zuvor gegründete Berliner Architekturbüro Felgendreher Olfs Köchling 2015 den Wettbewerb für das Primarschulhaus im Schweizer Azmoos gewann. Schon lange hatte sich die an der Grenze zu Liechtenstein gelegene Rheintalgemeinde Wartau, zu der Azmoos gehört, mit dem Gedanken getragen, das baufällige Schulhaus Feld in der Ortsmitte entweder grundlegend zu sanieren oder durch einen Neubau zu ersetzen. Die Wahl zwischen den beiden Optionen blieb den Wettbewerbsteilnehmern überlassen. Das Ziel war jedoch vorgegeben: 200 Kinder vom Kindergartenalter bis zur 6. Klasse sollten in dem Haus ihren Platz finden; ein zweites Schulhaus sowie den zuvor eigenständigen Kindergarten wollte die Gemeinde aufgeben.
Der fünfgiebelige, zweigeschossige Neubau der Berliner Architekten erinnert auf den ersten Blick an einen veredelten Industriebau oder eine Reihe dicht aneinander gedrängter Holzhäuser. Neben dem Kindergarten, umfasst das Raumprogramm neun Klassenzimmer mit kleineren Gruppenräumen, vier Werkräume, Bibliothek, Aula und Informatikzimmer sowie eine Turnhalle, die aufgrund ihres großen Volumens aus dem Untergeschoss zugänglich ist. Letzteres besteht ebenso wie die Sockelwände bis 25 cm über dem Erdboden aus Stahlbeton. Weiter oben sind die Außenwände in Holzständerbauweise errichtet und mit Fichten- und Weißtannenholz verschalt. Holz-Beton-Verbunddecken trennen die Geschosse voneinander.
Zwei weit zurückgesetzte Eingänge an der Süd- und Nordseite erschließen das Haus. Während die Erdgeschossräume auf klassische Weise nach außen orientiert und über die Fassaden belichtet sind, funktioniert der mit 40 x 58 m Grundfläche sehr tiefe und kompakte Obergeschossgrundriss nach Ansicht der Wettbewerbsjury „wie ein Dorf mit Platz und Straßen“. Die Architekten sprechen von einer „von oben belichteten Lernlandschaft, in der verschiedene Unterrichtsformen zur gleichen Zeit stattfinden können.“ Das alles dominierende Landschaftselement sind hier die holzverkleideten, gefalteten Dachflächen, die lediglich durch lange Oberlichtbänder auf den Nordseiten unterbrochen werden. Die Südseiten der Dächer sind dagegen teilweise mit Photovoltaikmodulen belegt. Damit und mit der guten Dämmung der Gebäudehülle erreicht das neue Schulhaus den Schweizer Energiestandard Minergie-A.
Weitere Informationen:
Bauleitung: Gauer Architektur
Holzbau: Blumer-Lehmann AG