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DETAIL Kongress 2017: Die Zukunft hat bereits begonnen
Foto: Gina Hartwich
Einen ungewöhnlichen Einstieg ins Thema bot bereits der Ausstellungsraum Portikus in Frankfurt am Main, der sich für einen Tag in eine eindrucksvolle Eventlocation verwandelte. Das tagesfüllende Programm umfasste 13 Vorträge in vier Blöcken mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Beiträge reichten von der Präsentation gelungener Transformationsprojekte in der aktuellen Architektur z.B. von COBE in Kopenhagen oder Lacaton & Vassal in Paris und Bordeaux, über Partizipationsprojekte in München (Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus) und New York (Gehl Architects) bis hin zu den städtebaulichen Visionen von Alexander Rieck, Arup und Mitchell Joachim, die in mitreißenden Vorträgen ihr sehr eigenes Bild von der Entwicklung urbaner Räume zeichneten. Neben den renommierten Protagonisten kamen jedoch auch Newcomer zu Wort und überraschten mit neuen Geschäftsideen und originellen digitalen Experimenten. Durch die Veranstaltung führte Ilka Ruby.
Mit seinem emotionalen Vortrag »Bauen für die Zukunft – Leben 2050« zog Martin Haas (haascookzemmrich STUDIO2050) die Zuhörer direkt zu Beginn der Veranstaltung in seinen Bann. Die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre besteht, seiner Meinung nach, darin, Mensch, Raum und Umwelt in Einklang zu bringen. Denn in der ubiquitär vernetzten Wissens- und Informationsgesellschaft schwinden die Grenzen zwischen Arbeiten und Freizeit immer weiter, sodass gerade in der Architektur ein großes Potenzial für ein lebendiges Miteinander liegt.
Wie eine solche Architektur aussehen kann, zeigten unterschiedliche Beispiele von COBE aus Kopenhagen. Architektin Caroline Nagel fokussierte dabei die drei Schwerpunkte des Büros: Städtebau, Landschaft und Architektur und stellte heraus, dass gerade die Kommunikation eine wichtige Basis der Architektur darstellt.
Die Veränderung von Geschäftsmodellen thematisierte Paul Indinger mit der Präsentation seiner Suchmaschine für Bauprojekte. Durch die automatisierte Recherche verschiedener Quellen können mit dem »Building Radar« Bauvorhaben bereits 2-3 Jahre vor Baubeginn eruiert werden – ein Wissensvorsprung, den sich z.B. Objektausstatter gerne zu Nutzen machen.
Kritisch diskutiert wurde im Anschluss das Start Up »popularc« von Sebastian Doppelhammer und Peter Kaufmann. Über die Online-Plattform haben private Bauherren die Möglichkeit, ihre Vorstellungen von einem Bauvorhaben an eine größere Anzahl von Planern und Architekten zu geben und aus den eingesandten Entwürfen ihr Traumhaus zu wählen. Umgesetzt wird es dann von einem der partizipierenden Baupartner. Die Fragen des Publikums zielten darauf ab, ob dieses Vorgehen wirklich zu einer Bereicherung des Fertighausmarkts oder doch eher zu einer weiteren Einsparung von Architektenleistungen und Problemen in der Gewährleistung führe.
Den zweiten Vortragsblock eröffnete Verena Schmidt (teleinternetcafe) mit einer Vorstellung des »Kreativquartier München«, ein Partizipationsprojekt, das den Prozess und die Kooperation in den Mittelpunkt der Planung stellt. Entwickelt wurde im Auftrag der Stadt München eine Strategie, die die vorhandenen Strukturen und (Zwischen-) Nutzungen als Ausgangspunkt nimmt. Die Planung definiert keinen (oft ungewissen) Endzustand, sondern ermöglicht eine sukzessive Entwicklung zwischen Top-Down und Bottom-Up.
Im Anschluss präsentierte Julien Callot Wohnprojekte von lacaton & vassal in Paris und Bordeaux, die einen kreativen und gangbaren Weg im Umgang mit Wohnhochhäusern der 1960er Jahre aufzeigten. Durch »simple« Erweiterung in Form von vor die Fassade gestellten Wintergärten gelingt es den Architekten, die Wohnqualität im Bestand erheblich zu verbessern. Mit einer präzisen Planung und einem fast unglaublichen Zeitmanagement konnten die Baumaßnahmen in bewohntem Zustand und innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden.
Einen ganz anderen Ansatz zum Umgang mit Gebäudehüllen zeigte Rudi Scheuermann von Arup auf: unsere Städte müssen grüner werden und das im wahrsten Sinne des Wortes. Forschungen des Büros haben ergeben, dass die Lebensqualität durch den Einsatz von intensiven wie extensiven Grünflächen in der Stadt erheblich gesteigert werden kann. Gefragt sind auch hier kreative und interdisziplinäre Ansätze, wie z.B. die temporäre Begrünung von Baugerüsten, die in ihrer Gesamtheit zu einer Verbesserung der Luftqualität, Absenken der Temperatur, Energieeinsparung und Stressreduzierung bei den Bewohnern beitragen können.
