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DETAIL Kongress 2018: Bauen als Ressource – alles andere ist Müll
Foto: Oktogon | Interartes GmbH
Diese Fragen standen im Fokus des diesjährigen DETAIL Kongresses unter dem Motto »No Waste! Ressource Bau«, der am 16. Oktober im Oktogon des Weltkulturerbes Zeche Zollverein in Essen mit rund 150 Teilnehmern stattfand. Ganz im Zeichen der Wieder- und Weiterverwertung von Architektur und Baumaterialien sowie der Schonung von Ressourcen wurden in vier Vortragsblöcken mit insgesamt 18 Referaten neben technischen Fragestellungen und Möglichkeiten vor allem auch sozio-kulturelle Aspekte beleuchtet und zur Diskussion gestellt. Die Auswahl der Referenten reichte dabei von Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Forschung, der architektonischen Praxis und der Industrie bis hin zu vielversprechenden Start-up-Unternehmen. Der inhaltliche Bogen spannte sich von politischen Rahmenbedingungen und der Wissensvermittlung in Aus- und Weiterbildung über wirtschaftliche Aspekte und neue Geschäftsmodelle für die Bauzulieferer bis hin zu Fragen der Entlohnung von Planungsleistungen, Datenhaltung, Bauüberwachung und Gewährleistung. Durch die ganztägige Veranstaltung führte Jakob Schoof, Stellvertretender Chefredakteur DETAIL.
Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste und Partner durch DETAIL Geschäftsführerin Karin Lang startete der Kongress mit dem lebendigen Eröffnungsbeitrag von Annette Hillebrandt von der Bergischen Universität Wuppertal. Aus der klassischen Architektur kommend hat sich Frau Hillebrandt in den letzten Jahren immer stärker dem Thema Recycling im Bauwesen zugewandt und gilt als ausdrückliche Expertin auf diesem Gebiet. Mit der prägnanten Aussage »Müll ist ein Designfehler« packte Hillebrandt das Problem an der Wurzel. Neben dem schonenden Einsatz von Ressourcen gilt es dem größtenteils praktizierten Downcycling von Baustoffen durch eine bessere Trennbarkeit der Materialien entgegenzuwirken. Der Anteil an Wiederverwendung muss sich gegenüber der reinen Weiterverwertung also deutlich erhöhen, um zu echten Recycling-Kreisläufen zu gelangen – und das sowohl auf der Objekt- wie auf der Detailebene. Erste Schritte liegen dabei in einem sparsamen Flächenverbrauch und einer flexiblen Gestaltung von Gebäuden in horizontaler wie vertikaler Hinsicht. Auf der Detailebene sind der Einsatz von reparaturerleichternden und wieder verwendbaren Bauteilen, z.B. durch intelligente Fügungen, herkömmlichen Konstruktionsmethoden vorzuziehen. Zudem gilt es, die am Markt verfügbaren Baustoffe mit entsprechenden und vergleichbaren Informationen auszustatten, um den Planern die Produktauswahl zu erleichtern. Viele Beispiele hierzu sind im aktuellen Atlas Recycling zu finden, den Hillebrandt und ihr Team gemeinsam mit DETAIL realisiert haben.
Einen ersten Einblick in die Baupraxis gab im Anschluss Kilian Kada, Partner von kadawittfeldarchitektur. Bauen nach dem Cradle-to-cradle-Prinzip gehört zur Philosophie des Büros und wurde von Kada am Beispiel des Neubauprojekts »Ein Haus für zwei« auf dem Gelände der Zeche Zollverein erläutert. Im Fokus des Entwurfs standen u.a. die Verbindung von Natur- und Kulturlandschaft, eine gesunde und flexible Arbeitsumgebung sowie der Einsatz von Cradle-to-cradle zertifizierten Produkten, die das Gebäude zu einem Materiallager für die Zukunft werden lassen.
Über ein grenzübergreifendes Forschungsprojekt im Donauraum referierte im Anschluss Rosina Lohmeyer von der Bayrischen Forschungsallianz. Ziel der Initiative ist die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft in den beteiligten Ländern und eine entsprechende Hilfestellung für Unternehmen. Im Fokus steht die erweiterte Herstellerverantwortung etwa über entsprechende Rücknahmegarantien und Leasingmodelle. Als Werkzeuge stehen die Online-Plattform danube-goes-circular.eu und eine sogenannte Circular Economy Toolbox zur Verfügung.
