25.04.2013

Daniel Schürer

Daniel Schürer

In drei Worten: Was bedeutet das DETAIL-Stipendium für dich?
Motivation, Unabhängigkeit, Chance

Welcher deiner Entwürfe wird die Architekturwelt in zwanzig Jahren gravierend beeinflussen?
Gute Architektur ist immer jene, welche sich mit den aktuellen Problemen und der Gesinnung der Gesellschaft auseinandersetzt. Man kann basierend auf gesellschaftlichen Tendenzen seine Architektur denken. Ob ein Entwurf jedoch in der Zukunft gravierend Einfluss nimmt, kann nur die Zukunft selbst beantworten. Man schaut zurück und sieht die Reaktionen der Geschichte. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Bauhaus.

Welches Bauwerk hättest du gern entworfen?
Die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe.

Was inspiriert dich? Mit welchen Hobbys tankst du Kraft für neue Aufgaben?
Der Alltag mit seinen zahlreichen Begegnungen, Zufällen, Entdeckungen, Freuden und Enttäuschungen inspiriert mich endlos. Ein Spaziergang durch die Stadt, “Morning Idea“ von Denis Fremond, der leuchtende Baum in der Sonne, der wütende Busfahrer, Freunde, Diskussionen, Bücher etc. Entspannen und Energie sammeln kann ich am besten auf dem wahrscheinlich kleinsten Berg im Nachbarort meiner Heimat Lichtenstein mit Snowboard, viel Schnee und Freunden, auf Reisen mit wenig Gepäck und noch weniger Geld oder bei einem Laufen durch den Park.

Welches Low-Budget-Projekt würde dich begeistern?
Einen ökonomisch, ökologisch und architektonisch wertvollen sowie ortsverbundenen Wohntyp für Entwicklungsländer mit den Menschen vor Ort zu entwerfen und zu bauen.

Monatsbericht Dezember 2012 Den letzen Monat waren eine Kommilitonin, Ran Xu, und ich mit dem Projekt “LowEx-EnergyHub” an der Professur Architektur & Nachhaltige Gebäudetechnologien (SUAT) von Prof. Arno Schlüter beschäftigt. Thema war die nachhaltige Energieversorgung des schweizer Bergdorfes Zernez. Wir brauchten eine Idee, welche energetische Funktionen sowie soziale Aufgaben in sich vereint. Eine zentrale Frage hat den Entwurf von Anfang an begleitet: Wie lassen sich nachhaltige Technologien sensibel und mit architektonischer Qualität in einen Ort einbringen, ohne den Kontext zu zerstören? Auf einer Freifläche im Herzen des Ortes entwarfen wir einen “energy-market-place”, der sich aus zwei Hausfiguren zusammensetzt, welche sich aus der Typologie des Ortes entwickeln. Zum einen die “energy-houses”, welche über Photovoltaik, Solar-Kollektoren, Biomasse und integrierte Speicher Energie produzieren,verteilen sowie lagern. Sie versorgen die Wohnhäuser von Zernez sowie die zweite Hausfigur, die “activity-houses”. Diese bilden den sozialen Aspekt im Projekt aus. Sie können modular miteinander kombiniert und verschiedenartig nach den Bedürfnissen der Bewohner arrangiert werden. So kann der “energy-market-place” im Winter wie im Sommer als Kino dienen, indem man die Häuser im Halbkreis anordnet, durch Addition entsteht ein großer Veranstaltungsraum oder es wird eine individuell bespielbare Landschaft geschaffen, wodurch verschiedenste Plätze und Blickbeziehungen entstehen. Das kollektive Zusammensein soll gefördert werden, indem sich die Bewohner von Zernez weniger in ihren Häusern zurückziehen und mehr Zeit in der Gemeinschaft auf dem “energy-market-place” verbringen. Hier können Feste gefeiert, Gemeindesitzungen abgehalten,Meetings organisiert oder ganz einfach die Freizeit verbracht werden.Diese Woche war ich zu Besuch in der Fachhochschule Sihlhof von Giauliani.Hönger. Der Luftraum ist sehr schön und die verschiedenen Blickbeziehungen bilden ein spannendes Raumerlebnis. Ein starker Kontrast dazu ist die etwas gedrungene Eingangssituation. Die Materialisierung finde ich sehr gelungen. Ein wichtiges Thema, was allerdings viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, war die Erhöhung der Studiengebühren. Demnach soll jeder Studierende ca. 2500 CHF pro Jahr für seine Bildung bezahlen. Damit soll unter anderem die Qualität der ETH-Lehre erhöht und dem Fachkräftemangel auf dem Markt entgegengewirkt werden. Ich sehe die Erhöhung der Studiengebühren als eine deutliche Rückentwicklung und bin der Meinung, dass Bildung unabhängig vom Budget nur nach den Leistungen für jeden zugänglich sein sollte. Der Fachkräftemangel wird sich dadurch auch nicht einstellen, sondern noch erhöhen. Ein großes Thema an der ETH diesen Monat war der Entschluss zur Verdoppelung der Studiengebühren. Demnach soll jeder Studierende ca. 2500 CHF pro Jahr für seine Bildung zahlen. Der ETH-Rat begründete das mit einer Sicherung der Qualität der Lehre und dem Entgegenwirken des Fachkräftemangels auf dem Markt. Ich sehe die Verdopplung der Studiengebühren als eine deutliche Rückentwicklung an, in einer Zeit wo Bildung für alle, unabhängig vom Budget, entsprechend ihrer Leistung zugänglich sein sollte. Zudem glaube ich, dass mit diesem Schritt die Tendenz des verstärkten Fachkräftemangels nur erhöht wird. Hier ist noch ein Foto der Studentendemos auf der Piazza im Zentrum und auf dem Hönggerberg.

