Ein Turm wie ein Gemälde: Kulturstiftung Luma in Arles
Foto: Adrian Deweerdt
Die Anfänge von Arles‘ neuem Kunst- und Kulturzentrum waren unscheinbar: 2013 gründete die Schweizer Kunstsammlerin und -mäzenin Maja Hoffmann die Stiftung Luma mit dem Ziel, ein 11 Hektar großes ehemaliges Bahnausbesserungswerk zum Ausstellungs- und Veranstaltungsort umzuwidmen. In den Folgejahren wurden die Gebäude auf dem Areal – Werkstätten, eine ehemalige Gießerei, ein Ausbildungszentrum und die ehemaligen Kantine - nach Plänen der New Yorker Architektin Annabelle Selldorf saniert und umgebaut. 2021 haben die Umbauarbeiten nun ihren vorläufigen Abschluss gefunden: Im „Centre Médico-Social“, dem ehemaligen Medizin- und Sozialgebäude des Werks, haben Selldorf Architects ein Hotel mit elf Zimmern eingerichtet. Kostenpunkt pro Doppelzimmer: rund 320 Euro. Der belgische Landschaftsarchitekt Bas Smets hat auf den Freiflächen des Areals – einst eine Betonwüste – eine grüne Dünenlandschaft mit Teich entstehen lassen, der aus einem nahe gelegenen Kanal gespeist wird. Sein Wasser dient unter anderem zur Bewässerung der 500 Bäume, die auf dem ehemaligen Bahngelände neu angepflanzt wurden.
Dafür, dass das Luma-Areal künftig auch Architekturpilger anlocken dürfte, sorgt jedoch vor allem Frank Gehry mit seinem 56 Meter hohen Turm. Das zwölfgeschossige Gebäude ragt aus einem etwa 18 Meter hohen, zylindrischen Sockelbau mit Glasfassade empor. Gemeinsam mit ihren drei Untergeschossen beherbergen die beiden Gebäudeteile ein breit gefächertes Nutzungsangebot: 2000 m2 Ausstellungsflächen, dazu Büro- und Archivräume, eine Bibliothek, Seminarräume und ein Café.
Das Wechselspiel euklidischer und freier Formen macht die Eigenart von Gehrys Turmentwurf aus. Sein strukturelles Rückgrat bildet ein kreissegmentförmiger Aufzugs- und Treppenturm mit Verkleidung aus sandsteinfarbenen Betonfertigteilen. Die ausschwingende, mit kubischen Fensterelementen gespickte Fassade der Büro- und Direktionsetagen sowie des „Members Floor“ dagegen besteht aus rund 11 000 reflektierenden Edelstahlpaneelen und ist nach Frank Gehrys Darstellung eine freie Reinterpretation der Felsformationen in der Alpilles-Bergkette nordöstlich von Arles. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gehry-Bauten bilden die Metallbleche keine glatte Hülle, sondern gleichen eher einer gestuften Felsformation. Der optische Effekt, den sie erzeugen, hat etwas Malerisches – ganz wie in den Bildern Vincent van Goghs, dessen Stil in Arles seine entscheidende Prägung erfuhr.