Exponierter Glaskristall
Ferring Soundport in Kopenhagen von Foster + Partners
Von Schweden kommend, bildet das Ferring-Forschungszentrum am Kopenhagener Flughafen einen ersten, dramatischen Vorposten der dänischen Hauptstadt. © Nigel Young/Foster and Partners
Das Pharmaunternehmen Ferring wurde 1950 in Malmö gegründet und hat seinen Sitz mittlerweile im französischsprachigen Teil der Schweiz. Seinen Wurzeln bleibt es räumlich aber eng verbunden: Auf der anderen Seite des Öresunds, in unmittelbarer Nähe des Kopenhagener Flughafens Kastrup, hat das Unternehmen sein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum von Foster + Partners in Betrieb genommen.
Die sukzessiv auskragenden Fassaden und Balkone sowie das filigran wirkende Dach des Neubaus wecken maritime Assoziationen. © Nigel Young/Foster and Partners
Dänemarks Vorposten
Der dreieckige Neubau liegt direkt am westlichen Brückenkopf der im Jahr 2000 eingeweihten Öresundbrücke, die Schweden mit Dänemark verbindet. Von Osten kommend, bildet er gleichsam den ersten Vorposten der dänischen Hauptstadt – und unterstreicht diese Lage mit dramatischer architektonischer Geste: Über einem massiven, sturmflutsicheren Sockel aus Sichtbeton kragt das Gebäude auf sechs Etagen sukzessive weiter aus. Seine filigran wirkende Gebäudehülle bildet einen markanten Kontrast zum massiven Unterbau; die fast komplett umlaufenden Balkone wecken Assoziationen an Ozeandampfer.
Labore und Büroräume
Rund 37 000 m² Bruttogrundfläche umfasst das neue Forschungszentrum, fast 40 m hoch ist es und hat auf jeder Seite etwa 100 m Kantenlänge – so weit die quantitativen Eckdaten. Etwa 750 Mitarbeitende finden in den Büros und Laboren Platz. Diese sind entlang der Glasfassaden untergebracht, während sich Besprechungsräume und andere Gemeinschaftszonen eher nach innen orientieren.
Ein annähernd sechseckiges Atrium mit Glasdach bildet den zentralen Treffpunkt für die bis zu 750 Mitarbeitenden im Haus. © Nigel Young/Foster and Partners
Atrium als zentraler Treffpunkt
Dort bildet ein glasüberdecktes, gebäudehohes Atrium die gemeinsame Mitte aller Aktivitäten. Nach Nordosten, Richtung Schweden, öffnet es sich mit einer gebäudehohen, etwa 630 m² großen Glasfront. Schmale, vom Dach abgehängte Brücken innen vor der Glasfassade verbinden die Büroflügel.
Abwechslungsreich gestaltete Treppen laden zu körperlicher Bewegung ein. © Nigel Young/Foster and Partners
Richtung Schweden öffnet sich das Gebäude mit einer sechsgeschossigen Glasfront. © Nigel Young/Foster and Partners
Hybride Konstruktion aus Beton und Stahl
Schon der erste Augenschein legt nahe, dass der Neubau konstruktiv eine komplexe Angelegenheit war. Das gilt weniger für das Haupttragwerk – ein Stahlbeton-Skelettbau mit drei polygonalen, aussteifenden Erschließungs- und Sanitärkernen. Um die großen Auskragungen und das filigran wirkende Dach zu realisieren, war indes viel Stahl erforderlich. Rund 30 m ist die am weitesten außen liegende Spitze des Dreiecks von der nächsten Innenstütze entfernt.
Nur schmale, vom Dach abgehängte Brücken trennen Innen- und Außenraum auf der Seeseite. © Nigel Young/Foster and Partners
Zwei filigrane Dachtragwerke
Die Dachscheibe wirkt von unten gesehen hauchdünn, doch in ihrem Inneren verbergen sich bis zu 4 m hohe Fachwerkträger. Deren Hohlraum nutzten Foster + Partners, um große Teile der Gebäudetechnik unterzubringen. Ein weiterer Hingucker in Sachen Stahlbau ist das Atriumdach: eine filigrane Gitterschale mit annähernd sechseckigem Grundriss aus trapezförmigen Glaselementen, die den hohen Innenraum ohne zusätzliche Zugseile oder Zwischenstützen überspannt.
Architektur: Foster + Partners, Mikkelsen Architects
Bauherr: Ferring Pharmaceuticals
Standort: Amager Strandvej 405, 2770 Kastrup (DK)
Tragwerks-, TGA- und Kostenplanung: Jacobs Italia
Landschaftsarchitektur: STED
Lichtplanung: IndiLight