Demo

FH Silhof

Monatsbericht Januar 2013 Vor kurzem war Jan Liesegang vom Büro raumlabor berlin im Cabaret Voltaire in Zürich. Er stellte hauptsächlich das Projekt „Cantiere Barca“ vor. Es handelt sich um eine urbane Intervention im italienischen Barca, einem Vorort von Turin. Das Terrain um eine leerstehende Markthalle, in die nie ein Mieter einzog, wurde zum Aktionsort. Verwittert und vergessen entwickelte sich dieses Gebiet in den vergangenen Jahren immer mehr zum Makel der Stadt. Die Ruine und ihre Umgebung wurde zum Abbild der gesellschaftlichen und sozialen Situation Barca´s. Der Ort war geprägt von Motivationslosigkeit, gegenseitigem Desinteresse und Stagnation. Raumlabor berlin stellte einen Workshop auf die Beine, wodurch wieder Kommunikation sowie Interaktionen stattfinden und besonders die Jugend aktiviert werden sollte. Zusammen mit den Bewohnern wurden diverse Stadtmöbel aus Holz auf dem Areal der vergessenen Markthalle entworfen und gebaut. Wichtig war dabei, dass die Bewohner alle Objekte ohne spezifische Fachkenntnisse und in kurzer Zeit herstellen konnten. Die Alten brachten den Jungen ihre handwerklichen Fertigkeiten bei, die Frauen erledigten die kreativen, meist textilen Aufgaben und die Kinder führten die Zuarbeit durch. Raumlabor berlin setzt auch hier wieder die Küche als Mittel für einen gemeinsamen Ort der Kommunikation ein. Wie auch schon in den Projekten „Emmas Hoftour“, „Das Küchenmonument“ oder „Bergglück“ erzeugten sie im Workshop „Cantiere Barca“ über das gemeinsame Kochen und Speisen einen Ort der Begegnung. Jeder kennt die Küche von zu Hause als einen Bereich des Rückzugs vor dem Alltag aber auch als öffentlichen Treffpunkt innerhalb der Familie. Das herkömmliche Esszimmer mit seinen vier Wänden, Boden und Decke transformiert sich zum öffentlichen Platz. Es zeigt wie raumlabor in seinen Arbeiten herkömmliche Alltagssituationen aufbricht und neu def-iniert. Mit dem Projekt „Cantiere Barca“ wurde wieder neues Leben in der Stadt entfacht, Generationskonflikte wurden überwunden, alle wuchsen ein Stück mehr zusammen und konnten eine stärkere Bindung zu ihrem Wohnort aufbauen.
In den Arbeiten von raumlabor berlin wird der Mensch in einer Zeit von corporate architecture, Immobilienhaien und Millionenprojekten wieder in den Mittelpunkt der Bauaufgabe gerückt und gezeigt, dass auch mit wenig Geld, viel erreicht werden kann.
Ein durchaus zukunftsweisender Ansatz in einer Welt mit stetig wachsenden Problemen und fortschreitender Ressourcenknappheit.

