Frauen im Design

Wie wird das Design des 21. Jahrhunderts aussehen? Wer definiert es? Und für wen ist es da? Die Ausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ liefert Denkanstöße für diese Fragen und wirft einen zeitgemäßen Blick auf die Geschichte moderner Gestaltung. Die Schau zeigt Werke von 80 Gestalterinnen, die einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Designs in den letzten 120 Jahren geleistet haben.

Kampf um Gleichberechtigung

Le Corbusier, Mies van der Rohe, Verner Panton: Diese weltberühmten Namen haben die Geschichte des Designs verändert. Doch auch weibliche Persönlichkeiten haben genauso viel oder sogar noch mehr Einfluss gehabt. Dazu zählen Architektinnen und Designerinnen wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Lilly Reich und Clara Porset, aber auch Unternehmerinnen wie Florence Knoll und Armi Ratia. Obwohl Frauen entscheidende Beiträge zur Entwicklung des modernen Designs geleistet haben, erscheinen ihre Namen in den Geschichtsbüchern des Designs seltener als die ihrer männlichen Kollegen. Heutzutage haben Studiengänge im Bereich Design und Architektur allerdings zunehmend weibliche Studierende. Der Bedarf an weiblichen Designreferenzen wird immer notwendiger.

Entwicklung des Designs in Europa und den USA

In vier Teile gegliedert, beginnt die Besichtigung bei der Entwicklung des Designs in Europa und den USA um 1900, wo das Berufsbild des modernen Designs entstand und Frauen öffentlich für mehr politische Mitbestimmung kämpften. Besonders interessant ist die Gründung der Schule Loheland – eine Schule von Frauen für Frauen. Die in der Rhön liegende Schule wurde, wie das Bauhaus, im Jahr 1919 eröffnet. An der bekannten Schule in Weimar wurden Frauen jedoch in traditionelle Bereiche der Gestaltung wie Textil- und Keramikdesign eingeführt. Die Schule Loheland sollte es Frauen ermöglichen, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien und traditionell von Männern besetzte Positionen zu ergreifen. 

Internationaler Erfolg

Der zweite Ausstellungsbereich befasst sich mit den 1920er- bis 1950er-Jahren, als erste Designerinnen wie Charlotte Perriand, Eileen Gray oder Clara Porset internationalen Erfolg erreichten. Jeanne Toussaint stieg zur Creative Director des Schmuckhauses Cartier auf und leitete das „Département S“, dessen Produkte auf die Erfordernisse der modernen Frau der 1920er-Jahre zugeschnitten waren. 

Die Ausstellung zeigt Werke international etablierter Designerinnen. Ausstellungsraum „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“, Möbelmuseum Wien, 2024, © SKB

Der dritte Teil der Ausstellung zeigt die turbulenten Jahrzehnte von 1950 bis Ende der 1980er-Jahre und thematisiert die zweite Welle des Feminismus, die der konservativen Nachkriegsmentalität entgegentrat. Zum Schluss landen Besucher:innen in der Gegenwart, im vierten und letzten Teil der Ausstellung. Werke international etablierter Designerinnen wie Matali Crasset, Patricia Urquiola oder Hella Jongerius belegen, dass Frauen im Design heute ebenso selbstverständlich international erfolgreich sind wie Männer. Viele Gestalterinnen haben sich insbesondere mit der Verbindung zu wissenschaftlichen Disziplinen beschäftigt, aber auch mit besonders wichtigen Themen wie Diversität und Intersektionalität.  

Ausstellungsraum „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“, Möbelmuseum Wien, 2024, © SKB

Zu letzterem Thema präsentiert das Kollektiv Matri-Archi(tecture) ein eigens für die Ausstellung geschaffenes Kunstwerk. Fünf Frauen weben ihre Geschichten zu einem Wandteppich, der in Kombination mit Audio und Literatur das Werk „Weaving Constellations of Identity“ ergibt. Mit dieser Installation gelingt es dem Kollektiv, Besucher:innen die Position afrikanischer Frauen im Design vor Augen zu führen.