Dialog zwischen Epochen
Casa Castelar in Madrid von Solar

Ein Holzerker prägt die Straßenfassade des Hauses. Sie wurde mit handwerklichen Methoden instandgesetzt. © Adriá Goula
Die Colonia Madrid Moderno entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Wochenendsiedlung der Madrilenen am östlichen Stadtrand. Sie besteht aus 94 Reihenhäusern im Neo-Mudéjarstil, von denen heute, nach jahrzehntelangem Wandel aus Immobilienboom und Baukrisen, noch 14 erhalten sind. Die übrigen wurden über die Jahre durch drei- bis viergeschossige Neubauten, meist Mehrfamilienhäuser, ersetzt.


Wandelbar zeigt sich die Fassade zum Hof. © Adriá Goula


Ein Teil der Fenster verschwindet hinter Klappläden, die in geschlossenem Zustand mit der Fassadenhülle verschmelzen. © Adriá Goula
Alles wie gehabt: die Straßenfassade
Eines der erhaltenen historischen Häuser hat das Madrider Büro Solar nun grundlegend saniert. De facto blieb nur die historische Straßenfassade komplett erhalten, die Innenräume und die Hoffassade sind neu. Bei dem Umbauvorhaben ließen sich die Architekten von einem Leitsatz Viollet-le-Ducs leiten: „Ein Gebäude zu restaurieren bedeutet weder, es zu erhalten, noch es zu reparieren, noch es wiederaufzubauen. Es bedeutet, es in einen fertigen Zustand zu versetzen, der zu einem früheren Zeitpunkt wahrscheinlich nie existiert hat.“


Im Inneren zogen die Architekten neue Geschossdecken aus Trapezblech und Beton ein. © Adriá Goula
Typologie bereinigt, Freiräume geschaffen
Vor Baubeginn ließen die Architekten zunächst eine Unzahl an An- und Aufbauten entfernen, die das Haus auf der Hofseite seit seiner Entstehungszeit überwuchert hatten. Allmählich wurde so wieder die L-förmige Struktur aus einem dreigeschossigen Hauptgebäude mit Erker an der Straße und einem zweigeschossigen, wenige Meter tiefen Seitenflügel entlang der Wand zum Nachbarhaus sichtbar. Im Inneren entstand eine Reihe von nutzungsneutralen, ungefähr gleich großen Räumen, die über großzügige Innenfenster mit einem geräumigen Treppenhaus verbunden sind.


Große Innenfenster verbinden die umliegenden Räume mit dem zentralen Treppenhaus. © Adriá Goula


© Adriá Goula
Hoffassade im Lochkleid
Bei der Fassadengestaltung setzten die Architekten von Solar auf den denkbar größten Kontrast: hier die mühsam mit handwerklichen Verfahren instandgesetzte Straßenfassade, dort eine Hoffront, die auf den ersten Blick eher an einen Neubau erinnert. Bodentiefe Fenster gliedern die Fassadenhülle aus recyceltem, gelochtem Aluminium. Ihr hinterlüfteter Fassadenaufbau wurde schon im Hinblick auf künftige Umbauten entworfen. Auch der Energiestandard hat sich im Zuge des Umbaus deutlich verbessert: Eine Wärmedämmung nach aktuellem Standard, eine verbesserte Querlüftung der Räume und eine Luft-Wärmepumpe trugen dazu bei, den Bedarf um 70 % zu senken.
Architektur: Solar (Pablo Canga + Ana Herreros)
Mitarbeit: Luis Guerra
Bauherr: privat
Standort: Madrid (ES)
Bauingenieur: Ángel García
Landschaftsarchitektur: Blom Bureau
Bauunternehmen: Edite Transforma: Z