Freiräume: Ein Ausblick auf die 16. Architektur-Biennale in Venedig
Foto: Giorgio Squillacciotti
Die Anfrage kam recht überraschend, erinnern sich Yvonne Farrell und Shelley McNamara. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres erhielten die beiden irischen Architektinnen von Grafton Architects einen Anruf aus Venedig. Sie wurden als Kuratorinnen für die 16. Architektur-Biennale 2018 angefragt – und waren sofort begeistert, wie sie im Rückblick erzählen.
Nun haben Yvonne Farrell und Shelly McNamara mit ihrem Team seit drei Monaten an ihrem Konzept für die Biennale gearbeitet und ein Programm entwickelt, das die grundsätzlichen Fragen und Qualitäten der Architektur ins Zentrum stellt. »Freespace« ist der Begriff, unter dem sie all diese Aspekte sammeln – und dabei den Rahmen für die Biennale festlegen. Ihr gleichnamiges Manifest dient als Leitlinie für 71 Teilnehmer, die sie für die Hauptausstellung in den Giardini und im Arsenale eingeladen haben. Darunter sind renommierte Büros oder Pritzkerpreisträger wie Álvaro Siza, Wang Shu oder Peter Zumthors – aber auch Überraschungen wie Angela Deuber aus der Schweiz, Area architecture aus Slowenien oder Carla Juaçaba aus Brasilien. Sie alle entwickeln Freiräume – wobei sie carte blanche für die Auslegung des Begriffs haben. Das Freespace-Manifest gib eine Richtung vor – es liest sich auch wie ein politisches Statement, das die Qualitäten und Aufgaben der Architektur, ihr Potenzial und ihre Verantwortung ins Gedächtnis ruft und dabei optimistisch nach vorne blickt.
Zum Ausstellungskonzept der beiden Kuratorinnen gehören auch zwei Sonderbereiche, die sich historischen Gebäuden zum einen und zum anderen der Praxis des Unterrichtens widmen. Denn den Freiraum verstehen Yonne Farrell und Shelley McNamara nicht nur wörtlich, sondern auch als eine Metapher, die zeitliche Freiräume und Gedankenfreiräume miteinschließt.
Unter den 65 Ländern, die auf der diesjährigen Biennale mit nationalen Pavillons vertreten sein werden, ist erstmals auch der Vatikan mit einem Beitrag auf der Insel von San Giorgo. Außerdem neu dabei sind Antigua & Barbuda, Saudi-Arabien, Guatemala, Libanon, Mongolei und Pakistan. Der deutsche Pavillon wird von den Berliner Architekten Graft in Kooperation mit Marianne Birthler kuratiert.
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