Was sich von Seiten der Industrie auf dem Sektor schon getan hat und wie weit sich die einzelnen Unternehmen hier in der Verantwortung sehen, wurde in den verschiedenen Referaten und Ausstellungen der Partner anschaulich vermittelt. Auf dem Weg hin zu »zero waste« beschäftigt sich die Rieder Gruppe z.B. sehr stark mit den Inhaltsstoffen ihrer Produkte, bereits 80 Prozent gelangen hier bereits in die Weiterverwendung, Stichwort Rücknahmegarantie. Zudem hat Wolfgang Rieder den Anspruch, seine Fassaden »intelligenter« zu machen, um etwa Heiz- und Kühlenergie zu sparen, und neue digitale Tools zur Wiederverwendung sind bereits in der Entwicklung. Das Thema Nachhaltigkeit nicht nur als Marketinginstrument zu nutzen, sondern zu einem tatsächlichen Umdenken und Handeln zu kommen, sieht Peter Theissing von KS Original als wichtige Aufgabe sowohl der Industrie als auch der Bevölkerung insgesamt. Ihren Beitrag leiste die Kalksandsteinindustrie durch die Verwendung von natürlichen Rohstoffen, einem nachhaltigen Herstellungsprozess und den bauphysikalischen Eigenschaften der Produkte. Im Vortrag von Michael Huth von Grohe drehte sich hingegen fast alles um das Thema Wasser. Mit der Armatur Grohe Blue, die im Rahmen der Veranstaltung auch live genutzt werden konnte, lässt sich Leitungswasser trinkfertig aufbereiten und hilft damit, Verpackungen zu vermeiden. Das Unternehmen hat sich das Thema Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen geschrieben, möchte bis 2020 das weltweit nachhaltigste Unternehmen der SHK-Branche werden und wurde für die bereits umgesetzten Maßnahmen bereits mehrfach ausgezeichnet. Bei Fassadenhersteller Trimo drehte sich hingegen alles um das Thema BREEAM-zertifizierte Gebäude, zu dem das Unternehmen mit seinen Fassadensystemen einen wertvollen Beitrag leistet, wie Uwe Sturmhöfel ausführlich erläuterte.
Seitens der Politik rüttelte Annette von Hagel, Initiative für Ressourcenschonende Bauwirtschaft, das Publikum mit ihrem Plädoyer für die konsequente Digitalisierung der Bauprozesse auf. Mangelhafte Dokumentationen von Bauvorhaben oder Baukosten, von denen 10 Prozent allein durch Planungs- und Baufehler entstehen, seien nicht länger tragbar. Durch entsprechenden Kollisionsprüfungen kann hier viel verhindert werden. Aber es tut Not, noch stärker als bisher in die Lesbarkeit von Daten, Stichwort IFC-Schnittstelle, zu investieren. Zum Abschluss ihres Vortrags stellte von Hagel noch die sich in der Gründungsphase befindende Stiftung IRBau vor und forderte das Publikum auf, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen, um das Thema auf politischer Ebene stärker in den Fokus zu rücken.
Ein aktuelles Forschungsprojekt zu neuen Baustoffen und Systemen, aber auch zukünftigen Wohn- und Arbeitsformen stellte Dirk Hebel vom KIT vor. In dem modularen Forschungsgebäude NEST in Dübendorf bei Zürich wurde mit der Unit Urban Mining and Recycling (UMAR) eine Wohneinheit aus vollständig recyclierbaren Elementen entwickelt, die den Beweis antreten soll, dass der Wechsel von einer linearen zur Kreislaufwirtschaft tatsächlich gelingen kann. Das Monitoring der bewohnten Einheit läuft über fünf Jahre, bevor das Gebäude dann komplett rückgebaut wird. Um dies zu erreichen, setzten die Verantwortlichen auf ein hohes Maß an Vorfertigung, den Einsatz von neuen, aus Recyclingstoffen erzeugten Materialien und auf ökonomische Leasingmodelle, wie sie von einigen Industrieunternehmen bereits angeboten werden.