Mit eindringlichen Zukunftsversionen einer immer stärker digitalisierten Welt rüttelte Alexander Rieck (Fraunhofer IAO und LAVA) die Teilnehmer auf. Sehr deutlich hielt er den Architekten den Spiegel vor und brachte zum Ausdruck, wie sich Stadt und Architektur im Wandel befinden und dass die starren Planungs- und Genehmigungsprozesse einer urbanen Zukunft nicht mehr gerecht werden. Diese Entwicklungen gilt es nicht zu unterschätzen, wenn man als Planer auch morgen noch an der Gestaltung unseres Lebensraums aktiv partizipieren möchte.
Konkreter wurde es hingegen wieder im Vortrag von Christian Veddeler. Anhand bereits realisierter Projekte zeigte er die strategischen Ansätze von UNStudio auf, die gebaute Umwelt in verschiedenen Maßstäben zu beeinflussen und zu verändern.
Das Architektur in vielerlei Hinsicht Anpassung auf die beschleunigten Lebensmodelle der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet und eng mit zukünftigen Mobilitätskonzepten und adaptiver Infrastruktur verknüpft ist, machten Paul Bart und Marvin Bratke (BART//BRATKE) zum Inhalt ihres Beitrags.
Den letzten Vortragsblock eröffnete Birgitte Bundesen Svarre von Gehl Architects. Der Fokus des Büros liegt ganz eindeutig auf dem Menschen und seinen Bedürfnissen, von denen er oft vielleicht gar nicht weiß, dass er sie hat. Sehr anschaulich demonstrierte die Referentin dies anhand der Umgestaltung des Times Square in NYC. Mit einfachen Mitteln konnten hier die Aufenthaltsqualität und das Miteinander in der Stadt deutlich verbessert werden. Der Ansatz geht einher mit einem Perspektivenwechsel in der Planung – einfach mal ausprobieren statt immer nur abwägen.
Eine Umkehr im Designprozess war auch der Aufhänger von Tobias Nolte von Certain Measures. Mit witzigen Designexperimenten, wie dem Sichtbarmachen eines Algorithmus oder dem Scannen von Stadtplänen, bewies Nolte in seinem lebendigen Vortrag nicht nur Kreativität, sondern mit dem Kasita-Projekt auch ungeahnten Geschäftssinn.
Mit den sozio-ökologischen Stadtvisionen von Terreform ONE, die Mitchell Joachim in Form von futuristischen Baumhäusern und Insektenfarmen enthusiastisch zum Leben erweckte, endete der inspirierende Kongresstag. Gesprächsstoff für das abschließende Get-together war in jedem Fall mehr als genug vorhanden.
Der Kongress wurde unterstützt von BASF SE, MDT Ges. f. Sonnenschutzsysteme mbH, Rieder Smart Elements GmbH, sedak GmbH & Co.KG und thyssenkrupp Aufzüge GmbH. Als ideelle Partner waren der Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen e.V., das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die Futurium gGmbH und das Netzwerk Architekturexport der Bundesarchitektenkammer (NAX) dabei.
Weitere Informationen unter: www.detail.de/detailkongress
Mit seinem emotionalen Vortrag »Bauen für die Zukunft – Leben 2050« zog Martin Haas (haascookzemmrich STUDIO2050) die Zuhörer direkt zu Beginn der Veranstaltung in seinen Bann. Die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre besteht, seiner Meinung nach, darin, Mensch, Raum und Umwelt in Einklang zu bringen. Denn in der ubiquitär vernetzten Wissens- und Informationsgesellschaft schwinden die Grenzen zwischen Arbeiten und Freizeit immer weiter, sodass gerade in der Architektur ein großes Potenzial für ein lebendiges Miteinander liegt.
Wie eine solche Architektur aussehen kann, zeigten unterschiedliche Beispiele von COBE aus Kopenhagen. Architektin Caroline Nagel fokussierte dabei die drei Schwerpunkte des Büros: Städtebau, Landschaft und Architektur und stellte heraus, dass gerade die Kommunikation eine wichtige Basis der Architektur darstellt.
Die Veränderung von Geschäftsmodellen thematisierte Paul Indinger mit der Präsentation seiner Suchmaschine für Bauprojekte. Durch die automatisierte Recherche verschiedener Quellen können mit dem »Building Radar« Bauvorhaben bereits 2-3 Jahre vor Baubeginn eruiert werden – ein Wissensvorsprung, den sich z.B. Objektausstatter gerne zu Nutzen machen.
Kritisch diskutiert wurde im Anschluss das Start Up »popularc« von Sebastian Doppelhammer und Peter Kaufmann. Über die Online-Plattform haben private Bauherren die Möglichkeit, ihre Vorstellungen von einem Bauvorhaben an eine größere Anzahl von Planern und Architekten zu geben und aus den eingesandten Entwürfen ihr Traumhaus zu wählen. Umgesetzt wird es dann von einem der partizipierenden Baupartner. Die Fragen des Publikums zielten darauf ab, ob dieses Vorgehen wirklich zu einer Bereicherung des Fertighausmarkts oder doch eher zu einer weiteren Einsparung von Architektenleistungen und Problemen in der Gewährleistung führe.
