Arbeiten in der Nudelfabrik
Denkmalgeschützte Fabrik zu kulturellem Hotspot umgenutzt
Die ehemalige Fabrik wurde zu einem hybriden Gewerbe- und Veranstaltungsort umgebaut. © Francisco Nogueira
Im Westen von Lissabon erlebt ein ehemaliger Militärkomplex derzeit die Entwicklung in das Innovationsviertel „Hub Criativo do Beato“. In der Fabrik unmittelbar am Tejo liefen seit 1973 Nudeln und Kekse über die Fließbänder. Nun hat das Berliner Büro Julian Breinersdorfer Architekten das unter Denkmalschutz stehende Gelände umgebaut. Auf über 12 000 m² ist heute ein vielfältiger Mix aus Gewerbe, Kultur und Gastronomie zu finden.
Der Zugang zu den neu gewonnenen Arbeitsflächen erfolgt über die außenliegende Erschließung. © Julian Breinersdorfer
Rue Intérieure
Angepasst auf die Form der ehemaligen Maschinen misst die Fabrik eine Länge von 200 m, ist aber nur 11 m breit. Anstatt mehrere Fluchttreppenhäuser zu ergänzen, verlegten die Architekten die Erschließung nach außen. Die Stahltreppen mäandern entlang der Fassaden und erschließen so die verschiedenen Nutzungen. Die horizontale Verbindung der Innenräume erinnert an Corbusiers Rue Intérieure.
Zentrale Mitte
Als Start- und Endpunkt der Erschließungskaskade dient das zentrale Foyer. Von hier aus entwickeln sich die Treppenläufe um den neu eingebauten Aufzugsschacht. Um den strukturellen Eingriff zu minimieren sind die Treppen von der Decke abgehängt und wirken beinahe so, als würden sie schweben. Auf Höhe der Geschosse entwickeln sich jeweils zwei Stege in entgegengesetzte Richtungen in den Außenraum.
Der neue Aufzugsschacht ist mit Spiegeln verkleidet und fügt sich so in die Gestalt der Innenräume ein. © Francisco Nogueira
Materialität
Als Gestaltungsansatz galt, historische Materialien und Oberflächen so weit wie möglich zu erhalten. Moderne Elemente aus Stahl sowie hölzerne Einbauten und Pflanzen kontrastieren die industrielle Atmosphäre der 1970er-Jahre. Spiegel verkleiden den neuen Aufzugsschacht, sodass dieser mit seiner historischen Umgebung verschmilzt. In den oberen Geschossen wurde die Backsteinfassade größtenteils geöffnet, um natürliches Licht in das Gebäude zu lassen.
Hölzerne Einbauten und Pflanzen kontrastieren die industrielle Atmosphäre. © Julian Breinersdorfer
Zwei alte Maschinen sind dem Gebäude erhalten geblieben und erinnern an die ehemalige Nutzung. © Francisco Nogueira
Mischnutzung
Die neue Nutzung ist breit aufgestellt. Sowohl große Unternehmen als auch Start-Ups arbeiten heute aus der ehemaligen Fabrik. Veranstaltungsflächen und lokale Restaurants öffnen das Areal für Einheimische und Touristen. Auf der 2000 m² großen Dachfläche entstand eine öffentlich zugängliche Dachterrasse.
Die über 12 000 m² große Fläche wird heute von Gewerbe, Kultur und Gastronomie genutzt. © Guillaume Bonn
Vielschichtiger Veranstaltungsort
Factory beeinflusst nicht nur die lokale Nachbarschaft in Beato, sondern lädt auch das internationale Publikum ein, Teil des nuancenreichen Ortes zu werden. Neben dem typischen Konferenzgeschäft finden hier sowohl kommerzielle als auch non Profit Veranstaltungen in Bereichen wie Technologie, Gender, Mode, Architektur und Kunst statt.
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Architektur: Julian Breinersdorfer Architekten
Bauherr: Simon Schaefer Factory International S.a.r.l., 121, Avenue de la Faiencerie, L-1511 Luxemburg
Standort: Av. Infante Dom Henrique 143, Lissabon (PT)
Genehmigungsplanung: José Baganha Arquitectos
Ausführungsplanung: Angela Maurice Arquitectos
Tragwerksplanung: Ricardo Sampaio, Duarte Silveira
Projektsteuerung: Pedro Reis
TGA-Planung: Engavac