Erweiterung einer Werkhalle in Thun
Foto: Furrer Jud Architekten
Ein Kubus aus Stahl, Glas und Holz beherbergt die neuen Sozialräume eines Fahrleitungs-Unternehmens in Gwatt bei Thun/Schweiz. Diese Bauaufgabe setzen die Schweizer Architekten Furrer Jud mit der Idee um, den Baukörper in die bestehende Tragstruktur einer Werkhalle einzuhängen. In der südwestlichen Hallenecke konnte ein 20 Tonnen tragender Kran stillgelegt und für den Einbau der neuen Räume genutzt werden. Auf einer Nutzfläche von 280 Quadratmetern beherbergt der dreistöckige Kubus auf jeweils einer Ebene eine Garderobe, einen Schulungsraum sowie einen Aufenthaltsraum.
Während das Erdgeschoss gemauert wurde, planten die Architekten die beiden Obergeschosse als leichte, in die Kranbahn eingehängte Hybridkonstruktion aus Stahl und Holz-Hohlkastenelementen. Die Mehrlasten werden über die bestehende Tragkonstruktion abgeleitet. Eine umlaufende, 50 Zentimeter hohe Einfachverglasung verbindet den gemauerten Sockel mit den hängenden Obergeschossen. So gelangt zum einen Tageslicht in die Garderobe, zum anderen dient die Glasfuge als verbindendes Element zwischen gemauertem Sockel und darüber liegendem Stahlkörper. Zwei Zugänge erschließen die Garderobe im Erdgeschoss, in die oberen Geschosse führen außen liegende Stahltreppen. Im Zuge der Erweiterung wurde die Fassade der Halle im Südwesten geöffnet und mit einer gebäudehohen Verglasung in Pfosten-Riegel-Konstruktion versehen. Diese sorgt für den Einfall von Tageslicht in Halle und Kubus und ermöglicht ebenfalls Blickbeziehungen zwischen Innen und Außen.
Holz-Flächenelemente für Raumakustik
Für Böden und Decken kamen Flächenelemente aus Holz des Schweizer Herstellers Lignatur zum Einsatz. Innerhalb des Kubus sind die Deckenelemente 320 Millimeter hoch und spannen frei über 7,5 Meter. Sie sind in Sichtqualität ausgeführt, ihr Brandwiderstand erfüllt die Forderungen nach REI 30. Die Flächenelemente kamen auch als Deckenabschluss über dem Laubengang im zweiten Obergeschoss sowie über der Treppe zwischen Erd- und erstem Obergeschoss zum Einsatz, dort mit einer Bauhöhe von 180 Millimeter. Mit ihrer Lochung auf der Untersicht und hinterlegten Absorberplatten sorgen die Flächenelemente vom Akustiktyp 3 für sehr gute Schallabsorption und Raumakustik in den neuen Räumen. Darüber hinaus sind in die Deckenelemente bereits Sprinklerköpfe und Einbaulampen eingelassen, die Anschlussleitungen werden innerhalb der Elemente geführt. Alle zum Einbau der Flächenelemente nötigen Anschlüsse wie auch die Nut zur Aufnahme der raumhohen Festverglasungen wurden bereits im Werk vorgefertigt. So mussten auf der Baustelle die Bauteile nur noch auf die vorbereiteten Auflager gelegt und anschließend befestigt werden.
Prix Acier 2018
Im vergangenen Herbst wurde das Projekt mit dem Schweizer Preis im Stahl- und Metallbau, dem PRIX Acier 2018, ausgezeichnet. Das Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) als Auslober des Wettbewerbs schreibt: „Das Projekt von Furrer Jud überzeugt von der innovativen und nachhaltigen Programmlösung, die Nutzungen im Inneren der Halle zu stapeln und diese in das vorhandene Tragwerk zu integrieren, bis hin zur präzisen und erfindungsreichen Detaillierung und verdient daher den Prix Acier 2018.“
www.lignatur.ch
www.furrerjud.ch
www.szs.ch