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Fokussierte Inszenierung: Staatliches Museum Ägyptischer Kunst in München
Im Neubau des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München lassen sich über 5.000 Jahre Kunst und Kultur bestaunen. Die eindrucksvolle Architektur des Gebäudes sowie eine intelligent geplante und ausgeführte Innenraumgestaltung machen den Besuch des Museums zu einem besonderen Erlebnis. Jederzeit im Vordergrund steht dabei jedoch die Präsentation der Exponate selbst. Sehr reduziert und präzise eingesetzte Materialien leiten den Blick fast unmerklich auf die Ausstellungsobjekte, die durch hochmoderne und beinahe unsichtbare Anti-Reflexionsgläser geschützt werden.
Architekt: Peter Böhm Architekten
Ausstellungsgestaltung und Innenarchitektur: Die Werft
Standort: Gabelsbergerstr. 35 , D-80333 München
(vorher: Hofgartenstraße 1, D-80539 München)
Architekt: Peter Böhm Architekten
Ausstellungsgestaltung und Innenarchitektur: Die Werft
Standort: Gabelsbergerstr. 35 , D-80333 München
(vorher: Hofgartenstraße 1, D-80539 München)
Acht Meter unter der Erde liegen vierzehn Räume unterschiedlicher Größe und Proportion, in denen nach verschiedenen Themen unterteilt die etwa 2.000 Exponate der Dauerausstellung zu sehen sind. Während der kunsthistorische Teil des Museums in zwei großen Räumen ägyptische Kunst aus fünf Jahrtausenden vorstellt, behandelt der kulturhistorische Teil in zwölf kleineren Räumen Themen wie die Person des Pharao, Religion, Schrifttum und kulturelle Beziehungen.
Ein in die Rasenfläche eingelassenes Atrium sorgt für natürliche Beleuchtung und ermöglicht trotz unterirdischer Lage immer wieder einen Blick ins Freie. Auf diese Weise entsteht ein Wechselspiel aus großzügigen, von Tageslicht durchströmten Pfeilerhallen und dunkleren Bereichen, wodurch das Betreten jedes Raumes besonders reizvoll wird.
Ein in die Rasenfläche eingelassenes Atrium sorgt für natürliche Beleuchtung und ermöglicht trotz unterirdischer Lage immer wieder einen Blick ins Freie. Auf diese Weise entsteht ein Wechselspiel aus großzügigen, von Tageslicht durchströmten Pfeilerhallen und dunkleren Bereichen, wodurch das Betreten jedes Raumes besonders reizvoll wird.
Vom Material zum Objekt
Das Münchner Büro „Die Werft“ wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt in die Planung einbezogen und erarbeitete die Gestaltung der Ausstellungsflächen sowie das Vermittlungskonzept unter der konzeptionellen Leitung der Museumsdirektorin Dr. Sylvia Schoske. In jedem Raum wird ein Exponat als Leitobjekt inszeniert, welches das dramaturgische Raumbild bestimmt. Um dieses Objekt herum gruppieren sich sparsam weitere Exponate, die alle zur Gesamtwirkung des Raumes beitragen. Das Augenmerk liegt dabei zu jederzeit auf dem eigentlichen Kunstobjekt.
„In vielen Ausstellungen haben die Exponate ja eher dienenden Charakter, sollen also einen bestimmten Sachverhalt oder ein bestimmtes Thema illustrieren. Hier im Kunstmuseum steht das Exponat für sich selbst, ist selbst Thema. Und alle anderen Elemente der Inszenierung haben die Aufgabe, dem Besucher das Wesen des Exponats begreiflich zu machen“, so der ausführende Innenarchitekt Christian Raißle.
