Mauern und Schichten
Einfamilienhaus Casa 905 bei Barcelona von Harquitectes
Einfamilienhaus Casa 905, © Adrià Goula
Betonmauersteine, Holz und Wellblech: Harquitectes wählten für das Wohnhaus einer vierköpfigen Familie in Igualada nordwestlich von Barcelona ausgesprochen einfache und rohe Materialien. Das Erscheinungsbild des zweigeschossigen Gebäudes ist entsprechend rau – es behauptet sich in der heterogenen Umgebung als kleine Trutzburg, die durch ihre Dimensionen jedoch alles andere als bedrohlich wirkt.
Das Wohnhaus liegt nordwestlich von Barcelona. © Adrià Goula
Wohnen und Arbeiten im Turm
Als Abgrenzung zur Nachbarschaft aus Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten der 1960er-Jahre setzte das Planungsteam eine 2 m hohe Mauer aus Betonmauersteinen um das Grundstück. Diese verwandelt die Gartenfläche in eine Art Innenhof. Leicht außermittig und entsprechend der lokalen Abstandsregeln sitzt darin das Wohnhaus, das sich aus einem weitgehend geschlossenen zweigeschossigen Turm mit Privaträumen und Bädern und einer rundum daran anschließenden eingeschossigen Wohn- und Arbeitszone zusammensetzt.
Die Wohnzone zeigt sich offen zum Garten und ist doch geschützt vor fremden Blicken. © Adrià Goula
Gewellte Schale, harter Kern
Während der Kern aus Betonsteinmauerwerk besteht, ist der Randbereich in Holz konstruiert. Die äußere Erscheinung des Bauwerks ist geprägt von Wellblech, das sich über das niedrigere Dach und die Wände zieht. Im unteren Bereich wechseln sich geschosshohe Festverglasungen ab mit ebenso hohen opaken Schiebetüren. Da sich letztere beim Öffnen über die Glasflächen legen, ändert sich das Erscheinungsbild des Erdgeschosses und somit auch der Bezug zur Umgebung je nach Jahreszeit und Wetterlage.
Holz und Beton prägen auch die Raumoberflächen im Inneren. © Adrià Goula
Arbeitszone im Erdgeschoss, © Adrià Goula
Inspiration aus Japan
Ursprünglich hatten die Architekten geplant, die umlaufende Zone freizuhalten von konkreten Nutzungen und das komplette Raumprogramm im Turm unterzubringen. Angelehnt ist die Idee an ähnlich konzipierte zeitgenössische japanische Wohnbauten, die solch ambivalente Zwischenräume bei kleinen Häusern als Chance für flexible Wohn- und Lebensweisen interpretieren. Die Entscheidung für das jetzige Konzept wurde vor allem aus Budgetgründen gefällt.
Architektur: Harquitectes
Bauherr: privat
Standort: Igualada, Barcelona (ES)
Kostenplanung: Carles Bou
Projektbeteiligte: Blai Cabrero, Jordi Mitjans, Montse Fornés