Partnerschaftliche Entwicklungshilfe
ETH Zürich: Kunstschule in Barranquilla, Kolumbien
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
Auf Initiative der ETH Zürich und der Universidad del Norte de Barranquilla wurde in der kolumbianischen Hafenstadt Barranquilla in einer ehemaligen Tabakfabrik eine international renommierte Schule für Kunst und Kunsthandwerk geschaffen. Anlass für das Gesamtkonzept gaben die qualitativ hochwertigen Werkstätten, in denen für den weltweit bekannten Karneval der Stadt Kostüme, Masken und Wagen gefertigt werden. Der Karneval prägt auch die Gestaltung des Areals: Wie ein buntes Kostüm ziehen sich die farbigen Fliesen des Platzbelags ins Gebäude hinein über die Wände bis hinauf zur öffentlichen Dachterrasse.
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
Initiiert und entworfen wurde das Drittmittelprojekt von der Professur für Architektur und Städtebau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ), Schweiz (vormals UTT Chair ETHZ 2014–2019), und dem Department für Architektur und Städtebau von UniNorte (UN) in Barranquilla, Kolumbien. Die Bauausführung vor Ort wurde von einem ETHZ / UN Team, unter der künstlerischen Leitung von Diego Ceresuela-Wiesmann begleitet, der vor Ort gemeinsam mit seinem Kollegen Sergio Chirivella der Uninorte permanent anwesend war.
Die Finanzierung erfolgte vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) sowie der kolumbianischen Sistema General de Regallas (SGR).
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
Im komplett sanierten Altbau, einer eingeschossigen verputzten Blockrandbebauung, in der einst Zigarren gerollt wurden, sind jetzt die Lehrwerkstätten untergebracht. Für die größtenteils offenen Unterrichtsplattformen der Bildhauer, Maler und digitalen Medien ist ein siebengeschossiger Neubau entstanden. Das Stahlbetonskelett steht wie ein unvollendeter Rohbau über dem halb eingegrabenen Auditorium, das von einem Tonnengewölbe aus Ziegelkassetten bedeckt ist. Lufträume machen die Gebäudestruktur über alle Geschosse transparent, innerhalb des einfachen Tragwerks sind unterschiedlichste ein- bis zweigeschossige Raumzuschnitte entstanden. Die Fassaden sind entsprechend der Nutzungen unterschiedlich ausgebildet. Vorgehängte Metallbleche schirmen Wind und Starkregen ab. Die großzügigen Öffnungen sind entweder ganz offen, mit Streckmetall oder mit Verglasungen teilweise bzw. komplett geschlossen. Die skulpturale Treppe dient nicht nur der Erschließung, sondern auch als Kommunikationsraum und Bühne für Aufführungen und Feste. Die geometrisch anspruchsvolle Konstruktion wurde wie das gesamte Gebäude mit der BIM-Methode modelliert.
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
In Anlehnung an die ehemalige Tabakfabrik trägt die Institution den Namen Fabrica de Cultura. Über ihre Funktion als Kunst und Gewerbeschule hinaus, soll sie ein neues kulturelles Zentrum von Barranquilla werden. Auf dem Platz zwischen Alt-und Neubau sind Quartiersfeste und Kinoveranstaltungen geplant, auf der Dachterrasse können unter der Fotovoltaikanlage Obst, Salate und Gemüse angebaut oder Wochenmärkte abgehalten werden.
© Klumpner Chair of Architecture and Urban Design ETHZ / Alejandro Arango and Luis Bernardo Cano
Der öffentlich zugängliche Platz öffnet auch den einst geschlossenen Gebäudeblock zum Durchqueren für Fußgänger. Grüne Korridore entlang neuer Fußgänger- und Radwege vernetzen die Fabrica de Cultura mit der Infrastruktur der Stadt.
Mehr dazu in Detail 5.2022 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur, Design: Prof. Alfredo Brillembourg und Prof. Hubert Klumpner (gemeinsamer Lehrstuhl UTT-ETHZ, 2011–Feb. 2019) / Diego Ceresuela (ETHZ), Prof. Manuel Moreno / Prof. Sergio Chirivella (UniNorte), Pablo Levine (Project Coordinator), Blanca García-Gardelegui, Alejandro Jaramillo, Cristian Zabalaga, Lucas Lerchs, Diogo Figueiredo, Lea Rüfenacht (Koord. Phase 1),
Marie Grob, Sofia Avramopoulou, María Paula Celia, Melanie Imfeld
Projektarchitekt und künstlerische Leitung 2019-2022: Prof. Hubert Klumpner, Diego Ceresuela-Wiesmann (ETHZ)
Lokale Architekturbüros: Prof. Manuel Moreno, Sergio Chirivella (UniNorte)
Bauherr: Swiss State Secretariat for Economic Affairs (SECO) / City of Barranquilla (CO)
Standort: Fábrica de Cultura in Barranquilla, Cra. 50, Barranquilla, Atlántico, Kolumbien (CO)
Tragwerksplanung: Andrés Guzmán, Osvaldo Guzmán (UniNorte)
Konzept Gewölbe: Block Research Group (ETHZ)
Konzept Bioklimatische Systeme: Arno Schlueter (ETHZ)
Grafik Design: Atelier Intégral Ruedi und Vera Baur, Paris