Das Münchner Büro „Die Werft“ wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt in die Planung einbezogen und erarbeitete die Gestaltung der Ausstellungsflächen sowie das Vermittlungskonzept unter der konzeptionellen Leitung der Museumsdirektorin Dr. Sylvia Schoske. In jedem Raum wird ein Exponat als Leitobjekt inszeniert, welches das dramaturgische Raumbild bestimmt. Um dieses Objekt herum gruppieren sich sparsam weitere Exponate, die alle zur Gesamtwirkung des Raumes beitragen. Das Augenmerk liegt dabei zu jederzeit auf dem eigentlichen Kunstobjekt.
„In vielen Ausstellungen haben die Exponate ja eher dienenden Charakter, sollen also einen bestimmten Sachverhalt oder ein bestimmtes Thema illustrieren. Hier im Kunstmuseum steht das Exponat für sich selbst, ist selbst Thema. Und alle anderen Elemente der Inszenierung haben die Aufgabe, dem Besucher das Wesen des Exponats begreiflich zu machen“, so der ausführende Innenarchitekt Christian Raißle.
Dieser Fokus spiegelt sich im reduzierten Einsatz von Materialien und deren Integration in den Raum wieder. Die zunehmende Verfeinerung der Oberflächen steigert sich bis hin zur Herausstellung eines scheinbar vollkommen frei stehenden Kunstwerkes. Insbesondere an den Ganzglasvitrinen lässt sich der Grundsatz der Gestalter „von rohen Ursprüngen zum raffinierten Objekt“ deutlich erkennen.
Die Innenwände des Museums sind in einer gröberen Betonqualität ausgeführt, zu der sich der Boden aus Muschelkalkplatten schon deutlich präziser ausnimmt. Der Objektsockel besteht wieder aus Sichtbeton, der sich nun allerdings durch extreme Ebenmäßigkeit in Oberfläche und Struktur auszeichnet. Abgeschlossen werden die Objektsockel von einer Platte aus schwarzem Stahl mit einem genauestens auf das jeweilige Exponat gefertigten Objekthalter, der dann – als Krönung handwerklichen und künstlerischen Geschicks – das Objekt selbst trägt. Ein fast unsichtbar erscheinender Schutz aus höchsttransparenten und rahmenlos verklebten Vitrinengläsern sorgt dafür, dass der Blick sich ungestört auf die Kunst konzentrieren kann.
Schutzhülle aus Glas
Neben den frei stehenden Ganzglasvitrinen beherbergt auch eine Vielzahl an Wand- und Sondervitrinen die Schätze aus dem alten Ägypten. Ein besonderer Aspekt der Planung aller Vitrinenarten lag dabei in ihrer möglichst unauffälligen Konstruktion sowie einer gut handhabbaren Reinigung und Neubestückung, die über Dreh- und Schiebetürelemente ermöglicht wird. Es kamen ausschließlich Klebeverbindungen zum Einsatz, deren statische Eignung in der jeweiligen Einbausituation der teilweise bis zu 200 kg schweren und über drei Meter hohen Gläser nachgewiesen werden musste. Auch die Verklebung der Scheiben auf den als Haltekonstruktion für die Wandvitrinen dienenden Flachstahl wurde untersucht. Auf diesen optisch kaum wahrnehmbaren Rahmen brachten die Metallbauer die Vitrinengläser flächenbündig mit den angrenzenden Wänden auf.
Neben den frei stehenden Ganzglasvitrinen beherbergt auch eine Vielzahl an Wand- und Sondervitrinen die Schätze aus dem alten Ägypten. Ein besonderer Aspekt der Planung aller Vitrinenarten lag dabei in ihrer möglichst unauffälligen Konstruktion sowie einer gut handhabbaren Reinigung und Neubestückung, die über Dreh- und Schiebetürelemente ermöglicht wird. Es kamen ausschließlich Klebeverbindungen zum Einsatz, deren statische Eignung in der jeweiligen Einbausituation der teilweise bis zu 200 kg schweren und über drei Meter hohen Gläser nachgewiesen werden musste. Auch die Verklebung der Scheiben auf den als Haltekonstruktion für die Wandvitrinen dienenden Flachstahl wurde untersucht. Auf diesen optisch kaum wahrnehmbaren Rahmen brachten die Metallbauer die Vitrinengläser flächenbündig mit den angrenzenden Wänden auf.
