Freischwingende Dämmung für Neubau über Bahntunnel

Auf einem zentral gelegenen Grundstück in Nürnberg errichtet das evangelisches Siedlungswerk (ESW) Bayern derzeit 50 Seniorenwohnungen. Zu den größeren Herausforderungen gehört neben dem zu erhaltenden Baumbestand ein zu überbauender U-Bahntunnel. Um Erschütterungen, die durch die U-Bahn in das achtsstöckige Gebäude eingeleitet werden würden, zu vermeiden, muss das Tragwerk vom Boden entkoppelt werden. Sowohl die Bodenplatte als auch die Dämmung mit Austrotherm XPS-Dämmstoffplatten sind deshalb freischwingend ausgeführt. Der Hohlraum unter der Bodenplatte beträgt zirka 10 cm.

25 m-Tiefgründung

Laut Robert Flock, Architekt und ESW-Geschäftsführer habe man sich trotz des Aufwandes bewusst für den Neubau auf diesem Grundstück entschieden, um neuen, geförderten Wohnraum für Seniorinnen und Senioren zu schaffen. Das Gebäude ist komplett barrierefrei nach DIN 18040-2 konzipiert und entspricht den gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz gemäß KfW-Effizienzhaus 55 sowie an den Schallschutz. Vergleichsberechnungen hatten ergeben, dass die Lasten des Gebäudes nicht von der U-Bahn-Röhre aufgenommen werden.

Freischwingende Bodenplatte

Deshalb erfolgt eine Tiefgründung auf 25 m mit 1,2 m dicken Bohrpfählen rechts und links der U-Bahn-Trasse. Auf den Bohrpfählen liegen Pfahlkopfbalken, die die Last des Gebäudes aufnehmen und über die Bohrpfähle so tief in den Baugrund einleiten, dass die Tunnelröhre nicht belastet wird. Die Einleitung von Lasten durch Mantelreibung wird reduziert, indem die Bohrpfähle zusätzlich mit speziellen Gewebehülsenschläuchen vom Baugrund abgetrennt werden, dies bedurfte einer Zustimmung im Einzelfall.

Da auf die Tunnelfirste keine Lasten eingeleitet werden dürfen, wird der Bereich mit einer Spannweite von circa 13 m mittels einer Stahlbetonbodenplatte mit Vorspannung und Wandscheiben in Spannbetonbauweise überbrückt. Wandscheiben und Bodenplatte werden rechts und links neben der U-Bahnröhre auf den Trägerrost aufgelegt, Bodenplatte und Dämmung mit Austrotherm XPS-Dämmstoffplatten werden freischwingend ausgeführt. Der Hohlraum unter der Bodenplatte sollte circa 10 cm betragen. Zum Einsatz kamen Ecgovoid-Platten, spezielle Papierwabenplatten, die als verlorene Schalung dienen und zu einem definierten Zeitpunkt einer kontrollierten Wasserbeaufschlagung ausgesetzt wurden. Sobald sie sich zersetzen, entsteht der gewünschte Hohlraum. Wasserbeaufschlagung und die freihängende Ausführung dürfen den Platten nichts anhaben.

Der Neubau liegt über einem bestehenden U-Bahn-Tunnel, die Röhre nimmt die Lasten nicht ohne weiteres auf. Deshalb werden die rosafarbenen Austrotherm XPS-Dämmstoffplatten im Bereich der Tunnelfirste freischwingend verankert.  © Austrotherm

Hochleistungsfähige XPS-Dämmstoffplatten

Entscheidende Kriterien bei der Auswahl des Dämmstoffes waren neben der geforderten Dämmleistung auch die Zusicherung einer dauerhaften Form- und Druckstabilität. Der Hersteller Austrotherm erfüllt alle Kriterien. Er lieferte hochleistungsfähige XPS-Dämmstoffplatten just in time auf die Baustelle. Damit sie nach der Freispülung der Ecgovoid-Platten weiterhin sicher an der Unterseite der Bodenplatte „hängen“ bleiben, kamen spezielle Kunststoffdübel („Tannenbäume“) zum Einsatz. Sie wurden in die 80 mm starken Austrotherm XPS TOP 30 Dämmstoffplatten getrieben und ihre Spitzen anschließend laut Hersteller „für die Ewigkeit“ einbetoniert. HK