Fabrikumbau in Thun von Johannes Saurer

Bei der Umnutzung einer Maschinenfabrik für ein Informatikunternehmen setzten Bauherr und Architekt auf Kontinuität: Alt und Neu bilden ein harmonisches Ganzes ohne Brüche. Die Fabrikanlage im Westen von Thun im Berner Oberland entstand zunächst 1952 für einen Betrieb, der Bestandteile von Uhrwerken – sogenannte Uhrensteine – herstellte. 28 Jahre später übernahm dann eine Maschinenbaufirma die Gebäude. Die schmalen Gebäude mit hohen Decken und großen Bandfenstern zeugen noch heute von der ursprünglichen Nutzung – die feinmechanische Industrie brauchte schließlich viel Licht für ihre Arbeit.

Flickwerk statt Ersatzneubau

In einer Machbarkeitsstudie wurde zunächst auch ein Abbruch und Neubau der Fabrik untersucht, dann jedoch verworfen – auch auf ausdrückliches Anraten des Architekten hin. „Bauen mit Bestand verfolgt das Ziel des selbstverständlichen Hauses. Das selbstverständliche Haus geht mit dem Bestand selbstverständlich um: dort unverändert wo es funktioniert; dort eingreifend, wo es nicht funktioniert. Aber nirgends eine Ablesbarkeit der Bauphasen. Wir ersetzen nicht, wir flicken“, beschreibt Johannes Saurer sein Entwurfskonzept.

Die in den 1980er-Jahren errichtete Lagerhalle wurde bis auf das Stahlgerippe rückgebaut, besser wärmegedämmt und mit einem Wellblech verkleidet. Neue Fenster und Oberlichter ermöglichen eine gute Belichtung in ihrem Inneren.

Bruchlose Aufstockung 

Das Hauptgebäude von 1952 wurde um ein Geschoss aufgestockt, um das Raumprogramm der neuen Nutzer aufzunehmen. Es hat sein charakteristisches Aussehen behalten: Die Aufstockung unterscheidet sich nur unwesentlich durch eine größere Geschosshöhe und die vereinfachte Fenstereinteilung vom Bestand darunter. Die Dachneigung beträgt nun 10° statt vorher 25° und das Dach wurde mit Wellblech eingedeckt.

Neue Fenster und Oberlichter in der Halle sorgen für ausreichend Tageslicht für die Informatiker. © Thomas Telley

In den unteren beiden Fabrikgeschossen wurden die Fenster ersetzt, ihre Einteilung und Farbe jedoch vom Bestand übernommen. Auch die Fassadenfarbe des Bestands blieb erhalten. Das Anlieferungspodest der Fabrik ließen die Architekten verlängern und mit Wellblech überdachen. Ein weiterer gedeckter Außenraum ist auf dem nordseitigen Fabrikanbau entstanden, zugänglich vom obersten Geschoss, mit einzigartiger Aussicht auf das Schloss Thun.