01.07.2018

Emotionen fürs Bad - Ein Gespräch mit der Designerin Anke Salomon

Welche speziellen Anforderungen gibt es bei der Gestaltung von Badobjekten?
Bei der Gestaltung von Badobjekten steht wie bei anderen Produkten die Funktionalität im Vordergrund. Da das Bad aber ein Ort der Entspannung und der Sinnlichkeit ist, spielt auch die Emotion eine äußerst wichtige Rolle. Bei der Gestaltung von Badlösungen geht es immer auch darum, dass ich mich wohlfühle. Hier ist der Spielraum weit. In der einen Planung nehmen sich manche Produkte zurück und integrieren sich in die Architektur, in der anderen treten die Produkte völlig losgelöst als Objekt oder Skulptur auf. Als Objekt hat ein Produkt das Potenzial zum Liebhaberobjekt, zu einem Produkt, das man außerordentlich wertschätzt und das das Herz berührt.

Was reizt Sie am Produkt Waschtisch?
Der Waschtisch hat im Bad einen besonderen Stellenwert, da er als zentrales Produkt den Charakter eines Badezimmers mit am stärksten prägt. Dabei hat eine Aufsatzschale auf einem Board natürlich einen expressiveren Charakter als ein Unterbauwaschtisch. Es ist eine spannende Aufgabe, Planer durch solch ein Produkt zu neuen architektonischen Lösungen zu inspirieren und darüber hinaus ein derart ästhetisches und emotionales Produkt zu schaffen, dass der Mensch, der den Waschtisch täglich nutzt, diesen Waschtisch wirklich zu »seinem« Waschtisch werden lässt.

Sie haben zuletzt die Waschtisch-Schalen Miena für Kaldewei entworfen.
Waschtisch-Schalen sind sehr visuell. Sie thronen regelrecht auf Board und Möbeln. Somit ist es essenziell, dass die Schalen eine besondere und emotionale Ästhetik innehaben. Gleichzeitig dürfen sie nicht zu polarisierend sein, um eine Kombinierbarkeit mit anderen Badprodukten zu ermöglichen und für unterschiedliche architektonische Planungen kreativen Spielraum zu geben. Das Besondere der Waschtisch-Schalen Miena ist ihr Kontrast aus Schwere und Filigranität. Dieser Kontrast ist derart stark, dass es wichtig war, die formale Gestaltung zurückzunehmen, um ein harmonisches und liebevolles Produkt zu entwickeln. Das Design basiert auf klaren zeitlosen Grundgeometrien, die ich aber aus der puren Geometrie herausgelöst habe. Ruhig und doch besonders.

Haben Sie eine ungefähre Form schon im Kopf, ehe sie loslegen?
Das wäre schön. Der erste Schritt, die alles tragende Idee zu finden, ist der schwierigste Teil im Designprozess. Hier kann es oft frustrierende Momente geben, wenn sich Ideen und Gedanken als Sackgasse herausstellen und man wieder ganz vorn beginnt. Ist jedoch die tragende Idee und damit die ungefähre Form gefunden, ist das ein wirklich schöner Moment. Wenn man sofort spürt, dass in einer Idee Kraft steckt. Dieser Glaube an das Produkt gibt mir viel Elan für Ausarbeitung und Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Kontruktionsteam.

Welche Rolle spielt das Material bei Ihren Entwürfen?
Die richtige Wahl des Materials ist entscheidend für ein gutes Produkt und steht zu Beginn eines jeden Designprozesses. Jedes Material hat ihm innewohnende Eigenschaften und Stärken, sei es die Maserung eines Holzes, die Festigkeit eines Stahls oder die Filigranität eines dünnwandigen Glases. Die formale Gestaltung arbeitet diese positiven Aspekte heraus und die Form wird passend zum Material erzeugt.
Gerade über das Material werden auch Emotionen geweckt. Wird ein Material gut eingesetzt, möchte man es berühren und erfahren.

Haben Sie schon mal die Grenzen eines Materials ausgelotet?
Bei vielen Produkte ist es nicht entscheidend Grenzen auszuloten, da die Idee fürs Produkt im Material funktioniert, um sinnliche, funktionale Produkte zu schaffen.
Es gibt jedoch Produktsparten, wo wir regelmäßig die Grenzen der Machbarkeit erreichen und diese sogar verschieben. Ein gutes Beispiel sind die Kaldewei-Wannen. Durch moderne Produktionstechniken und geschickte konstruktive Mittel sind heute Wannen mit weiten, weichen, fließenden Flächen und scharfen Eckradien möglich, die noch vor zehn Jahren nicht denkbar gewesen wären. Hier sind die Designer in der Pflicht, immer wieder Visionen und Ziele neu zu definieren.

Weitere Informationen zu Anke Salomon und Kaldewei erhalten Sie hier.
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