Farbsymphonie in Beton: Stiftung Weidli in Stans
Foto: Christian Hartmann
Die Tagesstätte der Stiftung Weidli im schweizerischen Stans ist ein geschützter Ort, wo Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung einem strukturierten Tagesablauf nachgehen können. Produktive Arbeit wie in anderen Behindertenwerkstätten steht hier nicht im Vordergrund, stattdessen konzentrieren sich die Angebote eher auf die Bereiche Sinneswahrnehmung, kreatives Gestalten und Klangexperimente.
Insgesamt 40 Klienten und 20 Betreuer finden in dem Neubau von architekten CM Platz. Er steht etwas zurückgesetzt von der Straße inmitten von Wiesengrundstücken und ergänzt das bestehende Wohnhaus der Stiftung zu einem Gesamtkomplex. Mit einer erhöhten, rollstuhlgängigen Plattform dockt die Tagesstätte im ersten Obergeschoss an den benachbarten Bestand an. Ansonsten beweist der leicht abgeknickte Gebäuderiegel jedoch seine Eigenständigkeit: Umlaufende Fensterbänder und rostrote Vordächer aus Stahlbeton-Fertigteilen gliedern die Fassaden, die oben mit einem leicht auskragenden Flachdach abschließen. Die Architekten vergleichen die Betonelemente mit den charakteristischen Klebdächern, die im alemannischen und nordalpinen Raum traditionell die Giebelseiten vieler Gehöfte zieren. Verschatten lassen sich die Fassaden mithilfe von Vertikalmarkisen, die – Ton in Ton mit dem Rest der Fassaden – außen vor den Fenstern angebracht sind.
Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich neben der Verwaltung ein Mehrzweckraum, ein Sitzungszimmer und das Altersatelier. In den drei identischen Obergeschossen stehen den Nutzern sechs weitere Ateliers zur Verfügung, jedes mit einem innen liegenden, sogenannten Snoezelraum zur Entspannung und sinnlichen Erfahrung. Das Tragwerk ist so ausgelegt, dass sich das Haus nachträglich um zwei weitere Geschosse aufstocken lässt.
Ungewöhnlich groß bemessen sind bei der Tagesstätte die Erschließungszonen – selbst gemessen an den Maßstäben des barrierefreien Bauens: Rund ein Drittel der Grundfläche entfällt auf das Atrium auf der Südseite, das die Architekten als abwechslungsreiche Rampenlandschaft gestalteten. Was in anderen Bauvorhaben eher als notwendiges Übel erscheint, wird hier bewusst als Bewegungs- und Begegnungszone zelebriert. Dazu trägt auch das Farbkonzept seinen Teil bei: Jedem Geschoss ist ein eigener Farbton zugewiesen, der innerhalb einer Ebene leicht von kühleren und wärmeren Farbabstufungen variiert wird. Bewegt man sich im Atrium die Rampen empor, gehen die Farbtöne allmählich ineinander über. Die Materialpalette in den Innenräumen beschränkt sich im Wesentlichen auf Sichtbeton für die tragenden Wände und Decken sowie Industriesperrholz für die nicht tragenden Einbauten. Bewusst ließen die Architekten die Beton- und Holzoberfläche lediglich mit Farblasuren versehen, damit der Materialcharakter nach wie vor zum Ausdruck kommt.
Bauleitung: WaserAchermann Architektur GmbH
Tragwerksplanung: CES Bauingenieur AG, Sarnen
TGA-Planung: Bauconnect AG, Stans, Trüssel + Partner AG, Stans
Landschaftsarchitektur: Fahrni Landschaftsarchitekten AG, Luzern
Bauunternehmen (Beton- und Maurerarbeiten): Achermann AG, Buochs
Zimmereiarbeiten, Innenwände in Holz: Amstutz Holzbau AG, Stans