Hintergrund
Mit der Schlüsselübergabe für das neue Gebäude im Juni 2013 ging für die Museumsleitung ein jahrzehntelanger Traum in Erfüllung: Der Standort des Museums im Hofgartentrakt der Münchner Residenz war seit der Eröffnung 1970 als Provisorium gedacht gewesen. Die Räume waren zwar schön, aber das Fehlen jeglicher Infrastruktur wirkte sich mit den steigenden Besucherzahlen in den vergangenen Jahren mehr und mehr negativ aus. Es fehlten Vortragsraum, Shop, Garderobe, Räume für Museumspädagogik und Sonderausstellungen, Barrierefreiheit – für einen modernen Museumsbetrieb unerlässlich. Außerdem fehlte der Platz für die hinzugekommenen Neuerwerbungen und Schenkungen, und die konservatorischen Bedingungen genügten dem Anspruch der empfindlichen Exponate nicht mehr. Die beiden Standorte – Ausstellungsräume in der Residenz, aber Verwaltung, Werkstätten und Depots in der Meiserstraße – erwiesen sich als zeitraubend und unwirtschaftlich.
Weitere Fotos in der Galerie
Mit der Schlüsselübergabe für das neue Gebäude im Juni 2013 ging für die Museumsleitung ein jahrzehntelanger Traum in Erfüllung: Der Standort des Museums im Hofgartentrakt der Münchner Residenz war seit der Eröffnung 1970 als Provisorium gedacht gewesen. Die Räume waren zwar schön, aber das Fehlen jeglicher Infrastruktur wirkte sich mit den steigenden Besucherzahlen in den vergangenen Jahren mehr und mehr negativ aus. Es fehlten Vortragsraum, Shop, Garderobe, Räume für Museumspädagogik und Sonderausstellungen, Barrierefreiheit – für einen modernen Museumsbetrieb unerlässlich. Außerdem fehlte der Platz für die hinzugekommenen Neuerwerbungen und Schenkungen, und die konservatorischen Bedingungen genügten dem Anspruch der empfindlichen Exponate nicht mehr. Die beiden Standorte – Ausstellungsräume in der Residenz, aber Verwaltung, Werkstätten und Depots in der Meiserstraße – erwiesen sich als zeitraubend und unwirtschaftlich.
Weitere Fotos in der Galerie
Die Verglasung der über 60 Vitrinen wurde fast ausschließlich mit Verbundsicherheitsgläsern aus 2 x 6 mm hochmodernem Anti-Reflexionsglas (Produkt: EUROWHITE LUXAR von Glas Trösch) vorgenommen. Für die Klebeverbindungen kam ein stark haftendes Structural Glazing Silikon zum Einsatz. Durch eine besonders geringe Restreflexion von unter 0,5 Prozent und nahezu unverfälschte Farbwiedergabe, ist es bei direkter Durchsicht fast unsichtbar und eignet sich damit hervorragend für die Realisierung einer anspruchsvollen Ausstellungsarchitektur.
Glas Trösch legte Verträglichkeitstest vor, die belegten, dass sich die Verklebung im Zusammenhang mit den verwendeten Glasscheiben eignet – bestätigt durch das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim. Damit hob sich das Unternehmen von der Konkurrenz im Wettbewerb um die Ausführung des Projektes ab.
Eine besondere Herausforderung lag in der gesicherten Verwahrung eines der Highlights des ägyptischen Museums. Die Vitrine des meroitischen Goldschatzes der Königin Amani-shakheto unterlag strengsten Sicherheitsforderungen und musste mit einer zusätzlichen Alarmspinne ausgestattet werden. Glas Trösch entwarf hierfür eine Speziallösung, bei der die Sicherheitstechnik ohne zusätzlichen Scheibenzwischenraum in die Vitrinenverglasung eingebracht werden konnte. So lässt sich das filigrane Geschmeide heute perfekt geschützt und ungetrübten Blickes im Museum bewundern.
