Carbon Confessions von MVRDV

In der Ausstellung Carbon Confessions in der Architekturgalerie München wirft das niederländische Architekturbüro MVRDV einen selbstkritischen Blick auf den CO₂-Fußabdruck der eigenen Projekte und zeigt Strategien für mehr Klimafreundlichkeit. Jan Knikker, Partner und Strategieleiter von MVRDV, beschreibt Carbon Confessions als eine Wende in der Unternehmensgeschichte. 

Eine grüne LED-Wand empfängt die Besucherinnen und Besucher. © Architekturgalerie München

Bereits der erste Eindruck setzt ein Statement: Eine grüne LED-Wand empfängt die Besucher – jedoch nicht als Symbol für Greenwashing, sondern als bewusste Einladung zur Reflexion. Die Ausstellung zeigt, welche Herausforderungen und Fehleinschätzungen MVRDV auf ihrem Weg zu einer nachhaltigeren Architektur gemeistert haben. Die Ausstellung wurde von Nicola Borgmann konzipiert und umfasst drei Etagen in dem denkmalgeschützten Bunker in der Blumenstraße. Sie beleuchtet in chronologischer Reihenfolge Projekte des Architekturbüros weltweit, darunter der EXPO-Pavillon in Hannover und The Valley in Amsterdam. Es fließt viel Selbstironie in diese Präsentation, die Herausforderungen erkennt und passende Lösungsvorschläge macht. Das Büro MVRDV hat sich in den letzten fünf Jahren darauf konzentriert, seine Projekte so weit wie möglich „Paris Proof“ zu gestalten. Das bedeutet, dass die Ziele des Pariser Abkommens berücksichtigt werden – insbesondere die Begrenzung der Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad Celsius.

Das Karussell zeigt Fragen, Herausforderungen und Konflikte, die MVRDV auf dem Weg zur Klimafreundlichkeit begegnet sind. © MVRDV

Besonderes Augenmerk wurde auch auf die nachhaltige Gestaltung der Ausstellung selbst gelegt. Sie wurde aus recycelten Materialien aus dem Bestand der Architekturgalerie und dem Büro MVRDV konzipiert. Dadurch wurde der CO₂-Ausstoß auf lediglich 44 kg begrenzt. Nachhaltigkeit wird bei MVRDV auch im Alltag gelebt – in den Büros wird zum Beispiel kein Fleisch mehr konsumiert. Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist ein Karussell im zweiten Stockwerk, das die Fragen, Herausforderungen und Konflikte zeigt, die MVRDV auf dem Weg zur Klimafreundlichkeit begegnet sind. 

© Architekturgalerie München

Ein zentrales Element von Carbon Confessions ist die Software CarbonSpace. Unter der Leitung von Projektleiterin Sanne van der Burgh entwickelt, zielt dieses Tool darauf ab, Architekten und Architektinnen zu unterstützen, den CO₂-Fußabdruck ihrer Projekte bereits in der Planungsphase signifikant zu reduzieren. Derzeit befindet sich die Software in einer Testphase, in der sie von einer externen Betagruppe evaluiert wird. Nach Abschluss dieser Phase soll CarbonSpace der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um weltweit eine nachhaltigere Architektur zu fördern.