Ob das alles denn auch bezahlbar sei, ist die Frage mit der sich viele Architekten durch ihre Bauherren konfrontiert sehen. Argumentationshilfe bot hierfür der Beitrag von Petra Riegler-Floors, die sich im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Kostenvergleich konventioneller und recyclinggerechter Konstruktionen beschäftigte. Vergleichende Betrachtungen und Beispielrechnungen zeigten, dass es vor allem auf eine ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Lebensphasen eines Gebäudes ankomme. Während bei der konventionellen Bauweise der Blick vornehmlich auf er Errichtungsphase liegt, gilt es für ein zukunftsorientiertes Bauen auch die Phasen der Instandsetzung und des Rückbaus zu berücksichtigen, wodurch recyclierbare Bauweisen tatsächlich die wirtschaftlichere Variante und eine Investition in ein innovatives Rohstofflager darstellen.
Ein großes Problem innerhalb der Abfallwirtschaft stellen derzeit noch die etwa 90 Mio. Kubikmeter verbauten WDVS mit EPS dar, vor allem wenn sie, älteren Datums, noch das gefährliche Flammschutzmittel HBCD enthalten. Um diese von der untersten Stufe in der Abfallhierarchie auf ein höheres Level zu heben, forschen Niklas Heller und seine Kollegen an der Fachhochschule Münster im Auftrag des Forums für sicheres Dämmen mit EPS (FSDE) derzeit an neuen Verwertungsmethoden.
Das Thema Recycling auf unterschiedlichsten Ebenen beschäftigt derzeit auch viele Start-up-Unternehmen. Auch sie hatten im Rahmen des Kongresses die Möglichkeit, ihre Ansätze und Geschäftsideen vorzustellen. So beschäftigt sich Abbas Kahn von Zaak Technologies damit, wie sich Abfallstoffe wie z.B. Flugasche als Ersatz für Sand in Baustoffe umwandeln lassen. Und Jasper Brommert begeisterte das Publikum mit seinen, werbewirksam als Salami oder Wasabi benannten, Upcyclingbacksteinen des Unternehmens StoneCycling. Eine Handelsplattform für die 1 Mio. t/Jahr durch Planungsfehler oder Falschlieferungen nicht genutzten Baustoffe, haben Dominik Campella und Marc Haines mit Restado ins Leben gerufen und Lena Nafe von MQ Real Estate präsentierte, wie sie nicht genutzte Flächen, z.B. oberste Ebenen von Parkhäusern, als interessante Bauplätze für modulare Erweiterungen entdeckt haben. Ein erstes Hotelprojekt entsteht derzeit in Berlin.
Weitere Beispiele für den Umgang mit Baustoffen oder ganzen Gebäuden als Ressource boten die Referate von Søren Nielsen, Vandkunsten Architects und Fabian Ochs, OSA Ochs Schmidhuber Architekten. Der Ansatz des dänischen Architekturbüros ist einfach und eingänglich: No sustainablilty without beauty! Wie und ob diese Schönheit in der Verwendung von unterschiedlichsten aufbereiteten oder modifizierten Materialien tatsächlich gegeben ist, liegt natürlich immer im Auge des Betrachters und erfordert auch einen gewissen Lernprozess, Architektur zu sehen und zu verstehen. Klassischer hingegen der Ansatz von OSA aus München, einem nicht mehr zeitgemäßen Bürogebäude aus den 1980er Jahren nicht mit Abriss zu begegnen, sondern ihm im Rahmen der Quartiersentwicklungsmaßnahme »Werkviertel« ein zweites Leben als modernes Co-Working-Space einzuhauchen.
Zum Abschluss des Kongresses wurde es nochmal politisch. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut legte mit seinen Thesen und unpopulären Vorschlägen den Finger auf die Wunde. Sein Vortrag sowie sein gleichnamiges Buch »Ökoroutine« beschäftigt sich mit der Frage, warum es uns so schwer fällt, das zu tun, was wir eigentlich für richtig halten. Keiner möchte der erste sein, der sein Verhalten ändert und somit in den bestehenden Strukturen ins Hintertreffen geraten. Der Ansatz von Kopatz ist daher: Wenn es der Einzelne nicht schafft, die gelernten Routinen zu überwinden, müssen sich die Strukturen und Randbedingungen dergestalt ändern, dass letztendlich alle davon profitieren. Dass dies möglich ist, haben z.B. Gesetze wie das Rauchverbot oder die Standby-Verordnung für Elektrogeräte binnen kurzer Zeit gezeigt. Die Politik ist also mehr denn je gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es allen Akteuren leichter macht Ressourcen zu schonen und unseren Lebensraum dauerhaft lebenswert zu gestalten.
