Lokalkolorit vor dem Abflug
Flughafenterminals von SOM und Foster + Partners
Rundprofile aus verleimtem Bambusholz umhüllen die Tragstruktur des Kempegowda International Airport. Visualisierung © Ekansh Goel/Studio Recall
Seit Ende der Corona-Pandemie hat der weltweite Luftverkehr deutlich zugelegt, die Zahl der Flüge lag 2023 nur noch geringfügig unter dem Vor-Corona-Niveau. Für das Klima keine gute Nachricht – doch die Flughafenbetreiber gehen offenbar von weiter steigender Nachfrage aus. Das unterstreichen auch zwei aktuelle Neubauprojekte in Indien und Kambodscha. Architektonisch zeigen sie manche Parallele: Filigrane, lichtdurchlässige Screens umspielen die Tragstruktur, statt kühl-futuristischer Atmosphäre dominiert warmes Bambusholz. Die Anleihen an lokale Bautraditionen sind unverkennbar – obwohl beide Projekte von Großbüros westlicher Herkunft geplant wurden.
Die Vorfahrt des neuen Terminals von SOM. Hohe Bäume ringsum lassen vergessen, dass Gebäude und Landschaft gleichermaßen neu sind. Visualisierung © Ekansh Goel/Studio Recall
Lichtdurchflutetes Bambus-Interieur
Im indischen Bengaluru, hierzulande besser bekannt als Bangalore, hat 2023 das Terminal 2 des Kempegowda International Airport den Betrieb aufgenommen. Die Pläne für den 255 000 m² großen Neubau stammen von SOM und den Landschaftsarchitekten Grant Associates. Die IT-Metropole Bangalore vermarktet sich selbst als Gartenstadt, und dieses Leitbild prägte auch den Entwurf von SOM unverkennbar: Über das lichtdurchflutete Terminal spannt sich ein riesiges Flachdach mit unterseitiger Verkleidung aus Bambusholz. Auch die mehrteiligen Stahlstützen, die das Dach tragen, sind mit Bambusstäben verkleidet. Zum Einsatz kam das Produkt Bamboo N-vision des Herstellers Moso. Dabei handelt es sich um runde Voll- oder Hohlprofile, die ihrerseits aus Bambus-Hochkantlamellen zusammengesetzt sind.
Üppige Pflanzenwelt – innen wie außen
Doch nicht nur tote Vegetation ist im Terminal zu finden: Von der Hallendecke hängen unzählige Pflanzkübel, den Korridor zwischen Check-in und Sicherheitskontrolle säumen begrünte Wände. Zwischen dem Hauptgebäude des Terminals sowie den Gates hat das Planungsteam einen veritablen Waldgürtel angelegt. Auf mehreren Ebenen wachsen dort Hunderte von Bäumen und andere Pflanzenarten. Die Bäume waren zum Zeitpunkt ihrer Verpflanzung durchschnittlich 10 m hoch und bis zu 20 Jahre alt – auch technisch eine besondere Herausforderung. Fluggäste durchqueren den fast 2 ha großen Grüngürtel auf gläsernen Brücken. Wer mehr Zeit mitbringt, kann dort auch auf Fußwegen im Freien flanieren.
Auch im Inneren des Terminal 2 spielt Vegetation die Hauptrolle – sei es von der Decke hängend oder über Pflanz- und Wasserwände verteilt. Visualisierung © Ekansh Goel/Studio Recall
Ein neuer Flughafen für Kambodscha
Während das Terminal in Bangalore 2023 den Betrieb aufgenommen hat, wird am neuen Techo Airport in Phnom Penh noch gebaut. Der neue Flughafen rund 20 km südlich der kambodschanischen Hauptstadt stammt von Foster + Partners und zeigt mehrere Parallelen zu dem Projekt von SOM: Auch hier flankieren mehrere Flügel mit den Abfluggates ein rechtwinkliges Hauptgebäude, in dem die Decke alle Blicke auf sich zieht.
Der Techo Airport von Foster + Partners entsteht rund 20 km südlich von Phnom Penh. Bis 2025 soll das Hauptgebäude mit seiner markanten Schalenstruktur fertiggestellt sein. Visualisierung © Foster + Partners
Kuppelschalen aus Aluminium und Bambus
36 m beträgt die Spannweite zwischen den Stützen, die die mächtigen Kuppelschalen tragen. An ihrer Gitterschalenstruktur ist ein feingliedriges Raster aus Aluminium mit Bambusverkleidung befestigt, die mehrere Funktionen erfüllt: Sie streut das durch Dachoberlichter einfallende Licht und entzieht die unvermeidliche Installationstechnik den Blicken. Die Einweihung des Techo Airport ist für Anfang 2025 geplant.
Architektur: SOM
Landschaftsarchitektur: Grant Associates
Standort: Bengaluru (IN)
Architektur: Forster + Partners
Standort: Phnom Penh (KH)