Bewohnbare Stahlbrücke
Bundanon Art Museum von Kerstin Thompson Architects
© Rory Gardiner
Der Neubaukomplex am Shoalhaven River südlich von Sydney verbindet ein Kunstmuseum und ein Gästehaus in zwei sehr unterschiedlichen Baukörpern: Ein teils unterirdischer Betonbau beherbergt künftig die Sammlung des australischen Malers Arthur Boyd (1920-99).
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Er hatte das 1100 ha große Anwesen samt seinem künstlerischen Nachlass 1993 dem australischen Volk vermacht. Mittlerweile wird beides von einer Stiftung verwaltet. Nördlich an das Museum schließt sich eine 160 m lange und 9 m breite Stahlbrücke an, in deren Inneren 32 Gästezimmer und ein Café eingerichtet wurden.
Bei ihrem Entwurf hatten Kerstin Thompson und ihr Büro es mit einem prominenten Nachbarn zu tun: Kurz vor der Jahrtausendwende bauten Pritzker-Preisträger Glenn Murcutt und seine Partnerin Wendy Lewin auf dem Hanggrundstück oberhalb des Flussufers das Arthur and Yvonne Boyd Education Center.
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Die beiden Neubauten erweitern die bestehende Anlage nach Norden, wobei das Gästehaus eine kleine Talmulde überbrückt. Ihr kleingliedriges Tragwerk mit den geringen Stützweiten ist an historische Bockbrücken angelehnt, die vor allem im australischen und US-amerikanischen Eisenbahnbau der Frühzeit häufig errichtet wurden. Dunkel gestrichener Stahl, dunkle Holzverkleidungen, eine vielschichtige Fassadenkonstruktion und ein außen wie innen sichtbares Trapezblechdach prägen die Architektur dieses Bauteils.
© Rory Gardiner
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Ganz anders dagegen das Museum mit seinen Sichtbetonfassaden und der Dachkonstruktion aus Beton-Rippenelementen. Neben dem Kunstlager umfasst es zwei Ausstellungssäle – einen mit Oberlichtern und einen, der sich mit einem großen Fenster zum Vorplatz öffnet. Ähnlich wie die Architektur differenziert auch das Klimakonzept, das die Architekten zusammen mit den Nachhaltigkeitsexperten von Atelier Ten entwickelten, stark zwischen den einzelnen Bereichen.
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In den Lagerräumen müssen die Klimabedingungen am konstantesten sein, in den Ausstellungssälen können sie etwas stärker schwanken. Die Eingangshalle, die Verwaltungsbüros und der Brückenbau sind weitgehend natürlich belüftet. Die Gästezimmer verfügen lediglich über Ventilatoren und über eine Vielzahl passiver Elemente zur Klimaregulierung. Dazu zählen fassadenintegrierte Lüftungsöffnungen mit beweglichen Holzlamellen, Schiebeläden aus Lochblech vor den Fenstern und eine Lüftungsklappe über der Zimmertür, um die Querlüftung zu unterstützen. Mit einer 100 kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach und der Kühlung mithilfe eines Erdsondenfelds aus 27 je 100 m tiefen Sonden soll der Komplex aus Museum und Gästehaus den Nullenergiestandard erreichen.
Architektur: Kerstin Thompson Architects
Bauherr: Bundanon Trust
Standort: 170 Riversdale Road, Illaroo NSW 2540 (AU)
Tragwerksplanung: Irwin Consult, WSP
Landschaftsarchitektur: Wraight Associates, Craig Burton
Energie- und Klimakonzept: Atelier Ten