BAU ONLINE 2021: Die Messe im Digitalformat geht an den Start
Foto: Messe München GmbH
Über 2.000 Aussteller, über 200.000 Besucher, über 200.000 m2 Ausstellungsfläche ... Mit diesen Zahlen kann die BAU 2021 aus bekannten Gründen nicht aufwarten. Die diesjährige Ausgabe der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme fällt mitten in die anhaltende Pandemie. Nach monatelanger Unsicherheit, ob und in welcher Form das Großereignis stattfinden kann, hat sich nun eine zwar deutlich reduzierte, aber nicht minder beachtenswerte dreitägige Veranstaltung herauskristallisiert.
Prozedere und (interaktives) Angebot
Die Teilnahme an der BAU Online ist kostenlos, bedarf jedoch einer Registrierung. Danach erhalten die Besucher Zugang unter anderem zu Livepräsentationen von Produkten und Innovationen der mittlerweile knapp über 220 Messeaussteller. Darunter sind vorwiegend Unternehmen aus Deutschland sowie Aussteller aus weiteren 25 Ländern. Vertreten sind etwa Allplan und ComputerWorks, Gira und Jung, Heroal und Schüco oder Alho und Kleusberg, um nur einige zu nennen. Auch Institutionen, Verbände und Dienstleister präsentieren sich dem Fachpublikum, darunter die DGNB, der VDI oder die Fraunhofer-Gesellschaft.
Die Livepräsentationen der Produkte, Systeme und Innovationen finden vor einer begrenzten Teilnehmerrunde statt, sodass eine Anmeldung für die einzelnen Veranstaltungen notwendig ist. Im registrierten Bereich können ebenso Termine für Einzelgespräche mit den Herstellern als Videocalls gebucht werden. Hier besteht also die Möglichkeit, während der Messetage in direkten Austausch mit den Fachberatern zu treten. Zudem steht über die Anmeldung auch das recht umfangreiche Konferenzprogramm zur Verfügung. Eine Übersicht mit allen persönlich geplanten Terminen ist im Bereich »Meine BAU« einsehbar.
Konferenzen, Live-Talks, Fachforen
Drei Konferenzreihen begleiten die digitale Ausgabe der Messe. Die Kernthemen, zu denen namhafte Architekten, Planer und Experten referieren und diskutieren werden, haben größtmöglichen Aktualitätsbezug: digitale Transformation, Herausforderung Klimawandel, Ressourcen und Recycling, Wohnkonzepte der Zukunft sowie die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Bauwirtschaft und auf die Planung von Gebäuden und öffentlichem Raum. Diesen Themen widmen sich etwa Live-Talks im »BAU TV« sowie moderierte Vorträge und Diskussionen im Rahmen des Fachforums »Zukunft des Bauens«. Zudem sendet an allen drei Messetagen das »Studio BUND« aus Berlin und beäugt Trends und Impulse des aktuellen Architekturgeschehens. Die Liveübertragungen aus der Hauptstadt werden veranstaltet vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat BMI mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR. Programmpunkte der einzelnen Konferenzen lassen sich teilweise nachträglich online abrufen.
Digital Village in Kooperation mit DETAIL
Vor zwei Jahren fand auf der letzten Präsenzausgabe der BAU die Premiere des Start-up-Wettbewerbs Digital Village in Kooperation mit Detail statt. Nun erhalten junge Gründer im Rahmen der BAU Online erneut eine Plattform, um ihre Ideen dem Fachpublikum zu präsentieren. Acht nominierte Start-ups bestreiten in diesem Jahr den Wettbewerb, der am Freitag, den 15. Januar ab 14:45 Uhr im BAU TV in die Finalrunde geht. Das Publikum kann danach die überzeugendste Idee einer digitalen Lösung für die Baubranche wählen. Als Preis erhält der Sieger einen kostenfreien Stand auf der kommenden Messe digitalBAU in Köln. Hier gibt es eine Liste der nominierten Start-ups sowie weitere Informationen zum Digital Village 2021.
Virtuelle Messe: Ein Modell für die Zukunft?
Die Themen Digitalisierung, klimagerechtes Bauen und bewusster Umgang mit Ressourcen haben deutlich an Bedeutung gewonnen, nicht nur als Bestandteile des Messeprogramms sondern zunehmend auch als Prämissen für Produktentwicklungen der Bauindustrie. Dass auch in diesen außergewöhnlichen Zeiten der dazugehörige Baudiskurs nicht stillsteht und wir zumindest virtuell am Geschehen teilhaben können, ist ein Gewinn. Dass hiermit gleichzeitig auch die ressourcenschonendste und digitalste BAU an den Start geht, ist bezeichnend. Inwiefern ein raum- (und zeit-) unabhängiges Messeformat auch in Zukunft funktionieren kann, wird sich vielleicht in den nächsten Tagen zeigen. Zumindest in Ansätzen könnte dies ein begleitendes und zeitgemäßes Modell sein. Die persönlichen Kontakte, die ausgiebigen Gespräche, die haptisch erlebbaren Produkte, der Applaus für einen gelungenen Vortrag oder einen verliehenen Preis sowie die Stadtspaziergänge im Rahmen der Langen Nacht der Architektur werden uns in diesem Jahr dennoch besonders fehlen.
Die letzten Monate haben gezeigt, wie schnell und grundlegend sich die Welt verändern kann: in einen Zustand großer Unsicherheit aber auch wieder in einen Zustand der leisen Zuversicht. Die Messehallen in München-Riem sind im Januar 2021 kein Treffpunkt der globalen Baubranche, sie dienen als Impfzentrum. In zwei Jahren sind sie dann hoffentlich wieder eine Plattform für Architektur. In welcher inspirierenden, nachhaltigen und adäquaten Form auch immer.