Gebetsraum mit Bergpanorama
Bergkirche in Julong von Inuce
Auf der Talseite wölbt sich der ovale Kirchenbau markant empor. Der obere, geschlossene Teil der Fassaden ist mit Faserbetonelementen verkleidet. © Shikai / INUCE
In Europa laufen den christlichen Gemeinden vielerorts die Gläubigen weg oder sterben aus. In China hingegen wachsen viele Kirchengemeinden noch. So auch in der neu entwickelten Satellitenstadt Julong, die rund 15 km von der 7-Millionen-Einwohner-Metropole Quanzhou entfernt im Osten Chinas liegt. Nachdem sie sich jahrelang in einem Ladenlokal getroffen hatte, beauftragte die örtliche Gemeinde den Architekten Dirk U. Moench und sein Architekturbüro Inuce mit der Planung eines 1000 Menschen fassenden Kirchenneubaus.
Ausrufezeichen am Berghang
Der Bauplatz liegt am Fuße eines Bergs, eingebettet in ein Waldgebiet – gute Voraussetzungen also, hier ein weithin sichtbares Merkzeichen zu setzen und zugleich eine schwierige Ausgangslage für die Erschließung des Gebäudes. Außerdem sollte der Neubau zu einer überkonfessionellen Einheit in der Gemeinde beitragen und zahlreiche profane Räume umfassen – von einer ebenerdigen Empfangslobby über Bibliothek und Studienzimmer bis zu Konferenzräumen.
Mit großen Glasflächen öffnet sich der Kirchenraum zum Bergpanorama. © Shikai / INUCE
Granitsockel und Faserbetonplatten
In Anlehnung an das Bibelzitat „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ gliederten die Architekten das Raumprogramm in zwei sehr unterschiedliche Teile. Ein über mehrere Etagen terrassierter, mit Granitplatten verkleideter Sockel nimmt die profanen Nutzungen auf. Darauf ruht das eigentliche Kirchenschiff, ein ovaler Baukörper als abstrahiertes Archenmotiv. Sein oberer, geschlossener Teil ist mit Faserbetonelementen verkleidet, die ein projektspezifisches Relief erhielten.
Rund 1000 Personen finden in dem überkonfessionell genutzten Neubau Platz. © Shikai / INUCE
Innenhof mit Glockenspiel aus Tirol
Der Bereich im Inneren des Ovals ist zweigeteilt: Auf der Bergseite öffnet sich der Kirchenraum mit großen Glasflächen Richtung Bergpanorama. Auf der Talseite betritt man unter dem aufgewölbten Oval einen Vorhof, der an das Paradies frühmittelalterlicher europäischer Kirchen angelehnt ist. Es soll als Ort der Sammlung vor dem Betreten der Kirche dienen. Musikalisch untermalt wird dies durch ein 37-teiliges Glockenspiel über dem Eingang, das eine Tiroler Gießerei für die junge Gemeinde in China angefertigt hat.
Architektur: INUCE, Dirk U. Moench
Bauherr: Christliche Gemeinde von Julong
Standort: Julong Town, Huian, Quanzhou, Fujian (CN)
Tragwerks- und TGA-Planung: FJADI Fuzhou