Freie Sicht auf 18 Ebenen: Wohnhochhaus De Generaal in Rijswijk von Mei architects
Foto: Ossip van Duivenbode
Das niederländische Architekturbüro Mei architects hat sich einen Namen gemacht mit komplexen Sanierungsprojekten. Jüngstes Paradebeispiel: das einstige Bürohochhaus De Generaal in Rijswijk, einem Vorort von Den Haag. Der 18-Geschosser unweit des Bahnhofs der 55.000-Einwohner-Stadt diente bis dato als Hauptsitz der niederländischen Steuerbehörde. Jetzt verteilen sich 200 Zwei- bis Dreizimmerwohnungen auf seine Obergeschosse, im Erdgeschoss sind Ladenflächen entstanden. Ein Drittel der Wohnungen werden zum Kauf angeboten, die restlichen zwei Drittel kann man für ungefähr 1000 Euro pro Monat mieten.
Zu diesem Preis erwartet die Bewohner ein ziemlicher räumlicher Luxus: Deckenhöhen über drei Meter, bodentiefe, bis zu 6 m breite Verglasungen und außen angehängte, geräumige Balkone, die nach oben hin immer größer und tiefer werden. Glasschiebetüren öffnen sich von den Wohnungen ins Freie. Aus dem gleichen Profilsystem ließen die Architekten auch elektrisch betriebene Vertikalschiebefenster anfertigen, die auf Knopfdruck hinter die darunter liegende Glasbrüstung fahren. Bei geöffnetem Zustand vermitteln sie auch im Inneren der Wohnräume „Balkonfeeling“.
Diese Offenheit war alles andere als selbstverständlich, und das hat mit der Konstruktion des Hochhauses zu tun: Als eines von nicht einmal einem Dutzend Gebäuden in den Niederlanden entstand der „General“ 1966 im sogenannten Jackblock-Verfahren nach Entwürfen der Architekten Lucas & Niemeijer. Bei dieser Bauweise werden die Geschossdecken am Boden vormontiert, dann als Ganzes mit großen hydraulischen Pressen in die Höhe gehoben und schließlich die Stützen und tragenden Innenwände im Inneren der Geschosse eingebracht. Beginnend mit dem Dach wächst das Haus so sukzessive in die Höhe.
Um die Geschossdecken während des Hubvorgangs verwindungssteif zu halten, hatten die Bürofassaden ursprünglich massive Betonbrüstungen. Diese ließen Mei architects nun entfernen. Der mit 7,7 x 25,7 m ungewöhnlich große Gebäudekern war von tragenden, durch Spannstähle miteinander verbundenen Betonfertigteilwänden umgeben. Darin neue Durchbrüche für die Wohnungstüren zu schaffen, war ebenfalls nicht leicht. Zwischen 8 und 12 Wohnungen gibt es nun pro Etage – in insgesamt 10 unterschiedlichen Grundrisstypen, die passend zum militärischen Namen des Hochhauses unter Bezeichnungen wie Soldat, Korporal, Sergeant oder Major vermarktet werden.
Weitere Informationen:
TGA-Planung: Peutz / RvdP installatie ontwerp
Bauphysik, Brandschutz: Peutz
Bauunternehmen: IBB Kondor