Farbenfrohe Nachverdichtung
Baugruppen-Wohnhaus in Berlin von IFUB
Baugruppen-Wohnhaus in Berlin, © Thomas Straub
Der zweiteilige Neubau für 15 Familien besetzt eine der letzten Baulücken in Berlin-Neukölln mit einer ungewöhnlichen Materialkombination aus Holz, Wellblech und farbigen Fliesen. Das schmale, an einer Straßeneinmündung gelegene Grundstück war vormals nur mit Werkstätten und Garagen bebaut. Der Bebauungsplan forderte den Lückenschluss im Blockrand und der schmale Geldbeutel der Baugruppe die komplette Ausnutzung der zulässigen Bebauungsdichte.
Der zweiteilige Neubau für 15 Familien besetzt eine der letzten Baulücken in Berlin-Neukölln. © Thomas Straub
Mit dem Kopfbau an der Straße griff das Planungsbüro IFUB* die Typologie der benachbarten Giebelhäuser auf und vermittelt gleichzeitig zwischen deren Traufhöhen. In puncto Material tanzt der „Neue“ aber deutlich aus der Reihe: Die Obergeschosse sind mit einer flächigen Lärchenholzschalung verkleidet, das Erdgeschoss in Anlehnung an die zahlreichen 70er-Jahre-Bauten im Stadtteil mit farbig glasierten Fliesen.
Das Haus hat sowohl an der Straße im Norden als auch am Hof im Süden Balkone, was bereits auf eine Besonderheit hinweist: Alle Wohngeschosse lassen sich wahlweise als eine große oder zwei getrennte Wohnungen nutzen. Im Erdgeschoss schuf das Planungsteam zwei Gewerbeeinheiten.
Holz, Wellblech und farbigen Fliesen zieren die Außenfassade. © Thomas Straub
Brandschutz diktiert Fassadenmaterialien
Das Gartenhaus im Hinterhof wurde an die Brandwand des Nachbargebäudes angebaut und in der Höhe gestaffelt, um die baurechtlich vorgeschriebenen Abstandsregeln einzuhalten. Hier ist der Wohnungsmix deutlich heterogener, er reicht von der 1,5- bis zur Sechszimmerwohnung. Die Rückstufungen des Baukörpers sind als Terrassen gestaltet, vor den Erdgeschosswohnungen sind kleine Privatgärten entstanden und auf den Dächern beider Häuser gibt es Dachterrassen für die ganze Hausgemeinschaft.
© Thomas Straub
© Thomas Straub
Die einzige Vertikalerschließung im Hinterhaus bildet ein außen liegendes, offenes Sicherheitstreppenhaus aus Stahl. Um es genehmigt zu bekommen, durfte es ausschließlich von nicht brennbaren Materialien umgeben sein. Diese Vorgabe galt auch für die Verkleidung der Längsfassaden. An der Stirnseite des Gebäudes schimmern nun die gleichen gelb-blau-roten Fliesen wie am Vorderhaus, an den übrigen Seiten unbehandeltes Aluminium-Wellblech. Dahinter verbirgt sich – wie am Vorderhaus – eine Holzständerkonstruktion. Die tragenden Bauteile bestehen indes aus Stahlbeton. Die vielen verspringenden Wohnungstrennwände machten den Schallschutz zu einer Herausforderung und einen reinen Holzbau letztlich zu komplex.
Begrünter Innenhof statt Tiefgarage
Zwei Sachverhalte begünstigten das üppige Grün im Innenhof: Durch das außen liegende Treppenhaus war keine Aufstellfläche für die Feuerwehr erforderlich und eine Tiefgarage war weder von der Berliner Stellplatzverordnung gefordert noch von den Bewohnern gewünscht. Stattdessen sind nun die Fahrräder und Mülltonnen im Souterrain untergebracht. Die Baugruppenhäuser werden mit Fernwärme beheizt. Warmwasser liefert eine Abluftwärmepumpe, die Strom aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach bezieht.
Architektur: IFUB*
Bauherr: Baugruppe D2, Berlin
Standort: Donaustraße 2, Berlin (DE)
Tragwerksplanung: Niehues Winkler Ingenieure
Energieberatung: Ingo Andernach
TGA-Planung: Ingenieurbüro N. Lüttgens
Brandschutz: Brandschutz plus
Schallschutz: Andreas Wilke