23.07.2013 Florian Maier

best architects 14 – Vielfalt und Qualität begeistern die Jury

Prof. Johannes Käferstein (Zürich), Ansgar Schulz (Leipzig) und Johann Traupman (Wien) waren von der Fülle und Vielfalt der eingereichten Projekte sehr angetan. 106 Mal vergaben sie am Ende das Label »best architects 14«. Neun Arbeiten wurden für die besonders herausragende Qualität mit dem Label in Gold prämiert.

So viel hatte die Fachjury noch nie zu tun: 455 eingereichte Arbeiten waren diesmal zu diskutieren und zu bewerten – Rekordbeteiligung beim dem seit acht Jahren bestehenden best architects Award. Foto: Michael Jäger

Die Gold-Gewinner Wohnungsbau | Einfamilienhäuser Wohnhaus Z in Frankfurt / Main
Bayer und Strobel Architekten, Kaiserslautern, Deutschland Das Grundstück liegt auf dem Lerchesberg, etwas oberhalb der Stadt. Auf der Talseite eröffnet sich im Obergeschoss ein beeindruckender Blick über die Silhouette der Frankfurter Skyline. Um diesen Ausblick herum ist das gesamte Gebäude entwickelt: Die Schlafräume befinden sich im Erdgeschoss, der eigentliche Wohnraum im Obergeschoss. Der spektakulärste Ausblick schließlich ergibt sich vom großen Esstisch aus, dem eigentlichen Höhepunkt des Hauses.

Foto: Peter Strobel

Sommerhaus am Bodensee
Peter Kunz Architektur, Winterthur, Schweiz

Das Sommerhaus mit Seeanstoss stellt sich als ein formal reduzierter Bungalow dar, bestehend aus zwei getrennten Baukörpern für die Wohn- und Schlafräume. Das straßenseitige Garagen- und Schlafhaus ist über ein großzügiges Holzdeck mit dem seeseitigen Wohn- und Essgebäude verbunden. Von den vier gleich großen Schlafzimmern schweift der Blick über den mit drei Kiefern versehenen Innenhof und durch die weite Wohn- und Esshalle hinaus auf den See. Der Ausblick wird gleichsam zu Bildern gerahmt und dadurch intensiviert.

Innen, Außen und Dazwischen gehen fließend ineinander über, spannende Raumbeziehungen entstehen. Foto: Claudia Luperto

Wohnungsbau | Mehrfamilienhäuser Wohnhaus Neufrankengasse in Zürich
EM2N Architekten AG, Zürich, Schweiz

Das Projekt entwickelt sich aus seiner spannungsvollen Lage zwischen zwei Extremen: dem innerstädtischen Kreis 5 und der weiten Brache des Gleisraums. Dieser „See der anderen Art“ verleiht dem Ort durch seine Weite eine außerordentliche Qualität. Die geschichtete Struktur des Gebäudes reagiert auf die äußeren Rahmenbedingungen. Schlafzimmer und Loggien orientieren sich nach Süden zum ruhigen Hof. Mittig liegen Eingangshallen, Nasszellen und Ankleiden. Wohn- und Essbereiche profitieren von der Weite des Gleisfelds und sind teilweise doppelgeschossig ausgebildet. Der architektonische Ausdruck inszeniert die innere Struktur.

Gegen das weite Gleisfeld durchsetzen große Fensteröffnungen das Fassadenbild. Zum intimeren Hof hin entsteht eine ruhige und regelmäßige Lochfassade. Foto: Simon Menges

Hofhäuser in Zumikon
Think Architecture AG, Zürich, Schweiz

Vier Hofhäuser bespielen die leicht geneigte Parzelle am oberen Siedlungsrand von Zumikon. Mithilfe der gewählten Bauform gelang es ein Ensemble von vier Häusern zu kreieren, welches ein hohes Maß an Wohnqualität und Privatsphäre generiert. Die vier Hofhäuser sind modular aufgebaut und in ihrer Grundkonzeption identisch, jedoch jeweils um ihre gemeinsame Mitte gespiegelt und auf den topographischen Kontext reagierend. Das stringente Grundrisskonzept zeichnet sich in den Fassaden sowie in der klar strukturierten Dachlandschaft ab. Jeder Raum erhält ein trapezförmiges Dach mit Oberlicht an höchster Stelle. Die sichtbare Betonkonstruktion der Außenwände und Trapezdächer ist zugleich auch die tragende Hauptstruktur des Bauwerks. Eine manuelle Veredelung der Sichtbetonoberflächen führt zu einer harmonischen Gliederung der Volumen.

Die gewählte Dachlandschaft ist Antwort auf die geforderte Schrägdachpflicht und wird zum identitätsstiftenden Element der Überbauung. Foto: Think Architecture

Büro- und Verwaltungsbauten Vorderer Sternen
SAM Architekten und Partner AG, Zürich, Schweiz

Die Stelle des Eingriffs ist höchst öffentlich und äußerst sensibel. Das Bellevue als Platz ist für Zürich der Ort für Veranstaltungen, Feste und große Anlässe. Zwei wesentliche Nachbarn im städtischen Raum, das Haus zum Bellevue und das Odeon-Haus sind wichtige Bausteine der räumlichen Entwicklung. Der Neubau des Vorderen Sternen ergänzt das Ensemble: Der über die gesamte Fassade stumpf gefügte, vertikal in schlanken Platten und als Geschossmarkierungen horizontal verlegte Stein (Travertino Romano Chiaro) verleiht dem Haus die an diesem Ort nötige Noblesse und Präzision. Neben dem Travertin stehen die in Messing materialisierten Rahmen der Kastenfenster, Beschläge und Geländer.

