Baulücke verkorkt
Bay Window Tower House in Tokio von Takaaki Fuji + Yuko Fuji Architecture
Foto: Masao Nishikawa
Assoziationen mit den Kapselhäusern der japanischen Metabolisten drängen sich auf angesichts des Wohnhauses, das Takaaki und Yuko Fuji für eine vierköpfige Familie im Tokioter Stadtteil Shibuya errichtet haben. Die Beweggründe für das turmartige, scheinbar aus vier übereinandergestapelten, containerartigen Volumina zusammengesetzte Gebäude waren jedoch andere: „Unsere Recherchen zu Erkern aus aller Welt ergaben, dass sie viele Formen annehmen und viele attraktive Funktionen erfüllen, von der Lichtquelle über ein Sitzmöbel bis hin zu einer dekorativen Schnittstelle zur Stadt“, berichten die Architekten. „Unser Entwurf sieht Erker in jedem Stockwerk und an jeder Seite des Gebäudes vor und bietet den Bewohnern viele Möglichkeiten, ihre Zeit zu verbringen. In diesem Turm sind die Fenster Orte zum Sitzen, Schreiben, Schlafen, Dekorieren und für viele andere Aktivitäten.
Die Grundrissform – ein asymmetrisches Achteck – entstand in der Absicht, den Nachbarn so wenig wie möglich die Sicht zunehmen. Ganz nebenbei gilt die Achteckform gemäß der fernöstlichen Lehre des Feng-Shui auch als Glücksbringer. Mit Ausnahme der zurückgesetzten Eingangsebene hat jedes Geschoss etwa 22 m2 Fläche. Das ganze Haus bringt es so auf eine Geschossfläche von 84 m2 auf dem nur 44 m2 großen Grundstück.
Um den Kühlbedarf des Hauses so weit als möglich zu senken, führten die Architekten Tageslicht-, Wärme- und Windsimulationen durch und entwickelten aufbauend darauf drei Arten von Gebäudeöffnungen: zu öffnende und fest verglaste Fenster sowie opake Lüftungsklappen. Sie sind so im Gebäude verteilt, dass der Tageslichteintrag so hoch wie möglich, die Wärmeeinträge so gering wie möglich und die Querlüftung so effizient wie möglich ausfallen. Um die Wärmelast im Sommer darüber hinaus weiter zu reduzieren, verkleideten die Architekten den Baukörper außen mit 50 mm karbonisiertem Kork. Das Material ist Wetterhaut und Dämmung in einem und verleiht dem Haus eine Ästhetik, die den eher technoiden Charakter der gestapelten Kuben konterkariert. Hinter der Hülle verbirgt sich ein tragendes Stahlskelett. Der natürliche Materialästhetik der Fassaden setzt sich auch im Inneren fort: In den Wohn- und Schlafzimmern liegen Teakholzböden. Decken und Wände sind mit 4 mm dünnem, tropischen Lauan-Sperrholz verkleidet, das auf Gipskarton- oder Kalziumsilikat-Trägerplatten aufkaschiert ist.