Glashaus mit Kamineffekt
Firmensitz bei São Paulo von Mario Cucinella Architects
Mit weitem Schwung öffnet sich das gläserne Foyer der Nice-Niederlassung. © Duccio Malagamba
Die Firma Nice stammt ursprünglich aus Italien und hat sich auf Smart-Home-Komponenten und Sicherheitstechnik spezialisiert. Die Planung ihrer brasilianischen Niederlassung hat sie bei Mario Cucinella Architects aus Bologna in Auftrag gegeben. Der Standort: ein Schnellstraßenkreuz am Rand von Limeira, einer 300 000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat São Paulo.
Neben dem großen Besucherfoyer vereint der Neubau eine Fabrikhalle und drei Büroebenen unter seinem Dach. © Duccio Malagamba
Fabrikhalle und Büros in einem Gebäude
Der 20 000 m² große Gebäudekomplex vereint eine Fertigungshalle und mehrere Büroebenen unter seinem ausladenden Dach – und nicht zu vergessen ein gebäudehohes Atrium, das sich zum Vorplatz und zur Schnellstraße hin öffnet. Ringsum ist der Neubau fast komplett verglast mit Ausnahme der Fabrikhalle, in der stellenweise Fassadenpaneele aus Beton vor zu viel Sonne schützen.
Das Dach als Klimaregulator
Vor allem aber hat das um bis zu 16 m auskragende Dach selbst eine wesentliche Funktion als Temperaturregulator. So verkehrsumtost das Grundstück auch sein mag – auf der Rückseite im Nordwesten grenzt es direkt an ein Waldstück. Dies ermutigte die Architekten, auf eine Strategie der natürlichen Klimatisierung und Belüftung zu setzen. Nicht ausschließlich, aber zur Unterstützung der im Haus installierten mechanischen Systeme. Denn immerhin will der Bauherr seinen CO2-Ausstoß bis 2030 unternehmensweit auf Netto-Null senken.
Ein runder Innenhof bildet den zentralen Blickfang im Foyer. Das Foliendach dient hier zugleich als Abluftkamin. © Duccio Malagamba
Ein Krater für die Entlüftung
Von der Straße aus erkennt man dies lediglich an einer kraterartigen Ausstülpung des Foyerdachs. Rings um einen kreisrunden Innenhof senkt sich die Stahlkonstruktion bis auf eine Höhe von knapp 4 m herab. Der baumbestandene Freibereich fungiert als Abluftkamin für das Foyer und natürlich als kleine Oase der Erholung. Mit Vorhängen lässt er sich vom Rest des Innenraums abtrennen.
Auf der Rückseite des Gebäudes greifen Balkone und Laubengänge weit ins Grüne aus. © Duccio Malagamba
Pausenraum im Grünen
Durch große Glasflächen können Besucher von hier aus direkt in die Fertigungshalle und in die benachbarten drei Büroebenen sehen. Letztere erhalten Frischluft auf zwei Wegen: durch eine mechanische Lüftungsanlage sowie von der Gebäuderückseite her durch öffenbare Fenstertüren. Diese wiederum gewähren Zugang zu großen Balkonen, die hinaus führen ins Grüne und zu einem 500 m² großen Annex eine Ebene tiefer. Darin befinden sich Gemeinschaftsräume sowie eine Outdoor-Küche für die Mitarbeitenden.
Architektur: Mario Cucinella Architects
Bauherr: Nice
Standort: R. Miguel Guidote, 245 - Parque Egisto Ragazzo, Limeira - SP, 13486-199 (BR)
Tragwerks- und TGA-Planung: MF Minerbo Fuchs
Landschaftsarchitektur: Balmori Associates