Der Bau fügt sich in das Ensemble des Bestands und behält trotzdem seine Eigenständigkeit, die für diesen Ort gefordert ist. Foto: Roger Frei

Gewerbe- und Industriebauten

Warmwasser-Reservoir für das städtische Fernwärmenetzwerk

MODUS architects ATTIA-SCAGNOL, Brixen, Italien

Das Warmwasserreservoir steht in unmittelbarer Nähe der Schulzone und dem Hauptplatz der Fraktion Milland ein. Die enge Nachbarschaft zum Schulgebäude in Verbindung mit den großen Abmessungen der Tanks (4,40 Meter Durchmesser und 11,00 Meter Höhe) haben zur Entscheidung geführt, die Tanks teils in den Boden einzulassen und so die sichtbare Gesamthöhe zu reduzieren. Die sechs Pufferspeicher wurden mit einer vertikal angeordneten, weißen Metallverkleidung zusammengefasst, sodass eine sinnlich, freigeschwungene und weiche Skulptur auf einem harten Betonsockel entstand.

Alle Sammeltanks werden direkt über eine Metallwendeltreppe erschlossen, die in das untere Geschoss des Bauwerks führt und lediglich mit einem Gitterrost bedeckt ist. Foto: Günter Wett

Öffentliche Bauten

Vorarlberg Museum Bregenz

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH, Bregenz, Österreich

Die unterschiedlichen Bauabschnitte werden durch differenzierte Fassadenstrukturen und Oberflächentexturen sichtbar gemacht. Eine einheitliche Farbgebung aus dem Weiß der Champagnerkreide verbindet sämtliche Gebäudeteile zu einem großen Ganzen. Abgeleitet aus den Themen des Bestandes mit Lochfenstern, Einfassungen und starker texturierter Oberflächenstruktur wurde für den Neubau ein Fassadenrelief entwickelt, das mit seinem Licht-Schattenspiel in ständiger Verbindung mit dem Tageslicht und den Jahreszeiten steht. Das Relief zeigt sich als plastisch wirkende Fassade und besteht aus 16.656 einzelnen Betonblüten, die in einem flächenfüllenden ornamentalen Streumuster über die Fassadenteile des Neubaus verteilt wurden.

Als Inspirationsquelle dienten historische Behälter und Gefäße aus Ton oder Glas, welche in der Römerzeit teilweise in Massenproduktion (bis zu 10.000 Stück pro Brennvorgang) als „terra sigillata“ hergestellt wurden. Foto: Adolf Bereuter

Fachhochschulzentrum St. Gallen
giuliani.hönger architekten eth bsa sia, Zürich, Schweiz

Das mehrdeutige Gebäude besteht aus zwei Elementen: Der liegende Baukörper mit den Unterrichtsräumen fasst die Straßen- und Platzräume  und übernimmt die städtische Traufhöhe. Der Turm mit den Institutsräumen baut über das Geleisefeld hinweg einen Dreiklang mit den Türmen des Stadthauses und der Hauptpost auf und verleiht dem Gebäude auch einen solitären Charakter. Die Lage des Turmes im Inneren des Gebäudes definiert zwei unterschiedliche Höfe. Der innere Lichthof dient als Bibliothek und bildet mit dem gespeicherten Wissen das Herz der Anlage. Der äußere Lichthof belichtet die Gänge vor den Unterrichtsräumen und die darunter liegende Eingangshalle. Die Außenhülle besteht aus Kastenfenstern und vorgefertigten, gesäuerten Betonelementen, welche die Gebäudefigur als Ganzes zusammenbindet.

Die Erscheinung wird durch die Reliefierung der Betonelemente - im liegenden Baukörper Betonung der horizontalen Bänder, im Turm der vertikalen Pfeiler - und die Texturen fein differenziert. Foto: Walter Mair

Sonstige Bauten

Überdachung der archäologischen Ruine der Abtei St. Maurice
savioz fabrizzi architectes, Sion, Schweiz

Die im 6. Jahrhundert erbaute Abtei wurde in seiner Geschichte mehrfach durch einen Felssturz beschädigt, was die Architekten als Thema für die Überdachung wählten: 170 Tonnen Stein wurden über dem Platz aufgehängt, um die stetige Gefahr zu verdeutlichen. Im Inneren erzeugt die Überdachung eine ruhige, fast mystische Atmosphäre. Sie befindet sich oberhalb der bestehenden Bebauungen, um ihre Fassaden und den Fels sichtbar zu lassen. Das „Steindach“ filtert das Licht, um für eine regelmäßige, diffuse Beleuchtung zu sorgen. Das statische System besteht aus Trägern, die auf drei Punkten gelagert sind. Die Hauptträger werden von der Felswand über zwei Punkte abgespannt.

Die auf der Struktur befindliche Masse an Steinen dient der Aufnahme von Windlasten und absorbiert die durch Stürze entstehenden Lasten. Foto: Thomas Jantscher

In der Kategorie „Innenausbau“ gab es diesmal kein Gold, aber auch etliche ausgezeichnete Projekte.

Liste aller Gewinner-Projekte bei best architects 14 als PDF-Download
Weitere Informationen: www.bestarchitects.de

Ab Herbst 2013 ist eine aufwendig gestaltete, deutsch-englische Publikation zum best architects 14 Award erhältlich, die alle ausgezeichneten Projekte auf je zwei Doppelseiten mit Plänen und vielen Fotos ausführlich darstellt.

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