Nach den inspirierenden Vorträgen und einer anregenden Diskussion nutzten die Teilnehmer das anschließende Get-Together zum intensiven Austausch und zwanglosen Networking untereinander sowie mit den Referenten und Partnern. Mit dem DETAIL Kongress werden jährlich aktuelle Themen der Architektur und Planung beleuchtet. Unter Mitwirkung verschiedener Partner aus Industrie und Forschung gestaltet die Veranstaltung so den aktuellen Architekturdiskurs aktiv mit.
Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste und Partner durch DETAIL Geschäftsführerin Karin Lang startete der Kongress mit dem lebendigen Eröffnungsbeitrag von Annette Hillebrandt von der Bergischen Universität Wuppertal. Aus der klassischen Architektur kommend hat sich Frau Hillebrandt in den letzten Jahren immer stärker dem Thema Recycling im Bauwesen zugewandt und gilt als ausdrückliche Expertin auf diesem Gebiet. Mit der prägnanten Aussage »Müll ist ein Designfehler« packte Hillebrandt das Problem an der Wurzel. Neben dem schonenden Einsatz von Ressourcen gilt es dem größtenteils praktizierten Downcycling von Baustoffen durch eine bessere Trennbarkeit der Materialien entgegenzuwirken. Der Anteil an Wiederverwendung muss sich gegenüber der reinen Weiterverwertung also deutlich erhöhen, um zu echten Recycling-Kreisläufen zu gelangen – und das sowohl auf der Objekt- wie auf der Detailebene. Erste Schritte liegen dabei in einem sparsamen Flächenverbrauch und einer flexiblen Gestaltung von Gebäuden in horizontaler wie vertikaler Hinsicht. Auf der Detailebene sind der Einsatz von reparaturerleichternden und wieder verwendbaren Bauteilen, z.B. durch intelligente Fügungen, herkömmlichen Konstruktionsmethoden vorzuziehen. Zudem gilt es, die am Markt verfügbaren Baustoffe mit entsprechenden und vergleichbaren Informationen auszustatten, um den Planern die Produktauswahl zu erleichtern. Viele Beispiele hierzu sind im aktuellen Atlas Recycling zu finden, den Hillebrandt und ihr Team gemeinsam mit DETAIL realisiert haben.
Einen ersten Einblick in die Baupraxis gab im Anschluss Kilian Kada, Partner von kadawittfeldarchitektur. Bauen nach dem Cradle-to-cradle-Prinzip gehört zur Philosophie des Büros und wurde von Kada am Beispiel des Neubauprojekts »Ein Haus für zwei« auf dem Gelände der Zeche Zollverein erläutert. Im Fokus des Entwurfs standen u.a. die Verbindung von Natur- und Kulturlandschaft, eine gesunde und flexible Arbeitsumgebung sowie der Einsatz von Cradle-to-cradle zertifizierten Produkten, die das Gebäude zu einem Materiallager für die Zukunft werden lassen.
Über ein grenzübergreifendes Forschungsprojekt im Donauraum referierte im Anschluss Rosina Lohmeyer von der Bayrischen Forschungsallianz. Ziel der Initiative ist die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft in den beteiligten Ländern und eine entsprechende Hilfestellung für Unternehmen. Im Fokus steht die erweiterte Herstellerverantwortung etwa über entsprechende Rücknahmegarantien und Leasingmodelle. Als Werkzeuge stehen die Online-Plattform danube-goes-circular.eu und eine sogenannte Circular Economy Toolbox zur Verfügung.
