Konsequente Holznutzung
Feuerwehrhaus Tübingen-Lustnau von Gaus Architekten
Die hinterlüftete Holzfassade des Feuerwehrhauses lässt den Holzbau, der in ihr steckt, bereits ahnen. © Oliver Rieger
Bei der neuen Feuerwehrzentrale im Tübinger Stadtteil Lustnau nutzten Gaus Architekten Holz nicht nur für Tragwerk und Fassaden. Das Haus wird auch mit dem nachwachsenden Rohstoff beheizt. Im Osten eine vielbefahrene Ausfallstraße, im Westen Sportplätze, im Süden ein Grünzug und im Norden ein Wohngebiet – das Umfeld des neuen Feuerwehrhauses bietet in jeder Himmelsrichtung ein anderes Gesicht. Der in die Jahre gekommene Vorgängerbau hatte keine zeitgemäßen Anforderungen mehr erfüllt und lag überdies weitab vom Schuss. Daher hatte die die Stadt Tübingen 2020 einen Neubau näher an den Lustnauer Wohngebieten beschlossen.
Die Fahrzeughalle ist auf beiden Seiten raumhoch verglast. Zwei Seitenflügel enthalten die Nebenräume der Feuerwache. © Oliver Rieger
Freie Blicke in die Fahrzeughalle
Das räumliche und organisatorische Herzstück des Gebäudes ist die 7 m hohe Fahrzeughalle, die sich nach zwei Seiten raumhoch öffnen lässt. Dadurch können die Einsatzfahrzeuge an der einen Seite vorwärts ein- und bei Einsätzen zur anderen Seite vorwärts wieder ausfahren. Die weitgehend verglasten Tore holen viel Licht in die Halle, die dadurch auch ein reizvolles Setting für Veranstaltungen der Feuerwehr bietet.
An den Hallenbau docken zwei Gebäudeflügel unterschiedlicher Höhe an: im Norden, Richtung Straße, ein eingeschossiger Multifunktionsbereich mit Lager, Werkstatt, Trockenraum und einer von außen einsehbaren Ausstellungsfläche; im Süden der zweigeschossige Verwaltungstrakt mit Umkleiden, Aufenthalts- und Schulungsräumen sowie der Einsatzzentrale. Die Wegeführung im Haus ist so angelegt, dass die Feuerwehrleute von ihren Privatfahrzeugen möglichst direkt in die Umkleiden und weiter in die Fahrzeughalle gelangen.
Decken, Fensterrahmen und teils auch die Bodenbeläge der neuen Feuerwache bestehen aus Holz. © Oliver Rieger
Holztragwerk mit Holzhülle
Die Gebäudehülle lässt den Holzbau, der in ihr steckt, bereits ahnen. Sie besteht aus zahllosen, vertikal orientierten Holzlatten unterschiedlicher Breite und Dicke. Im Gebäudeinneren bestehen alle Decken aus unbehandeltem Brettschichtholz, in den Schulungs- und Jugendräumen liegt Eichen-Industrieparkett. Auch die Fenster haben Holzrahmen. Nur die Wände sind mit Gipsfaserplatten beplankt und im Erdgeschoss wurden Bodenbeläge aus Fliesen und Kautschuk verlegt.
Markante Fischbauchträger aus Holz tragen das Dach der Fahrzeughalle. © Oliver Rieger
Nur die Bodenplatte der Feuerwache wurde, wie im Holzbau üblich, aus Stahlbeton erstellt. Ansonsten besteht das Haus aus Außenwänden in Holzständerbauweise mit Einblasdämmung sowie Stützen und Trägern aus Brettschichtholz und Baubuche. In der Fahrzeughalle, wo große Spannweiten zu überbrücken waren, tragen markante Fischbauchträger das Dach.
Auf dem Flachdach der Feuerwache sind Photovoltaik- und Solarthermiepaneele installiert. © Oliver Rieger
Pelletheizung und Photovoltaik
Auch die Gebäudeheizung basiert auf Holz, genauer: auf einem Pelletheizkessel. Nicht alle Bereiche sind beheizt, in der Fahrzeughalle und im Lager etwa herrschen im Winter nur 12 °C Innentemperatur. Auch in den übrigen Räumen wird die Heizung nutzungsabhängig gesteuert, was Energie spart. Auf dem Dach ließ die Feuerwehr eine Photovoltaikanlage und Solarwärmepaneele installieren. All diese Maßnahmen bewirken, dass der Neubau nahezu den Energiestandard KfW 40-Effizienzhaus erfüllt.
Architektur: Gaus Architekten
Bauherr: Universitätsstadt Tübingen
Standort: Alberstraße 15, 72074 Tübingen (DE)
Tragwerksplanung: Schneck Schaal Braun
Landschaftsarchitektur: frei raum concept
HLS-Planung, Bauphysik: ebök Planung und Entwicklung
Elektroplanung: Ingenieurbüro Rieder