Lebendiges Fassadenspiel
Drei Mehrfamilienhäuser in Hannover
Mehrfamilienhäuser von Westphal Architekten im Baugebiet „In den Sieben Stücken“ in Hannover. © Olaf Mahlstedt
„In den Sieben Stücken“ – so heißt ein neues Baugebiet in Hannover, in dem gerade drei Mehrfamilienhäuser von Westphal Architekten aus Bremen entstanden sind. Deren einfache Kubatur und ein lebendiges Fassadenspiel verleihen den Neubauten mit 56 Wohneinheiten und gemeinsamer Tiefgarage ihre ganz eigene Identität.
Sichtbetonbänder nehmen die Brüstungshöhe der vorgelagerten Balkone auf. © Olaf Mahlstedt
Klinker in Wechselsortierung
Dazu tragen nicht zuletzt die rot-braun-bunten Klinker von Deppe Backstein bei, die nach Maßgabe der Architekten hinsichtlich farblicher Varianz, Hell-Dunkel-Bezugswert und Zusammenspiel mit der Fuge gefertigt wurden. Aufgrund der Mauerung in Wechselsortierung variiert das Erscheinungsbild der Fassade je nach Lichteinfall. Sichtbetonbänder, die die Brüstungshöhe der vorgelagerten Balkone aufnehmen, gliedern die Horizontale zusätzlich.
Schwung der Balkone
Die gebrochene Orthogonalität der Balkone verstärkt das Bild. Die Balkonfertigteilelemente sind leicht asymmetrisch geschwungen und geschossweise gespiegelt angeordnet. Den Eindruck der schwingenden Fassadenbänder haben die Planerinnen auch in die Attika übertragen. Auch die Hauseingänge nehmen den Schwung der Balkone auf. Fenster, Türen und Absturzsicherungen sind in Anthrazit gehalten, sie verstärken die zeitlose Farbigkeit der Häuser.
Die leicht asymmetrisch geschwungenem Balkonelemente sind geschossweise gespiegelt angeordnet. © Olaf Mahlstedt
Klar strukturierte Grundrisse
Die viergeschossigen Baukörper wurden mit eindeutiger Kubatur ohne Staffelgeschoss sowie ohne Vor- und Rücksprünge geplant. Klar strukturierte Grundrisse mit zentral angelegten Funktionsbereichen sind in den Geschossen gestapelt, variieren jedoch in ihrer Größe. So erzielen die Architektinnen eine geringe Grundfläche und ein günstiges Verhältnis von Außenhülle zum Volumen. Die Wohnräume mit großzügigen Balkonen, die den Bewohnern einen geschützten Außenraum ermöglichen, sind nach Süden hin ausgerichtet. Die Häuser sind barrierefrei erschlossen, in den Erdgeschossen befinden sich rollstuhlgerechte Wohnungen mit Terrassenzugang.
Viergeschossige Baukörper mit eindeutiger Kubatur ohne Staffelgeschoss und ohne Vor- und Rücksprünge, © Olaf Mahlstedt
Großzügige Balkone bieten den Bewohnern einen geschützten Außenraum. © Olaf Mahlstedt
Passivhausstandard
Alle tragenden Wände und Sanitärzellen sind übereinander angeordnet. Auf aufwändige Abfangungen oder Verzug von Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärinstallationen konnte verzichtet werden. Auch die umschließende Wärmehülle verläuft geradlinig. Die Balkone wurden mittels lsokörben vorgehängt, um Wärmebrücken zu vermeiden. Die Fensterflächen sind so ausgerichtet, dass sie das Tageslicht maximal ausnutzen. Die Anforderungen des Passivhausstandards werden erfüllt. Eine Nachtauskühlung erfolgt über Kippflügel oder Lüftungsklappen. Lüftungssysteme entziehen der verbrauchten Luft den überwiegenden Wärmeanteil und verteilen frische Luft zugfrei in die Wohnräume. Die Fenster lassen sich aber auch eigenständig öffnen.
Die Flachdächer der Häuser sind extensiv begrünt. © Olaf Mahlstedt
Solar- und Geothermie
Die Flachdächer der Häuser sind extensiv begrünt. Darüber hinaus dienen sie als Stellfläche für die Warmwasserversorgung, die sich zu einem hohen Anteil aus Solarthermie speist. Regenerative Energie wird mittels Erdwärmesonden genutzt. Alle Gebäude sind an das örtliche Fernwärmenetz angeschlossen, durch die Kombination der Energiemaßnahmen wird der geforderte Energiestandard eingehalten.
Architektur: Westphal Architekten
Bauherr: hanova Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover
Standort: Hannover (DE)
Tragwerk: Drewes + Speth Beratende Ingenieure Bauwesen
Bauphysik: Energydesign Braunschweig
Brandschutz: CPR Bauingenieure
Ziegel: Deppe Backstein, Uelsen-Lemke