Möllerei wird zum Konzertsaal
Behutsame Fassadensanierung in Esch-sur-Alzette

Die Möllerei in Esch-sur-Alzette erhielt eine neue Nutzung. Industrieverglasungen mit Stahlprofilen bewahren das authentische Erscheinungsbild. © Eric Chenal
Jahrzehntelang galt das Viertel Belval im Nordosten von Esch-sur-Alzette als das Ruhrgebiet Luxemburgs. Doch schon 1997 endete mit der Stilllegung des letzten Hochofens die Herstellung von Roheisen nicht nur in Belval, sondern im ganzen Land. Heute entsteht auf der 120 Hektar großen Industriebrache Neues: Basierend auf einem Masterplan des holländischen Architekturbüros Jo Coenen entsteht dort ein neues Stadtviertel mit Wohnungen, Arbeitsplätzen, einer Universität und Forschungseinrichtungen. Weil die Industrieanlagen Teil dieser urbanen Umgebung werden sollten, wurden die beiden verbliebenen Hochöfen A und B und weitere Gebäude der einstigen Hochofenstraße in das städtebauliche Konzept integriert.


Zeitzeugen der Stahlindustrie: Die beiden erhaltenen Hochöfen des Stahlwerks wurden in die urbane Bebauung integriert. © Eric Chenal
Denkmal-Status sichert den Bestand
Eines dieser Gebäude ist die Möllerei. Hier wurden früher Koks und Eisenerz gemischt und gelagert. Das 1910 erbaute und Ende der 1960er-Jahre modernisierte Gebäude ist 164 Meter lang, 25 Meter breit und durchschnittlich 26 Meter hoch. Seit 2000 steht die Halle unter Denkmalschutz und muss erhalten bleiben. Ihre Umnutzung erfolgte in zwei Bauabschnitten: Der nördliche, rund 110 m lange Teil des Gebäudes wird seit September 2018 als Universitätsbibliothek genutzt. Das verbleibende Drittel der Möllerei wurde unter der Federführung des Architekturbüros BFF architecture & urbanisme aus Luxemburg, zu einer Veranstaltungs- und Ausstellungshalle umgebaut.


Oberste Prämisse der Sanierung und Umnutzung der Möllerei war es, das Gebäude im bauzeitlichen Zustand von 1970 zu erhalten. © Eric Chenal


© Eric Chenal
Statische Ertüchtigung und Energiestandards
Oberste Prämisse der Sanierung war es, das Gebäude im bauzeitlichen Zustand von 1970 zu erhalten. Die korrodierte Metallverkleidung der Fassade wurde durch neue Bleche ersetzt und auch das Dach erneuert. Auf eine Wärmedämmung nach heutigen energetischen Anforderungen verzichtete man jedoch: „Es wurde damals entschieden, dass wir das Gebäude gegen äußere Witterungseinflüsse schützen, dass aber eine Innentemperatur von ca. 12 – 15 Grad für die Nutzung als Veranstaltungs- und Ausstellungshalle ausreichend ist“, erläutert Julia Nockemann von BFF. „Zudem wollte der Bauherr die Fensterbänder optisch möglichst unverändert beibehalten.“ Dieser Sichtweise schloss sich auch die Denkmalpflege an, und so wurden die Fensterbänder beider Längsfassaden sowie die der Giebelfassade schließlich mit dem ungedämmten Stahlprofilsystem Jansen-Economy 50 erneuert.


Die Umnutzung der Möllerei zu einem öffentlich zugänglichen Ort erforderte einige bauliche Veränderungen. Unter anderem wurden Rampen und Stege eingebaut, die einen Rundgang durch das Industriedenkmal ermöglichen. © Eric Chenal
Umnutzung bedingt neue Erschließung
Auch die Heizungsanlage wurde angesichts des industriellen Charakters des Gebäudes auf ein Minimum reduziert. Das schließt aber Veranstaltungen in der kalten Jahreszeit keineswegs aus: Bereiche, in den Veranstaltungen stattfinden, sind mit wärmegedämmten Profilen ausgeführt. Dazu zählen insbesondere der neue Eingangsbereich mit dem anschließenden Foyer; hier kam das wärmedämmende Pfosten-Riegelsystem Jansen VISS Fassade zum Einsatz. Die Eingangstüren selbst wurden aus dem ebenfalls wärmedämmenden Stahlsystem Janisol gefertigt.
Weil sich die Möllerei im Zuge der Umnutzung in einen öffentlich zugänglichen Ort verwandelte, waren neben der Fassade weitere bauliche Veränderungen notwendig: Unter anderem wurde ein neues Treppenhaus mit Aufzugsanlage eingefügt sowie Rampen und Stege, die Besuchern einen Rundgang durch das Industriedenkmal ermöglichen. Hier wird heute auf knapp 400 Quadratmetern anhand von digitalen und interaktiven Installationen die Funktionsweise des Hochofens A dokumentiert. Während dieser aufgrund seines guten Zustandes vollständig konserviert wurde, blieb Hochofen B lediglich als Hülle erhalten. Als identitätsstiftende Industriedenkmale erinnern sie an die Bedeutung der luxemburgischen Eisen- und Stahlindustrie im 19. und 20. Jahrhundert. JS
Architektur: BFF architecture & urbanisme
Bauherr: Fonds Belval
Standort: 6 place de l'Académie, 4361 Esch-Belval Esch-sur-Alzette (LU)
Kategorie: Fassade
Hersteller: Jansen
Produkte: Festverglasungen Economy 50, Janisol 2 Türe, Janisol Türe, VISS Fassade
Metallbauunternehmen: Lefèvre Lux