31.08.2007

Die Ursprünge des Hochhausbaus

Der Ursprung des Hochhauses liegt in Chicago Ende des 19. Jahrhunderts. Eine Reihe technischer Fortschritte wie die Stahlrahmenkonstruktion und der Personenaufzugs ebnen den Weg für den Bau hoher Geschäftshäuser. Das erste realisierte Hochhaus mit einem tragenden Stahlskelett ist das Home Insurance Building in Chicago (William Le Baron Jenney, 1884). Noch im ausgehenden 19. Jahrhundert muss Chicago seine führende Rolle im Hochhausbau an New York abtreten, da ein Gesetz aus dem Jahr 1893 die maximale Gebäudehöhe in Chicago auf 40 m beschränkt. In New York kann das Höhenwachstum dagegen uneingeschränkt fortgesetzt werden. Ende der 60er-Jahre tritt der Hochhausbau durch die Entwicklung einer neuen Konstruktionsmethode in eine weitere Phase ein. Bei dem John Hancock Center in Chicago (SOM, Skidmore, Owings & Merill, 1969), der mit 344 m zu den höchsten Türmen zählt, wendet der Ingenieur Fazlur Khan die Röhrenkonstruktion an, bei der die gesamte Gebäudetiefe als Widerstand aktiviert werden. Im Vergleich zu der herkömmlichen Stahlskelettkonstruktion ist der Stahlverbrauch bei der Röhrenkonstruktion weitaus geringer und macht das Bauen in noch extremere Höhen auch wirtschaftlich machbar. Es entstehen die Doppeltürme des World Trade Center in New York (Minuro Yamasaki mit Emery Roth & Sons, 1973), die mit einer Höhe von 415 m und 417 m den neuen Höhenrekord halten, bis sie kurze Zeit später vom Bau des Sears Tower in Chicago (SOM, 1974) mit einer Höhe von 442 m übertroffen werden. Der Fazlur Khan entwickelt die Tragkonstruktion der Einzelröhre weiter, indem er mehrere Röhren bündelt. Im Falle des Sears Tower sind es neun quadratische Röhren, die durch ihr Zusammenwirken ein noch leistungsfähigeres Tragwerk bilden. Bis zum Bau der Petronas Towers in Kuala Lumpur (Cesar Pelli & Associates, 1997) bleibt der Sears Tower über 20 Jahre das höchste Hochhaus der Welt. Nach dem 2. Weltkrieg ändert sich in Europa die Haltung gegenüber dem Bau von Hochhäusern. Sie sind Symbole des Wirtschaftswachstums der Nachkriegszeit und eignen sich als Dominanten im Gefüge des modernen Städtebaus. Zu einem der bedeutsamsten Hochhäuser im Europa der Moderne zählt das Bürohochhaus Torre Pirelli in Mailand (Gio Ponti mit Pier Luigi Nervi, 1958), eine Stahlbetonkonstruktion. Beim Thyssenhaus in Düsseldorf (HPP Hentrich-Petschnigg & Partner, 1960) knüpfen sowohl Konstruktion als auch Fassade an den modernen Hochhausstil der USA an. Entscheidenden Einfluss auf die hiesige Hochhaustypologie hat bis heute die Forderung nach einer nachhaltigen Bauweise. Eines der ersten Beispiele dieser Hochhausgeneration ist die Konzernzentrale RWE in Essen (Ingenhoven Architekten, 1996). Das Streben in extreme Höhen findet außerhalb Europas statt – in Asien steht mit 508 m das höchste Hochhaus der Welt, der Taipei 101 (C.Y. Lee & Partners, 2004); die Vereinten Arabischen Emirate treten mit dem rund 700 m hohen Burj Dubai (Dubai, SOM, 2009) in den Höhenwettlauf ein, laut letzten Ankündigungen von Dubai Megaprojects soll das Hochhaus eine Höhe von 818 m mit 189 Etagen erreichen.

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