Was sich von Seiten der Industrie auf dem Sektor schon getan hat und wie weit sich die einzelnen Unternehmen hier in der Verantwortung sehen, wurde in den verschiedenen Referaten und Ausstellungen der Partner anschaulich vermittelt. Auf dem Weg hin zu »zero waste« beschäftigt sich die Rieder Gruppe z.B. sehr stark mit den Inhaltsstoffen ihrer Produkte, bereits 80 Prozent gelangen hier bereits in die Weiterverwendung, Stichwort Rücknahmegarantie. Zudem hat Wolfgang Rieder den Anspruch, seine Fassaden »intelligenter« zu machen, um etwa Heiz- und Kühlenergie zu sparen, und neue digitale Tools zur Wiederverwendung sind bereits in der Entwicklung. Das Thema Nachhaltigkeit nicht nur als Marketinginstrument zu nutzen, sondern zu einem tatsächlichen Umdenken und Handeln zu kommen, sieht Peter Theissing von KS Original als wichtige Aufgabe sowohl der Industrie als auch der Bevölkerung insgesamt. Ihren Beitrag leiste die Kalksandsteinindustrie durch die Verwendung von natürlichen Rohstoffen, einem nachhaltigen Herstellungsprozess und den bauphysikalischen Eigenschaften der Produkte. Im Vortrag von Michael Huth von Grohe drehte sich hingegen fast alles um das Thema Wasser. Mit der Armatur Grohe Blue, die im Rahmen der Veranstaltung auch live genutzt werden konnte, lässt sich Leitungswasser trinkfertig aufbereiten und hilft damit, Verpackungen zu vermeiden. Das Unternehmen hat sich das Thema Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen geschrieben, möchte bis 2020 das weltweit nachhaltigste Unternehmen der SHK-Branche werden und wurde für die bereits umgesetzten Maßnahmen bereits mehrfach ausgezeichnet. Bei Fassadenhersteller Trimo drehte sich hingegen alles um das Thema BREEAM-zertifizierte Gebäude, zu dem das Unternehmen mit seinen Fassadensystemen einen wertvollen Beitrag leistet, wie Uwe Sturmhöfel ausführlich erläuterte.
Seitens der Politik rüttelte Annette von Hagel, Initiative für Ressourcenschonende Bauwirtschaft, das Publikum mit ihrem Plädoyer für die konsequente Digitalisierung der Bauprozesse auf. Mangelhafte Dokumentationen von Bauvorhaben oder Baukosten, von denen 10 Prozent allein durch Planungs- und Baufehler entstehen, seien nicht länger tragbar. Durch entsprechenden Kollisionsprüfungen kann hier viel verhindert werden. Aber es tut Not, noch stärker als bisher in die Lesbarkeit von Daten, Stichwort IFC-Schnittstelle, zu investieren. Zum Abschluss ihres Vortrags stellte von Hagel noch die sich in der Gründungsphase befindende Stiftung IRBau vor und forderte das Publikum auf, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen, um das Thema auf politischer Ebene stärker in den Fokus zu rücken.
Ein aktuelles Forschungsprojekt zu neuen Baustoffen und Systemen, aber auch zukünftigen Wohn- und Arbeitsformen stellte Dirk Hebel vom KIT vor. In dem modularen Forschungsgebäude NEST in Dübendorf bei Zürich wurde mit der Unit Urban Mining and Recycling (UMAR) eine Wohneinheit aus vollständig recyclierbaren Elementen entwickelt, die den Beweis antreten soll, dass der Wechsel von einer linearen zur Kreislaufwirtschaft tatsächlich gelingen kann. Das Monitoring der bewohnten Einheit läuft über fünf Jahre, bevor das Gebäude dann komplett rückgebaut wird. Um dies zu erreichen, setzten die Verantwortlichen auf ein hohes Maß an Vorfertigung, den Einsatz von neuen, aus Recyclingstoffen erzeugten Materialien und auf ökonomische Leasingmodelle, wie sie von einigen Industrieunternehmen bereits angeboten werden.
Ob das alles denn auch bezahlbar sei, ist die Frage mit der sich viele Architekten durch ihre Bauherren konfrontiert sehen. Argumentationshilfe bot hierfür der Beitrag von Petra Riegler-Floors, die sich im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Kostenvergleich konventioneller und recyclinggerechter Konstruktionen beschäftigte. Vergleichende Betrachtungen und Beispielrechnungen zeigten, dass es vor allem auf eine ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Lebensphasen eines Gebäudes ankomme. Während bei der konventionellen Bauweise der Blick vornehmlich auf er Errichtungsphase liegt, gilt es für ein zukunftsorientiertes Bauen auch die Phasen der Instandsetzung und des Rückbaus zu berücksichtigen, wodurch recyclierbare Bauweisen tatsächlich die wirtschaftlichere Variante und eine Investition in ein innovatives Rohstofflager darstellen.