Den zweiten Vortragsblock eröffnete Verena Schmidt (teleinternetcafe) mit einer Vorstellung des »Kreativquartier München«, ein Partizipationsprojekt, das den Prozess und die Kooperation in den Mittelpunkt der Planung stellt. Entwickelt wurde im Auftrag der Stadt München eine Strategie, die die vorhandenen Strukturen und (Zwischen-) Nutzungen als Ausgangspunkt nimmt. Die Planung definiert keinen (oft ungewissen) Endzustand, sondern ermöglicht eine sukzessive Entwicklung zwischen Top-Down und Bottom-Up.
Im Anschluss präsentierte Julien Callot Wohnprojekte von lacaton & vassal in Paris und Bordeaux, die einen kreativen und gangbaren Weg im Umgang mit Wohnhochhäusern der 1960er Jahre aufzeigten. Durch »simple« Erweiterung in Form von vor die Fassade gestellten Wintergärten gelingt es den Architekten, die Wohnqualität im Bestand erheblich zu verbessern. Mit einer präzisen Planung und einem fast unglaublichen Zeitmanagement konnten die Baumaßnahmen in bewohntem Zustand und innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden.
Einen ganz anderen Ansatz zum Umgang mit Gebäudehüllen zeigte Rudi Scheuermann von Arup auf: unsere Städte müssen grüner werden und das im wahrsten Sinne des Wortes. Forschungen des Büros haben ergeben, dass die Lebensqualität durch den Einsatz von intensiven wie extensiven Grünflächen in der Stadt erheblich gesteigert werden kann. Gefragt sind auch hier kreative und interdisziplinäre Ansätze, wie z.B. die temporäre Begrünung von Baugerüsten, die in ihrer Gesamtheit zu einer Verbesserung der Luftqualität, Absenken der Temperatur, Energieeinsparung und Stressreduzierung bei den Bewohnern beitragen können.
Mit eindringlichen Zukunftsversionen einer immer stärker digitalisierten Welt rüttelte Alexander Rieck (Fraunhofer IAO und LAVA) die Teilnehmer auf. Sehr deutlich hielt er den Architekten den Spiegel vor und brachte zum Ausdruck, wie sich Stadt und Architektur im Wandel befinden und dass die starren Planungs- und Genehmigungsprozesse einer urbanen Zukunft nicht mehr gerecht werden. Diese Entwicklungen gilt es nicht zu unterschätzen, wenn man als Planer auch morgen noch an der Gestaltung unseres Lebensraums aktiv partizipieren möchte.
Konkreter wurde es hingegen wieder im Vortrag von Christian Veddeler. Anhand bereits realisierter Projekte zeigte er die strategischen Ansätze von UNStudio auf, die gebaute Umwelt in verschiedenen Maßstäben zu beeinflussen und zu verändern.
Das Architektur in vielerlei Hinsicht Anpassung auf die beschleunigten Lebensmodelle der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet und eng mit zukünftigen Mobilitätskonzepten und adaptiver Infrastruktur verknüpft ist, machten Paul Bart und Marvin Bratke (BART//BRATKE) zum Inhalt ihres Beitrags.
Den letzten Vortragsblock eröffnete Birgitte Bundesen Svarre von Gehl Architects. Der Fokus des Büros liegt ganz eindeutig auf dem Menschen und seinen Bedürfnissen, von denen er oft vielleicht gar nicht weiß, dass er sie hat. Sehr anschaulich demonstrierte die Referentin dies anhand der Umgestaltung des Times Square in NYC. Mit einfachen Mitteln konnten hier die Aufenthaltsqualität und das Miteinander in der Stadt deutlich verbessert werden. Der Ansatz geht einher mit einem Perspektivenwechsel in der Planung – einfach mal ausprobieren statt immer nur abwägen.
Eine Umkehr im Designprozess war auch der Aufhänger von Tobias Nolte von Certain Measures. Mit witzigen Designexperimenten, wie dem Sichtbarmachen eines Algorithmus oder dem Scannen von Stadtplänen, bewies Nolte in seinem lebendigen Vortrag nicht nur Kreativität, sondern mit dem Kasita-Projekt auch ungeahnten Geschäftssinn.
Mit den sozio-ökologischen Stadtvisionen von Terreform ONE, die Mitchell Joachim in Form von futuristischen Baumhäusern und Insektenfarmen enthusiastisch zum Leben erweckte, endete der inspirierende Kongresstag. Gesprächsstoff für das abschließende Get-together war in jedem Fall mehr als genug vorhanden.
Der Kongress wurde unterstützt von BASF SE, MDT Ges. f. Sonnenschutzsysteme mbH, Rieder Smart Elements GmbH, sedak GmbH & Co.KG und thyssenkrupp Aufzüge GmbH. Als ideelle Partner waren der Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen e.V., das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die Futurium gGmbH und das Netzwerk Architekturexport der Bundesarchitektenkammer (NAX) dabei.
Weitere Informationen unter: www.detail.de/detailkongress