Schalen

Schale

Momentan ist Prüfungszeit an der ETH.
Nebenher arbeite ich an einer Komposition von Gipsschalen im Wahlfach “CAAD Praxis- Chinaware”.
Auf den Bildern ist unter anderem ein Zwischenstand von einigen modellierten Schalen zu sehen. Noch bin ich daran jede einzelne Schale so zu gießen, dass am Ende alle fünf Stücke zu einer Komposition zusammengefügt werden können. Im Programm Rhinoceros 3D wurde alles modelliert, danach auf dünnen Plastikplatten gelasert, zusammengebaut und schlussendlich mit speziellen Gips gegossen. Die weiße Vase, die ebenfalls im Seminar entstand, zeigt ganz gut, wie die Oberfläche der Schalen am Ende wirken soll. Während des ganzen Projekts fühlt man sich ein wenig an die Handwerkstradition am Bauhaus zurückversetzt.
Nebenbei arbeite ich zusammen mit zwei Freunden am 3. Lixil Wettbewerb in Japan für ein experimentelles Wohnhaus. Eine erste Idee ist, angelehnt an eine uralte japanische Tradition, das gemeinsame Baden als zentrales Thema zu behandeln. Dabei soll eine warme Wasserstelle im Zentrum des Hauses das gemeinsame Bad und zugleich die Wärmequelle bilden. Im Sommer kehrt sich der Effekt um und das Wasserbecken bekommt eine kühlende Funktion.

Lernkapsel

Monatsbericht Februar 2013
Die Prüfungen sind vorbei und endlich kann man wieder am sozialen Leben teilnehmen. Wir haben nun auch unser Projekt zum 3. internationalen LIXIL Wettbewerb mit dem Thema “Retreat in nature” eingereicht. Es geht um ein experimentelles Wohnhaus in Taiki-Cho, welches komplett in den natürlichen Kreislauf seiner Umgebung integriert ist. Es besteht aus einer tragenden Holzstruktur welche ein warmes Wasserbecken im Zentrum des Hauses umschließt. Die Wände werden aus Stroh von den umliegenden Feldern gebildet. Eine kleine, einfach zu bedienende Maschine presst das Stroh mechanisch zu festen und windundurchlässigen 50x50x50cm Bausteinen. Die Bausteine bilden zum einen durch individuelle Platzierung verschiedenste Räume und zum anderen sind sie als Energieeinheiten zu verstehen. Denn durch das Verbrennen der Strohbausteine im hauseigenen Ofen wird das zentrale Wasserbecken erwärmt, welches das Haus in der kalten Jahreszeit aufheizt. Zugleich wird in Anlehnung an die japanische Tradition das gemeinsame Baden wieder in den Lebensmittelpunkt gerückt. Die entstandene Asche wird wieder in den natürlichen Zyklus der Agrarwirtschaft von Taiki-Cho zurückgeführt, indem die Felder damit gedüngt werden. Das Haus passt sich jeder Jahreszeit an. Im Sommer existiert nahezu nur die Holzstruktur und das Wohnhaus bekommt den Charakter eines Pavillions. Im Herbst werden die ersten Strohbausteine gepresst und zum Lagern in die Holzstruktur, welche dann die zusätzliche Funktion eines Regals übernimmt, platziert.
Mehr und mehr entstehen die ersten Räume im Inneren durch stapeln der Energieeinheiten. Kurz vor Winter hat das Haus seinen maximalen Füllstand erreicht und es wird mit der Verbrennung begonnen. Über Frühling nimmt die Anzahl der Strohsteine immer weiter ab, bis der Sommer erreicht ist und der Kreislauf von vorn beginnt. Die Räume im Inneren des Hauses ändern ihre Dimensionen also kontinuierlich mit den Außentemperaturen und den Jahreszeiten. Somit verändert sich auch die äußere Erscheinung des Hauses
von Tag zu Tag. Durch diese sichtbare Transformation sowie der Arbeit mit dem Stroh wird den Bewohnern der Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Umgebung näher ins Bewusstsein gerückt.

Retreat in Nature

Monatsbericht März 2013 Im Moment arbeite ich am Projekt „Ein neues Kongresshaus für Zürich“ bei der Professur Gigon & Guyer. Wir konnten zwischen vier Standorten entscheiden und ich habe das Geroldareal, direkt zwischen Prime Tower und den Viaduktbögen gewählt. Es ist mit ca. 30 000 qm mein bisher größtes Projekt. Die Dimensionen sind nur allmählich zu erfassen. Meine erste Intention war, einen Turm zu schaffen, der möglichst wenig Grundfläche benötigt. Das hat sich allerdings auf Grund der Verkehrswege für die grosse Zahl der Kongressbesucher als sehr umständlich erwiesen.

Perspektive Eingang

Derzeit arbeite ich an einem horizontalen Baukörper, welcher durch einen Hotelturm akzentuiert wird. Durch ein großzügiges Atrium ist das Kongresshaus mit dem Kongresshotel im Erdgeschoss funktional und in den Obergeschossen
über Blickbeziehungen miteinander verbunden.

Baukörper

Vor ein paar Wochen lud die Professur zur ersten öffentlichen Besichtigung der neuen Bürogebäude von Dudler, Gigon & Guyer und Chipperfield an der Europaallee 21 in Zürich ein. Nebenan entsteht gerade das Büro- und Wohnhaus von Adam Caruso.

Neubauten Europaallee 21

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