Ein großes Problem innerhalb der Abfallwirtschaft stellen derzeit noch die etwa 90 Mio. Kubikmeter verbauten WDVS mit EPS dar, vor allem wenn sie, älteren Datums, noch das gefährliche Flammschutzmittel HBCD enthalten. Um diese von der untersten Stufe in der Abfallhierarchie auf ein höheres Level zu heben, forschen Niklas Heller und seine Kollegen an der Fachhochschule Münster im Auftrag des Forums für sicheres Dämmen mit EPS (FSDE) derzeit an neuen Verwertungsmethoden.
Das Thema Recycling auf unterschiedlichsten Ebenen beschäftigt derzeit auch viele Start-up-Unternehmen. Auch sie hatten im Rahmen des Kongresses die Möglichkeit, ihre Ansätze und Geschäftsideen vorzustellen. So beschäftigt sich Abbas Kahn von Zaak Technologies damit, wie sich Abfallstoffe wie z.B. Flugasche als Ersatz für Sand in Baustoffe umwandeln lassen. Und Jasper Brommert begeisterte das Publikum mit seinen, werbewirksam als Salami oder Wasabi benannten, Upcyclingbacksteinen des Unternehmens StoneCycling. Eine Handelsplattform für die 1 Mio. t/Jahr durch Planungsfehler oder Falschlieferungen nicht genutzten Baustoffe, haben Dominik Campella und Marc Haines mit Restado ins Leben gerufen und Lena Nafe von MQ Real Estate präsentierte, wie sie nicht genutzte Flächen, z.B. oberste Ebenen von Parkhäusern, als interessante Bauplätze für modulare Erweiterungen entdeckt haben. Ein erstes Hotelprojekt entsteht derzeit in Berlin.
Weitere Beispiele für den Umgang mit Baustoffen oder ganzen Gebäuden als Ressource boten die Referate von Søren Nielsen, Vandkunsten Architects und Fabian Ochs, OSA Ochs Schmidhuber Architekten. Der Ansatz des dänischen Architekturbüros ist einfach und eingänglich: No sustainablilty without beauty! Wie und ob diese Schönheit in der Verwendung von unterschiedlichsten aufbereiteten oder modifizierten Materialien tatsächlich gegeben ist, liegt natürlich immer im Auge des Betrachters und erfordert auch einen gewissen Lernprozess, Architektur zu sehen und zu verstehen. Klassischer hingegen der Ansatz von OSA aus München, einem nicht mehr zeitgemäßen Bürogebäude aus den 1980er Jahren nicht mit Abriss zu begegnen, sondern ihm im Rahmen der Quartiersentwicklungsmaßnahme »Werkviertel« ein zweites Leben als modernes Co-Working-Space einzuhauchen.
Zum Abschluss des Kongresses wurde es nochmal politisch. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut legte mit seinen Thesen und unpopulären Vorschlägen den Finger auf die Wunde. Sein Vortrag sowie sein gleichnamiges Buch »Ökoroutine« beschäftigt sich mit der Frage, warum es uns so schwer fällt, das zu tun, was wir eigentlich für richtig halten. Keiner möchte der erste sein, der sein Verhalten ändert und somit in den bestehenden Strukturen ins Hintertreffen geraten. Der Ansatz von Kopatz ist daher: Wenn es der Einzelne nicht schafft, die gelernten Routinen zu überwinden, müssen sich die Strukturen und Randbedingungen dergestalt ändern, dass letztendlich alle davon profitieren. Dass dies möglich ist, haben z.B. Gesetze wie das Rauchverbot oder die Standby-Verordnung für Elektrogeräte binnen kurzer Zeit gezeigt. Die Politik ist also mehr denn je gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es allen Akteuren leichter macht Ressourcen zu schonen und unseren Lebensraum dauerhaft lebenswert zu gestalten.
Nach den inspirierenden Vorträgen und einer anregenden Diskussion nutzten die Teilnehmer das anschließende Get-Together zum intensiven Austausch und zwanglosen Networking untereinander sowie mit den Referenten und Partnern. Mit dem DETAIL Kongress werden jährlich aktuelle Themen der Architektur und Planung beleuchtet. Unter Mitwirkung verschiedener Partner aus Industrie und Forschung gestaltet die Veranstaltung so den aktuellen Architekturdiskurs aktiv mit.