»Digital Bauen«, Köln // Rückblende
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Die 70 Teilnehmer der Veranstaltung von DETAIL, der Forschungsinitiative Zukunft Bau, BBSR und BMI waren gespannt, was die fünf Referenten an Neuigkeiten aus Forschung und Anwendung zum Thema BIM und Digitale Planung zu berichten hatten. Und sie wurden nicht enttäuscht, wie die Gäste im Nachgang in zahlreichen Gesprächen mit den Veranstaltern und den Partnern Graphisoft, Nova Building IT und Schüco äußerten. Das Publikum begrüßte den Ansatz der Referenten, den digitalen Gesamtprozess zu betrachteten – von der Grundlagenermittlung und der Erarbeitung von Auftraggeber Informationsanforderungen über die digitale Planung und die Bauphase bis zum Betrieb sowie dem Werkstoffrecycling nach einem Rückbau.
Arnd Rose vom BBSR in Bonn wies in diesem Zusammenhang auf eine besondere Herausforderung im Umgang mit digitalen Informationen hin. In seinem Einstiegsvortrag »Gebäude. Daten – Transformationspfade der Digitalisierung« machte er deutlich, dass vor allem die Daten die Währung sind, mit der große Unternehmen heute und in Zukunft handeln werden. Letztlich sollten die digitalen Möglichkeiten vor allem durch innovative Geschäftsideen und Startups im Bausektor geborgen werden, bevor die großen Konzerne die Lukrativität des Bausektors erkennen und kleine oder mittelständige Unternehmen chancenlos im Wettbewerb auf der Strecke bleiben.
Anica Meins-Becker von der Bergischen Universität Wuppertal stellte in ihrem Vortrag »Information Modeling, Digitalisierung und Prozessmanagement« das »Große Ganze« der Digitalisierung heraus, in dem BIM lediglich einen Teilaspekt abbildet. Sie erarbeitet in ihrer Arbeitsgruppe »BIM, Digitalisierung und Prozessmanagement« an der Universität Wuppertal umfassende Prozessmodelle, die in der Zukunft als Basis von standardisierten Planungsprozessen Verwendung finden sollen und den gesamten Gebäudezyklus betrachten.
Hans Jakob Wagner vom ICD der Universität Stuttgart zeigte die »Potenziale durchgehend digitaler Planungs- und Fertigungsmethoden im Leichtbau« anhand zweier Pavillons aus Holz und Faserbeton von der BUGA 2019 in Heilbronn auf, die nur durch die geschickte digitale Vernetzung von Planungs- und Fertigungsprozessen möglich waren. Die Verbindung von biologischer Vorlage und ihre Übersetzung in moderne Bautechnologie und Struktur ist eine Besonderheit der Bauten. In beiden Projekten sind das digitale Planen und die durchgängige Weitergabe der Daten bis in die Fertigung und Montagevorbereitung die Basis für herausragende Ergebnisse.
Arnold Walz unterstützt mit seinem Unternehmen Designtoproduction seit über 25 Jahren Architekturbüros und Industrieunternehmen bei komplexen Fragen, wo digitale Standardlösungen nicht mehr ausreichen. Er zeichnete ein differenziertes Bild der Planer- und Architektenschaft in seinem Beitrag »Digitales Planen«, die allein im Einsatz von BIM die wichtigste Investition in die Zukunft ihres Büros sehen. Die Modellqualität, die Architekten in ihren Gebäudemodellen aktuell erreichen, ist laut Walz aber keineswegs ausreichend. Produktivitätsverluste und die Unterbrechung der digitalen Kette könnten durch bessere Softwarelösungen noch deutlich verringert werden.
Christian Tschersich, Berliner Büroleiter beim Büro LAVA und Dozent für computerbasierte Entwurfsmethodik am KIT in Karlsruhe, warf mit seinem Vortrag »The Medium is the Message – das kreative Potential digitaler Prozesse« einen fundierten Blick auf die Zukunft des digitalen Bauens. Für ihn kristallisiert sich in Forschung, Lehre und Anwendung immer stärker heraus, dass das gebaute Objekt an Relevanz einbüßt. Es ist vielmehr der digitale Prozess, der an Bedeutung gewinnt und an dessen Ende ein optimales und auf die spezifischen Anforderungen umfassend Einfluss nehmendes Gebäude steht. Anhand des deutschen Pavillons für die EXPO 2019 in Qatar, beleuchtete er den methodischen Ansatz der »Computerization«, bei der keine Objekte, sondern vielmehr der Prozess zum optimalen Objekt entworfen wird.
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