Cooltoren in Rotterdam von V8 Architects

Kein Zimmer ohne Balkon: Das Wohnhochhaus im Zentrum von Rotterdam verdankt seine ungewöhnliche Silhouette vor allem den Außenbereichen in luftiger Höhe.

Sockel, Schaft und Turmspitze – diese Dreigliederung bestimmte das architektonische Vokabular in der Frühzeit des Hochhausbaus. Beim Entwurf des Cooltoren haben sich V8 Architects darauf zurückbesonnen, das Prinzip jedoch subtil variiert. Der Name des 51-geschossigen Wohnturms bezieht sich auf das umliegende Quartier westlich der Coolsingel im Zentrum von Rotterdam, zwischen Erasmusbrücke und Hauptbahnhof.

Hochhaus ersetzt fünf Häuser

Einen 150 m hohen Turm im Flussdelta der Maas zu errichten, sei eigentlich keine logische Wahl, geben die Architekten zu: 168 Fundamentpfähle mussten je 60 m tief in den Schlick hinabgetrieben werden, bevor sie auf festem Grund standen. Schon 2001 hatte der Investor begonnen, fünf Bestandsgebäude im Viertel aufzukaufen, um an ihrer Stelle den Neubau zu errichten. Mit dem sechsgeschossigen Sockel ihres Turms nehmen die Architekten Bezug auf deren Kubatur – und auf die der umliegenden, deutlich flacheren Nachbarhäuser. Im Inneren des Sockelbaus sind neben Wohnungen auch 500 m² Gewerbeflächen und Lagerräume untergebracht. Außerdem sollen die Bewohner künftig Zugang zu einem Dachgarten auf dem benachbarten Parkhaus erhalten.

Gespiegelte Hochhaussilhouette

Bei dem darüber aufragenden Turm stapelten die Architekten die klassische, sich nach oben verjüngende Hochhaussilhouette, wie wir sie etwa vom Empire State Building kennen, zweimal übereinander: einmal richtig herum und einmal auf dem Kopf stehend. Bis zu einer Höhe von rund 75 m wird der Cooltoren also breiter und nach oben hin wieder schmaler. Zum größten Teil beruht dieser optische Effekt lediglich auf unterschiedlich breiten Balkonen und Terrassen. Jedes Zimmer im Turm hat Zugang nach draußen; im Bereich der „Bauchbinde“ in der Turmmitte verfügt jede Wohnung über eine 75 m² große, zusammenhängende Terrasse. Je vier über Eck angeordnete Wohneinheiten gibt es hier pro Etage. In den Geschossen darüber und darunter sind es jeweils sechs und ganz oben im Turm je zwei großzügige Penthouses pro Stockwerk. Die Größen der 282 Wohnungen variieren auf diese Weise von 60 bis 400 m².

Subtile Variationen in der Betonfassade

Statt bodentiefer Fenster entschieden sich die Architekten bei den Wohnräumen für etwa kniehohe Brüstungen, um kein Unwohlsein bei Menschen mit Höhenangst hervorzurufen. Die geschlossenen Fassadenflächen sind mit teils rauen, teils glatten Betonfertigteilen verkleidet. Eine leichte, im Lauf der Zeit eintretende Verschmutzung ist dabei einkalkuliert – sie soll das Hochhaus allmählich Patina annehmen lassen, sodass es sich besser in die Nachkriegsarchitektur Rotterdams einfügt.