Glas Trösch legte Verträglichkeitstest vor, die belegten, dass sich die Verklebung im Zusammenhang mit den verwendeten Glasscheiben eignet – bestätigt durch das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim. Damit hob sich das Unternehmen von der Konkurrenz im Wettbewerb um die Ausführung des Projektes ab.
Eine besondere Herausforderung lag in der gesicherten Verwahrung eines der Highlights des ägyptischen Museums. Die Vitrine des meroitischen Goldschatzes der Königin Amani-shakheto unterlag strengsten Sicherheitsforderungen und musste mit einer zusätzlichen Alarmspinne ausgestattet werden. Glas Trösch entwarf hierfür eine Speziallösung, bei der die Sicherheitstechnik ohne zusätzlichen Scheibenzwischenraum in die Vitrinenverglasung eingebracht werden konnte. So lässt sich das filigrane Geschmeide heute perfekt geschützt und ungetrübten Blickes im Museum bewundern.
Projektdaten
Baubeginn: November 2007
Bauübergabe: Juli 2011
Beginn Bestückung: Januar 2013
Eröffnung: 10. Juni 2013
Architekt: Peter Böhm, Peter Böhm Architekten, Köln
Ausstellungskonzeption: Dr. Sylvia Schoske, ltd. Direktorin SMÄK, München
Innenarchitekt: Christian Raißle, Die Werft, München
Glaslieferant: Glas Trösch GmbH, Mengen
Wandvitrinen: Brüll + Gruber + Co. GmbH, München
Standvitrinen: barth Innenausbau KG, Brixen, Italien
Weitere Informationen
www.aegyptisches-museum-muenchen.de
Baubeginn: November 2007
Bauübergabe: Juli 2011
Beginn Bestückung: Januar 2013
Eröffnung: 10. Juni 2013
Architekt: Peter Böhm, Peter Böhm Architekten, Köln
Ausstellungskonzeption: Dr. Sylvia Schoske, ltd. Direktorin SMÄK, München
Innenarchitekt: Christian Raißle, Die Werft, München
Glaslieferant: Glas Trösch GmbH, Mengen
Wandvitrinen: Brüll + Gruber + Co. GmbH, München
Standvitrinen: barth Innenausbau KG, Brixen, Italien
Weitere Informationen
www.aegyptisches-museum-muenchen.de
Die klare Trennung und seine Eigenständigkeit als Museumsbau markiert das Ägyptische Museum durch seinen prägnanten Eingang. Auf einer breiten und sehr flach abfallenden Freitreppe bewegt sich der Besucher auf eine siebzehn Meter hohe, der Hochschulfassade vorgestellten Portalwand zu, die das Gelände weit überragt. Eine vergleichsweise kleine Öffnung verschafft Zugang zum Museum. Vom 1. Untergeschoss, in dem sich Foyer, Shop, Auditorium und andere Funktionsräume befinden, gelangt man über eine weitere Treppe in den Ausstellungsbereich im 2. Untergeschoss.
Das Museum besteht aus zwei Gebäuden. Im vorderen Teil des Grundstückes befindet sich das Ägyptische Museum, im hinteren Bereich die Hochschule für Fernsehen und Film. Der Clou: Das Ägyptische Museum liegt mit seinen Besucherräumen vollständig unterirdisch. Der Baukörper der Hochschule dagegen steht mit seinem Gegenüber, der Alten Pinakothek von Leo Klenze, städtebaulich in direktem Dialog. Seiner Kubatur nimmt dessen Maße in Länge und Höhe auf und springt wie er weit von der Straßenkante zurück, um Raum für eine große Grünfläche zu schaffen.