31.01.2013 popp@detail.de

Dämmen und natürlich Lüften – ein Widerspruch? Die Fassade der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg

Text und Fotos: Frank Kaltenbach Die Anforderungen an zeitgemäße Glasfassaden klingen einfach: Bei einer möglichst großen verglasten Fläche soll viel Tageslicht in die Räume gelangen und ein großzügiger Ausblick gewährleistet sein. Hochdämmende Glasaufbauten stehen heute zur Verfügung, doch wie kann der Wärmeverlust begrenzt werden, wenn über Öffnungsklappen eine natürliche Versorgung der Räume mit Frischluft erwünscht ist? Der Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umweltschutz in Hamburg Wilhelmsburg möchte in Sachen Nachhaltigkeit Maßstäbe setzen. Die Bauherren verzichteten aufgrund des begrenzten Budgets auf eine vollflächige Verglasung zugunsten von Lochfenstern und hochdämmenden opaken Brüstungen. Dennoch ist Sauerbruch Hutton eine anspruchsvolle Architektur gelungen, die zur Landmarke für das benachbarte Gelände der IBA 2013 werden kann. Architekten: Sauerbruch Hutton Architekten, Berlin
Standort: Hamburg-Wilhelmsburg

Der Innenhof mit der durchgehenden Keramikfassade über Flachbauten und Turm. Rendering: Sauerbruch Hutton

Masterplan der IBA Wilhelmsburg von Jo Coenen mit dem Neubau der BSU am oberen rechten Bildrand, Die 23 m hohen niedrigeren Gebäuderiegel schirmen den Innenhof zur Ausfallstraße bzw. der Bahntrasse hin ab. An der Ecke , wo sich beide Riegel treffen baut sich der 54 m hohe Turm als Landmarke auf. Grafik: Sauerbruch Hutton

Rendering: Sauerbruch Hutton

Grafik: Sauerbruch Hutton

Grundriss, Grafik: Sauerbruch Hutton

Die Farbgebung der Keramikfassade wandelt sich von warmen Farbtönen der Rot-Gelb-Palette am Turm bis zu Blau -grün violett an den entfernten Enden der Riegel.

Rendering: Sauerbruch Hutton

Die vorsortierten Keramik platten werden an Ort und Stelle zum Versetzen bereit gelegt.

Die Platten variieren nicht nur in Farbe und Dimensionen, einige sind gerade, andere konvex oder konkav. Insgesamt werden 27000 Keramikplatten mit 20 verschiedenen NCS-Farbtönen montiert.

Die Aufhängung der Keramikplatten für die Brüstungen bleibt unsichtbar.

Über die Fenster hinweg spannen zwei Keramikelemente: im oberen Bereich als Verblendung der außen liegenden Sonnenschutzlamellen, auf Brüstungshöhe als Absturzsicherung.

Zur Versteifung sind Einschieblinge aus Aluminiumrohrprofilen in die Keramikelemente geschraubt.

Das Ende des 23 m hohen Riegels entlang der Eisenbahntrasse während der Montage der Keramikelemente.

In der ersten Montagephase wurden die Aluminiumelemente ohne Keramik auf dem Rohbau montiert. Die Standardelemente mit 2,60 m Breite sind 3,33 m hoch.

Insgesamt wurden 2044 Elemente versetzt, eine Fläche von 20 000 Quadratmetern.

In der zweiten Montagephase sind bereits bei der Anlieferung auf der Baustelle Keramikplatten auf die Aluminiumelemente vormontiert, um die Montage zu beschleunigen.

Die Montageanker erlauben das Einfädeln und vertikale Bewegungen. Die Elemente sind extrem gedämmt, im Hochhaus bereich wurden im Brüstungsbereich W90 Elemente eingesetzt, um den Brandüberschlag zu verhindern.

Jedes Element bietet zwei Möglichkeiten zur natürlichen Belüftung, die jeweils mit einem manuellen Fenstergriff zu bedienen sind:

Ein Drehflügel mit Dreifach-Isolierverglasung und eine Lüftungsklappe in einem Aluminiumflügel. Als Witterungsschutz befindet sich die 340mm x 2000 mm große

Lüftungsklappe mit einem freien Querschnitt von 0,15 Quadratmeter hinter einer Blechverkleidung. Die Zuluft kann durch seitliche Schlitze in den seitlichen Laibungsprofilen zugeführt werden.

Bauherr: Sprinkenhof AG, Hamburg
Fassadenfläche: gesamt 34.945 m2

Wettbewerb: 2009 (1. Preis)
Montagezeitraum: Nov 2011 - Okt 2012
Fertigstellung: 2013

Generalplaner: Obermeyer Planen + Beraten GmbH, Hannover

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