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"Effinergetisch" vorbildlich: IUT in Béziers
In Béziers bei Narbonne entsteht derzeit das erste Universitätsgebäude nach dem neuen französischen Energiestandard „Effinergie“. Der Entwurf der Architekten Chabanne & Partenaires aus Lyon sieht ein einfach strukturiertes Gebäude vor, das mit unterschiedlichen Fassadentypen auf seine Umgebung und die klimatischen Gegebenheiten reagiert.
Der französische Effinergie-Standard zählt zu den ambitioniertesten Energiestandards in Europa. Er schreibt für Wohngebäude einen maximalen Primärenergieverbrauch von 50 kWh/m2a und für Nichtwohngebäude einen Primärenergieverbrauch vor, der um die Hälfte unter dem derzeitigen französischen Neubaustandard liegt.
Mit dem „Institut Universitaire de Technologie“ (IUT) in Béziers haben Chabanne & Partenaires eines der ersten öffentlichen Gebäude entworfen, das diesen Standard erfüllen soll. Der Neubau wird mitten im Stadtzentrum in einem großflächigen Sanierungsgebiet entstehen, in dem sich mehrere Bildungsbauten (neben dem IUT unter anderem eine Mediathek, eine Grundschule und ein Kindergarten) ansiedeln sollen. Nördlich an das neue Hochschulgebäude schließt sich der ebenfalls neu angelegte „Platz des 14. Juli“ an.
Das IUT, in dem vornehmlich Telekommunikation und Netzwerktechnik gelehrt werden, reagiert mit zwei unterschiedlichen Fassadentypen auf sein Umfeld: Nach Norden, zum Platz hin, symbolisiert eine „Facade réseau“ (Netzwerkfassade) aus filigranem Metallgitterwerk die Lehrinhalte der Hochschule. Im Süden schließt der kammartige Gebäudekomplex mit einer „facade énergie“ (Energiefassade) ab. Darin sind 175 Quadratmeter Photovoltaikmodule integriert, die über das Jahr hinweg 10,5 Tonnen CO2-Emissionen einspart. Sie erfüllt gleich drei Funktionen: Stromerzeugung, Verschattung der Fensterbänder sowie ein zusätzlicher thermischer Puffer vor den opaken Fassadenteilen.
Das Zentrum des Gebäudes bildet eine lichterfüllte Halle, an die sich unter anderem eine Cafeteria, die Verwaltungsbüros sowie zwei Hörsäle anschließen. Rings um das Gebäude werden je ein Garten für die Studenten und die Universitätsangestellten sowie – zwischen den „Fingern“ des Kammes – sonnige Patios angelegt.
Der Effinergie-Standard wird durch eine Kombination aus Effizienz- und Gewinnstrategien erreicht: Die Dämmwerte der Gebäudehülle übertreffen die gesetzlich vorgegebenen Standards um 40%, die Lüftung ist mit einer Wärmerückgewinnung (Wärmerückgewinnungsgrad 75%) ausgestattet und die Fenster erhalten eine low-E-Beschichtung. Eine Wärmepumpe nutzt die erhebliche Abwärme aus den Serverräumen zur Beheizung des Gebäudes. Zur sommerlichen Kühlung dient ein „free cooling“-Konzept mit Nachtluftspülung.
Im Gebäude sollen eine Regenwasseranlage und wassersparende Armaturen installiert werden. Eine Verkleidung mit hellem Naturstein soll das Gebäude in sein Umfeld einbinden und ihm „einen Ausdruck der Dauerhaftigkeit verleihen“, wie die Architekten schreiben.