Dynamische Raumkomposition: Daeyang Gallery & House

Steven Holl entwickelt seit nahezu 30 Jahren seine archaisch geprägten Raumkompositionen. Die Poetik von Licht und Schatten, Farbe und Material, der Wandel innerhalb von Tages- und Jahreszeiten sowie Zeit spielen dabei immer eine wichtige Rolle. Auch die neue Daeyang Galerie in Seoul und das zum Ensemble gehörende Haus faszinieren mit ihrer ruhigen und dabei doch starken Wirkung. Bei dem Entwurf ließ sich Holl von einer musikalischen Komposition inspirieren.

Architekt: Steven Holl Architects mit E.rae Architects
Standort: Seoul, Südkorea

Licht, Wasser und Landschaft – diese natürlichen Elemente prägen maßgeblich die Architektur der Daeyang Gallery in Seoul. Dabei ist es dem amerikanischen Architekten Steven Holl auf beeindruckende Weise gelungen, die einzelnen Komponenten in einen architektonischen Kontext zu stellen. Das unkonventionell gestaltete Raumgefüge gleicht einem Kunstwerk, dessen Originalität, Struktur und Faszination sich erst im Erleben bis ins Detail erschließt. Prägend für die Gestaltung sind unter anderem streifenförmige Lichtbänder in den Dachflächen, teilweise mit einer Kapillareinlage. Diese Lichtbänder strukturieren das Gebäudeensemble grafisch und setzen sowohl tagsüber als auch in den Abendstunden markante Lichtakzente.

Holl realisierte das Projekt zusammen mit dem lokal ansässigen Büro E.rae Architects. Als Inspiration für die Gebäudeformation diente ihm in erster Linie die Musik. So liegt der Struktur des Projekts eine Skizze des Komponisten Istvan Anhalt mit dem Titel „Symphony of Modules“ zugrunde: Galerie und Wohnhaus symbolisieren eine Komposition aus fortlaufenden Bewegungen.

Das fast 1.000 m² große Ensemble aus Wohnhaus und Galerie setzt sich aus drei Baukörpern zusammen, die sich um ein flaches Wasserbecken gruppieren und im Untergeschoss zu einer Ebene ineinander fließen. Der erste Pavillon dient als Eingangsbereich, der zweite wird als Wohnraum genutzt, der dritte für Veranstaltungen.

Alle drei Kuben sind von einer starken Aufwärtsbewegung geprägt und tauchen nahezu monolithisch aus der Wasserfläche auf. Dabei verbindet und trennt das Wasserbecken die einzelnen Gebäudeteile gleichermaßen. Trotz räumlicher Distanz entsteht eine visuelle Verbindung zwischen den patinierten Kupferpaneelen der Gebäudeteile im Obergeschoss und den hellen Betonplatten mit kunstvoll anmutender horizontaler Bambusstruktur im Untergeschoss.

Das bewegte Spiel mit Licht übernimmt ebenfalls eine zentrale Rolle in der Daeyang Gallery. „Beams of Light“ beschreibt Steven Holl seine Inszenierung, die die „stillen Räume“ der oberen und unteren Etage durch Licht aktiviert. Durch 55 streifenförmige Dachfenster gelangt Tageslicht in die Innenräume. Selbst im Wasserbecken sind Lichtbrücken angeordnet, durch die Tageslicht in das Gebäudeinnere gelangt.

Um einen möglichst hohen Lichteinfall in das Untergeschoss zu gewährleisten, wurden die streifenförmigen Isolierglaselemente über den Treppenauf- und -abgängen mit einer Kapillareinlage versehen. Die transluzenten Kapillargläser (Hersteller OKALUX) streuen das einfallende Tageslicht gleichmäßig und blendfrei in die unterirdisch gelegenen Räume und schaffen damit optimale Lichtverhältnisse in der Galerie. Dabei fügen sich die Oberlichter mit der Kapillareinlage im Scheibenzwischenraum gestalterisch nahtlos in die Streifenlandschaft auf den Dächern der drei Pavillons ein und verringern zudem den Kunstlichtbedarf im Gebäude.

Die Daeyang Gallery erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem:

• 2012 Emirates Glass Leaf Award, UK
• Annual Design Review Award, USA, 2012
• AIA NY Honor Award, USA, 2013
• Architizer A+ Awards Jury Winner, USA, 2013

Bauherr: Daeyang Shipping Co. Ltd., Seoul
Fertigstellung: April 2012