Neugestaltung
Diözesanmuseum Freising von Brückner & Brückner Architekten
Diözesanmuseum Freising, © Andre Mühling
Fast zehn Jahre war das Diözesanmuseum Freising wegen sicherheitstechnischer Mängel geschlossen, heute ist das alte Gebäude – bis 1972 Knabenseminar mit Schul- und Internatsbetrieb – quasi verschwunden. Stattdessen: Aufbruch, aber auch Rückbesinnung.
Blick in einen Ausstellungsraum, © Marie Luisa Jünger
Zukunftsfähiges Museum
Brückner & Brückner Architekten haben in Zusammenarbeit mit dem Team des Diözesanmuseums das Museum unter dem Motto „Geöffnete Wände“ zukunftsfähig gemacht. Das neue Diözesanmuseum erinnert mehr als früher an die ursprünglichen klassizistischen Ansprüche des Baumeisters Matthias Berger, einem Schüler Friedrich von Gärtners. Heute lenken bodentiefe Fenster und weiße Oberflächen die Besucher in den neuen Eingang. Vom Foyer aus fällt der Blick sofort auf den Kern des Museums, den Lichthof, einen stockwerkübergreifenden offenen Raum.
Berlinde De Bruyckere und James Turrell
Hier befindet sich die Bronzeskulptur Arcangelo der belgischen Künstlerin Berlinde De Bruyckere: Der Erzengel verhüllt sein Haupt, Sinnbild für die Bedrohungen der Welt und wie sie überwunden werden können. Hier befindet sich auch – in der ehemaligen Seminarkapelle – eine Lichtinstallation von James Turrell: A Chapel for Luke and his scribe Lucius the Cyrene. Taucht man ein in diese Umgebung aus Licht und Farbe, fängt man beinahe an zu schweben, verliert den Kontakt zu den Begrenzungen des Raums. 80 Minuten dauert ein kompletter Zyklus, während dem die Farben von Gelb zu Violett, von Rosa zu Hellgrün und Weiß zu Grau wechseln. Einige Farben finden sich auf Wänden in den Ausstellungsräumen wieder: Altrosa, Violettblau, Lindgrün.
Bronzeskulptur Arcangelo der belgischen Künstlerin Berlinde De Bruyckere, © Marie Luisa Jünger
Ausstellungsräume
Einem Kreuzgang gleich ist der Lichthof von weißen Arkadengängen umgeben; sie schaffen gerahmte Blicke zu den Ausstellungsräumen und – über bodentiefe Fenster – nach draußen in die umgebende Landschaft und auf die Stadt Freising. Die Räume für die Dauer- und Sonderausstellungen umfließen den Lichthof und sind miteinander verbunden. Sie lassen viel Tageslicht ein und sind gleichzeitig mit modernsten konservatorischen Schutztechniken und LED-Beleuchtung ausgestattet.
James Turell, A Chapel for Luke and his scribe Lucius the Cyrene, 2022 © James Turrell, Photo by Andre Mühling
Bronzeskulptur von Berlinde De Bruyckere, Arcangelo, 2022, im Foyer, © Marie Luisa Jünger
Wertige Materialien wie Holz, Stein, Eisen, Glas und Putz bestimmen die Atmosphäre, Holzdielen und historische Elemente erzählen von der Geschichte des Gebäudes. Einteilungen nach Epochen oder Stilen sind in der Dauerausstellung mit rund 750 Objekten nicht mehr zu finden, vielmehr leiten Themen wie etwa „Menschwerdung“ oder „Verlorenes Paradies“. Angesprochen werden sollen nicht nur Kenner, sondern alle Besucher, direkt und unmittelbar.
Die Schausammlung präsentiert rund 750 Objekte. © Marie Luisa Jünger
Technik
Technisch notwendige Installationen stören nirgends die kontemplativen Ausstellungsräume. Die Versorgungsstränge sind unsichtbar in abgeschotteten Kanälen und Schächten in das jeweilige Museumsgeschoss und in den Lichthof geführt und dort verteilt. Das Diözesanmuseum kommt vollständig ohne fossile Energieträger aus: Sowohl die Wärme- als auch die Kälteerzeugung wird mittels Wärmepumpen oder Kältemaschinen über das Grundwasser des Baches Moosach möglich.
Holzvertäfelter Leseraum der Bibliothek, © Marie Luisa Jünger
Weitere Räume
Einen Ort des Rückzugs finden die Besucher im holzvertäfelten Leseraum der Bibliothek. Im Untergeschoss lädt die Museumsgastronomie zu einem Besuch ein, von der Terrasse aus fällt der Blick auf die Altstadt bis hin zu den Alpen – ein Gewinn für den Domberg und die Stadt Freising.
Architektur, Entwurf, Planung: (LPH 1-5) mit künstlerischer Oberleitung (LPH 6-8) Brückner & Brückner Architekten
Ausschreibung und Bauüberwachung (LPH 6-9): Rudolf + Sohn Architekten BDA
Bauherr: Erzdiözese München und Freising, Erzbischöfliche Finanzkammer München Erzdiözese München und Freising, vertreten durch Museumsdirektor Christoph Kürzeder
Standort: Diözesanmuseum Freising, Domberg 21, 85354 Freising (DE)
Tragwerksplanung: Sailer Stepan und Partner
TGA-Planung: Ottitsch
Bauphysik: Müller BBM
Brandschutz: Dorn Architekten Ingenieure
Landschaftsarchitekten: Realgrün Landschaftsarchitekten
Lichtplanung: Die Lichtplaner
Bronzeskulptur im Lichthof: Berlinde De Bruyckere
Lichtinstallation: James Turrell, bauliche Ausführung Atelier Achatz Architekten
Innenarchitektur Foyer, Leseraum: Brückner & Brückner
Innenarchitektur Ausstellungsgestaltung Schausammlung: IAM-Interior Architects Munich
Innenarchitektur Grafische Gestaltung Wechselausstellung: Unodue
Innenarchitektur Gastronomie, Umkleiden, Teeküchen, Toiletten: Hildmannwilke
Innenarchitektur Museumpädagogik: Formstelle
Grafische Gestaltung, Typographie: Christian Schmid, büroschmid