Monolith aus Leichtbeton
Baugruppenhaus in Berlin von Zanderroth
Mit sieben Geschossen bildet das Haus Magazinstraße 17 ein kraftvolles Pendant zu dem Plattenbau gegenüber. © Simon Menges
In der Magazinstraße nahe des Berliner Alexanderplatzes treffen historischer Baublock und realsozialistischer Städtebau unvermittelt aufeinander. Die zerklüftete Stadtlandschaft mit vielen undefinierten Restflächen bot keine leichte Ausgangssituation für den Neubau, den Zanderroth hier für eine Baugruppe entworfen haben. Bis zu elf Wohnungen und eine zweigeschossige Gewerbeeinheit finden darin Platz. Im Westen dockt das Gebäude mit fünf Geschossen an das ebenso hohe historische Nachbargebäude an, im Osten setzt es mit zwei zusätzlichen Etagen einen kraftvollen Akzent vis-a-vis der deutlich höheren Plattenbauten.
Auf der Nord- und Südseite passt sich der Neubau mit tiefen, regelmäßigen Lochfassaden an die Nachbargebäude an. © Simon Menges
Architektur und Projektentwicklung Hand in Hand
Um ihre Projekte realisieren zu können, betreiben die Architekten schon seit einiger Zeit eine eigene Projektentwicklungsgesellschaft namens SmartHoming. Sie kam auch in diesem Fall zum Zuge.
Im Erdgeschoss ist eine Gewerbeeinheit entstanden, die bis ins erste Obergeschoss hinaufreicht. Dort gibt es eine weitere Wohnung, in den Obergeschossen zwei bis vier jeweils zwei Wohnungen und in den obersten beiden Etagen je eine Wohneinheit über die gesamte Geschossfläche. Mit etwas Umbauaufwand ließen sich die obersten Wohnungen auch teilen.
Große Glasflächen mit integrierten Schiebeelementen öffnen die Wohnräume nach Osten. © Simon Menges
60 cm dicke Leichtbetonwände
Auf den Längsseiten im Norden und Süden erhielt das Gebäude dicke Sichtbetonfassaden mit tief liegenden Fenstern. Trotz ihrer Schmucklosigkeit bilden sie in puncto Fensterformate und Reliefwirkung eine stimmige Fortsetzung der benachbarten Natursteinfassaden. Die Wandstärke von 60 cm ermöglichte es, ohne Auskragungen vor den Fenstern schmale Balkone anzulegen. Die dicken Wände sind aus statischen und vor allem aus bauphysikalischen Gründen notwendig, da die Architekten auf eine Zusatzdämmung verzichten wollten.
Die Fenster liegen teils innen- und teils außen bündig in den 60 cm dicken Betonwänden. © Simon Menges
Das Treppenhaus ist so konzipiert, dass sich wahlweise ein oder zwei Wohnungen pro Geschoss daran anbinden lassen. © Simon Menges
Wohnräume mit Panoramaverglasung
Am Gebäudekopf im Osten ergibt sich ein ganz anderes Bild mit U-förmig umlaufenden, geschosshohen Glasflächen und einer dezidierten Horizontalgliederung des Baukörpers. An den Gebäudeecken gibt es außen bündige Festverglasungen, in der Gebäudemitte große Schiebeelemente mit innen angebrachten Geländern. Von außen gesehen prägen nur Beton, Glas und Aluminium die Fassade. Innen überrascht sie dagegen mit breiten Rahmen und Sturzverkleidungen aus Holz. Dezente Farbakzente setzten die Architekten auch mit den Bodenbelägen und Badezimmerfliesen; ansonsten dominieren weiß beschichtete Decken und ebenfalls viel Sichtbeton.
Architektur: Zanderroth
Bauherr: Baugemeinschaft Magazinstraße
Projektentwicklung: SmartHoming
Standort: Magazinstraße 17, Berlin (DE)
Tragwerksplanung: knippershelbig
Landschaftsarchitektur: Friedburg & Co.
TGA-Planung: i.b.s. Ingenieurbüro Scheibler
Bauunternehmen Rohbau: SBG Generalübernehmer