Landwirtschaftliche Poesie
Café mit Blumenladen in Japan von Fathom
Blick ins Café, © Tatsuya Tabii
Beim Entwurf eines Cafés mit Blumenladen für einen landwirtschaftlichen Betrieb, ließ sich das japanische Architekturbüro Fathom von der angrenzenden Bebauung und deren Nutzung inspirieren.
Das Tutiru liegt direkt an einer Landstraße. © Tatsuya Tabii
Das sogenannte Tutiru liegt direkt an einer Landstraße. Es ist Teil eines Areals, das sich aus großen, von Feldern umgebenen Bauten zusammensetzt. Die Kombination aus Scheunen und Gewächshäusern mit industriell betriebenem Chrysanthemen-Anbau findet sich gestalterisch als inszenierte Alltagspoesie im Café wieder.
Umbau
Dazu entkernten Fathom den nahezu quadratischen und etwa 57 m² großen Bestandsbau, der zuvor als Lagerschuppen genutzt wurde. Die bereits bestehende Öffnung zur Straße ist nun mit einer Schiebetür aus Stahl ausgefacht. Auf der Nord-Ost-Fassade öffnet sich das Tutiru über zwei horizontale Holzfenster zum umgebenden Areal. Dort sind auch die Sitzbereiche angeordnet. Eine durchlaufende, mit Lindenholzfurnier verkleidete Sitzbank und ein schmales Dach darüber bilden zusammen mit den filigranen Plexiglastischchen eine geschützte Nische. Aufgrund der passenden Fensterhöhe können die Gäste ihre Umgebung im Sitzen betrachten.
Die Gäste können durch die Fenster ihre Umgebung im Sitzen betrachten. © Tatsuya Tabii
Zonierung durch Kerne
Die äußere Hülle legt sich als sichtbare Stahlkonstruktion über das Innere. Trotz der industriell anmutenden Materialien erzeugt das Satteldach mit Trapezblechdeckung eine geschützte Atmosphäre. Die Zonierung erfolgt über zwei Kerne aus Gipskarton, wobei der größere in der Mitte platziert ist und die Küche beinhaltet. Im zweiten Kern, der an die Nord-West-Fassade andockt, sind die Toiletten untergebracht. Beide bewirken eine Trennung von Café und Blumenladen, bewahren aber gleichzeitig das offene Raumgefühl.
Zwei Kerne aus Gipskarton zonieren den Innenraum. © Tatsuya Tabii
Das Herzstück des Tutiru ist eine große Theke am Eingangsbereich. Sie wächst in geschwungenen Linien aus dem Boden heraus und wird zum Verbindungselement zwischen Innen und Außen. Ihre eigenwillige Geometrie leitet sich von der Form des nahegelegen Berges Mount Lino ab. Für die Konstruktion kam ein Material aus dem Straßenbau zum Einsatz, das für einen fließenden Übergang von Theke und Straßenbelag sorgt.
Theke im Eingangsbereich, © Tatsuya Tabii
Die Theke wächst in geschwungenen Linien aus dem Boden heraus. © Tatsuya Tabii
Rückzug und Öffnung
Zur räumlichen Überlappung trägt auch der auf einer Betonplatte platzierte Außenbereich des Cafés bei. Er ist zum Arbeitsgelände des Areals ausgerichtet und dient als Vermittler zwischen landwirtschaftlicher und gastronomischer Nutzung. Dadurch gelingt den Architekten eine geschickte Balance zwischen Rückzug und Öffnung, bei der die Umgebung zu einem subtilen Bestandteil des Innenraums wird.
Architektur: Fathom
Bauherr: privat
Standort: 905-3 Ayautacho Tomikuma, Marugame, Kagawa-Präfektur (JP)